Schweiz
Klima

So gross war die Gletscherschmelze in der Schweiz im Jahr 2025

Gletscher Gletscherschmelze Schweiz 2025
Der Betrieb der künstlichen Eisgrotte am Rhonegletscher (VS) musste diesen Sommer aufgegeben
werden: Der durch Tücher geschützte und schon lange nicht mehr  ...
Nicht mehr viel übrig von der künstlichen Eisgrotte am Rhonegletscher. Diesen Sommer musste der Betrieb aufgegeben werden. Der durch Tücher geschützte Eisblock ist zu klein geworden.Bild: Akademie der Naturwissenschaften SCNAT/M. Huss

So früh setzte die Gletscherschmelze selten ein – das ist das Resultat

Die Gletscher litten auch 2025. Der schneearme Winter kombiniert mit den Hitzewellen im Juni und August führte zu einem Verlust von 3 Prozent des Gletschervolumens. Das ist der viertgrösste Schwund seit Messbeginn. Die Eismasse nahm damit in den letzten zehn Jahren um ein Viertel ab.
01.10.2025, 09:00

Drei Prozent weniger Gletschervolumen der Schweizer Gletscher. Das ist die Bilanz des Jahres 2025. Mit dem viertgrössten Schwund seit Messbeginn nahm die Eismasse damit in den letzten zehn Jahren um einen Viertel ab, wie das Schweizerische Gletschermessnetz (GLAMOS) und die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz berichten.

Schmelzen startete so früh wie kaum zuvor

Nach einem schneearmen Winter brachten Hitzewellen im Juni 2025 die Gletscher in die Nähe der Rekordverluste aus dem Jahr 2022. Schon in der ersten Juli-Hälfte war die Schnee-Reserve aus dem Winter aufgebraucht und die Eismassen begannen so früh wie kaum je zuvor zu schmelzen.

Die kühlere Witterung im Juli sorgte für etwas Entspannung und verhinderte das Schlimmste. Dennoch gingen dieses Jahr schweizweit weitere rund drei Prozent des Eisvolumens verloren – der viertgrösste Schwund hinter den Jahren 2022, 2023 und 2003. 2025 reiht sich damit ein in das Jahrzehnt mit dem deutlich schnellsten Eisverlust: Seit 2015 verloren die Gletscher schweizweit ein Viertel ihres Volumens. Über 1000 kleine Gletscher sind bereits verschwunden.

Gletscher unter 3000 Metern über Meer litten besonders

Vor allem Gletscher unterhalb von 3000 m ü. M. haben 2025 stark gelitten. Der Schnee aus dem Winter verschwand dort bis in den Gipfelbereich. Als Folge davon nahm die Eisdicke zum Beispiel von Claridenfirn GL, Glacier de la Plaine Morte BE oder Silvrettagletscher GR im Mittel um über zwei Meter ab.

Für Gletscher im südlichen Wallis wie den Allalingletscher oder Findelgletscher war der Verlust mit knapp einem Meter geringer.

Gletscher Gletscherschmelze Schweiz 2025
Im südlichen Wallis, wie hier am Findelgletscher bei Zermatt, blieb der Winterschnee oberhalb
rund 3300 m über Meer erhalten, wodurch die Gletscher in grosse ...
Am Findelgletscher bei Zermatt, blieb der Winterschnee oberhalb rund 3300 Meter über Meer erhalten, wodurch die Gletscher in grossen Höhen doch noch etwas neues Eis bilden konnten.Bild: Akademie der Naturwissenschaften SCNAT/M. Huss

Zu wenig Schnee im Winter

Im Winter 2024/2025 führte die Kombination aus wenig Niederschlag und drittwärmstem Winterhalbjahr (Oktober bis März) seit Messbeginn zu sehr geringen Schneemengen. In Teilen Nord- und Mittelbündens fiel beispielsweise so wenig Neuschnee wie noch nie.

Auf den Gletschern lag deshalb Ende April rund 13 Prozent weniger Schnee verglichen mit der Periode 2010–2020. Der zweitwärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen führte zu einer rapiden Schneeschmelze bis in die höchsten Lagen.

Gletscher Gletscherschmelze Schweiz 2025
Am Glacier de la Plaine Morte (BE) hat der Effekt des Faverges-Gletschersees ein Amphitheater aus
Eis geschaffen.
Am Glacier de la Plaine Morte (BE) hat der Effekt des Faverges-Gletschersees ein Amphitheater aus Eis geschaffen.Bild: Akademie der Naturwissenschaften SCNAT/M. Huss

Nach einem eher kühlen und feuchten Juli brachte der August eine Hitzewelle mit einer Nullgradgrenze auf teils über 5000 Metern. In Kombination sorgte diese Witterung für einen überdurchschnittlich warmen Sommer. Zwischen Juli und September führten einige Kaltfronten zu einzelnen Tagen mit Neuschnee oberhalb von 2500 m ü. M., der aber nur im Hochgebirge länger erhalten blieb.

«Die stetig schwindenden Gletscher tragen dazu bei, dass sich das Gebirge destabilisiert», sagt Matthias Huss, der Leiter von GLAMOS. «Dies kann zu Ereignissen wie im Lötschental führen, wo im Mai eine Fels-Eis-Lawine das Dorf Blatten verschüttet hat.»

Gletscher Gletscherschmelze Schweiz 2025
Der ehemalige Gletscher bei der Diavolezza (GR) verschwand vor etwa 15 Jahren vollständig, ist
nun aber der einzige Schweizer «Gletscher», der für den Skibetr ...
Der ehemalige Gletscher bei der Diavolezza (GR) verschwand vor etwa 15 Jahren vollständig, ist nun aber der einzige Schweizer «Gletscher», der für den Skibetrieb ausschliesslich dank Snow-Farming und Abdeckung in einer unnatürlichen Form erhalten wird.Bild: Akademie der Naturwissenschaften SCNAT/A. Linsbauer
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Schneefiguren, wie du sie vermutlich noch nie gesehen hast
1 / 30
Schneefiguren, wie du sie vermutlich noch nie gesehen hast
Eine gute Idee, um fremde Kinder vom eigenen Grundstück fernzuhalten.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Unterwegs auf dem schwindenden Feegletscher
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
126 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
traugottle
01.10.2025 09:29registriert Februar 2014
Man kennt ja die Folgen der Erderwärmung bereits seit langem. Wir verbrennen aber weiterhin täglich etwa 16 Milliarden Liter fossilen Brennstoff. Die kommenden Generationen werden dafür unsagbar leiden müssen.
6919
Melden
Zum Kommentar
avatar
kusel
01.10.2025 10:22registriert Januar 2015
Ich fuhr vor 30 Jahren mal auf der Diavolezza Ski. Es war traumhaft. Und es ist erschreckend zu sehen, wie der Gletscher heute aussieht. Und es macht mich umso mehr hässig, wie sich Leute wie der Schweizer BR Albert Rösti aufführen. Lassen Rösti solche Bilder kalt? Haben solche Leute kein Angst für unsere kommenden Generationen? Haben Sie kein Verantwortungsgefühl?
4612
Melden
Zum Kommentar
avatar
Chris_A
01.10.2025 11:31registriert Mai 2021
Wenn wir die Erwärmung nicht auf 1.5 Grad begrenzen können werden zu Ende des Jahrhundert die Alpen Schnee und Eisfrei sein und alle Küstenstädte stehen unter Wasser. Nur schon diese beiden Auswirkungen der Klimaerwärmung stellt die Menschheit vor existentielle Herausforderungen. Kosten zur Verringerung des CO2 Ausstoss sind wesentlich günstiger als die Schäden die angerichtet werden. Jetzt bräuchten wir nur noch Politiker die vor die Nase hinaus denken können. Ist leider eine aussterbende Spezies.
209
Melden
Zum Kommentar
126
Armeechef Süssli will Abwehrdrohnen – noch dieses Jahr
Polen, Dänemark, Deutschland: Überall gibt es Drohnenalarm. Auch über Meiringen habe es mehr Drohnenflüge gegeben als bisher angenommen, sagt Armeechef Thomas Süssli. Er handelt nun.
«Wir sind nicht im Krieg, aber auch nicht im Frieden»: Das sagte der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz am Montag. Hat er Recht?
Thomas Süssli: Das trifft die Situation sehr genau. Das entspricht auch unserer Auffassung.
Zur Story