Normalerweise stelle ich bei «Rauszeit» ja eher Geheimtipps der Schweiz vor und lasse die eh schon bekannten Perlen mehrheitlich aus. Das ist meist auch kein Problem: Weil Bergseen, die es mit dem Oeschinensee aufnehmen können, gibt es unzählige. Bergbeizen, welche sich vor dem Aescher nicht verstecken müssen, finden sich vielerorts.
Bei den schönsten Gletschern der Schweiz führt aber einfach kein Weg am Aletschgletscher oder anderen bekannten Schönheiten vorbei.
Der Grosse Aletschgletscher ist nicht nur der grösste der Alpen, er lockt auch mit wunderbaren und einfach erreichbaren Aussichtspunkten. So kannst du mit der Gondel direkt mit der Seilbahn zur Moosfluh, aufs Bettmerhorn oder zum Eggishorn, wo sich die besten Aussichtspunkte befinden.
Beim Eggishorn wartet auf fast 3000 Metern über Meer zudem ein rund 500 Meter langer Rundweg auf dich. Informationstafeln vermitteln unterwegs Wissenswertes zum grössten Eisstrom der Alpen. Sehr zu empfehlen ist auch eine Gletschertour auf den Eismassen selbst. Da musst du allerdings mit einem Bergführer unterwegs sein.
Gleich geht es weiter mit unseren tollen Gletschern, zuerst aber eine kurze Werbeunterbrechung:
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Schwieriger zu erreichen ist die Gletscherwelt an der Grenze der Kantone Uri und Glarus. Hier fliessen vom Clariden-/Hüfipass die jeweils gleichnamigen Gletscher nach Uri (Hüfifirn) und Glarus (Claridenfirn).
Die Planurahütte ist hier für Skitourengänger oder Wanderer ein beliebtes Ziel, das allerdings nicht ganz einfach erreichbar ist. Belohnt wirst du da oben auf fast 3000 Metern über Meer mit einer Gletscherwunderwelt, welche mit dem grössten Windkolk Europas und seinem kleinen Bruder direkt unter der Planurahütte ihren Höhepunkt findet.
Zurück zu einem leichter erreichbaren Gletscher. Den Feegletscher bestaunst du am besten von der Längflue, welche du im Sommer auf Wanderwegen oder mit der Gondel erreichst. Im Winter (und auch im Sommer) kannst du hier auch auf und um den Gletscher Ski fahren.
Wenn du eine Gletschertour mit einem Bergführer machst, erreichst du auf dem Eis einen der für mich schönsten Aussichtspunkte der Schweiz.
Früher reichte der Gletscher bis runter ins Dorf Saas-Fee. Er kam so nahe, dass die Einwohner beteten, damit sich der Gletscher zurückziehe. Heute sieht man ihn unten vom Dorf nur noch knapp. Wir besuchten den Feegletscher diesen Sommer, um zu erleben, was der Klimawandel hier verändert.
Nicht auf, aber in den Gletscher kannst du beim Klein Matterhorn. Der gleichnamige Eisstrom fliesst zwischen der Bergstation der höchsten Luftseilbahn Europas (3883 m) und dem Breithorn los. Du hast schon in der Gondel herrliche Blicke auf die Gletscherwelt. Übrigens: Diesen Ausflug empfahl vor wenigen Wochen die Reisebibel «Lonely Planet».
Erleben kannst du da den höchstgelegenen Gletscher-Palast der Welt. Neben Figuren aus Eis kannst du hier auch in eine Gletscherspalte. Der Palast befindet sich rund 15 Meter unter der Oberfläche.
Du brauchst keine spezielle Ausrüstung. Warme Bekleidung und geschlossene Schuhe sind aber empfohlen. Der Gletscher-Palast ist ganzjährig geöffnet. Und ja: Verpasse die kurze Eisrutsche durch die kleine Höhle nicht.
Am Fuss des einzigen 4000ers Graubündens, dem Piz Bernina, erstreckt sich der Morteratschgletscher. Auch dieser schrumpft von Jahr zu Jahr. Einen Besuch wert ist er insbesondere wegen des Gletscherwegs. Im Tal ist der Rückzug auf dem Wanderweg nämlich eindrücklich mit Jahres- und Informationstafeln dokumentiert. Du wirst dabei auch den kühlen Gletscherwind spüren, der dir hier entgegenblasen kann.
Von Zeit zu Zeit bilden sich hier auch Gletschergrotten am unteren Ende des Gletschers. Diese kannst du dann mit einem Bergführer begehen. Die Höhlen brechen nach einigen Wochen wieder zusammen. Aktuell sind sie wieder zu bewundern.
Eine Gletschergrotte gibt's auch im Titlisgletscher, der noch knapp 1500 Meter lang ist und zwischen dem kleinen Titlis und dem Hauptgipfel liegt.
Allerdings kannst du diese Grotte hier beim beliebten Ausflugsziel das ganze Jahr über und gefahrlos besuchen. Das Eis im 150 Meter langen Tunnelweg sei bis zu 5000 Jahre alt. Du befindest dich rund 10 Meter unter der Oberfläche.
Auch hier brauchst du keine spezielle Ausrüstung, um in die Eiswelt einzutauchen und die Eisformationen zu bewundern. Den besten Blick auf den Gletscher hast du übrigens in der ersten Drehseilbahn der Welt.
Auf dem Glacier 3000 wurde im November das neue Restaurant eröffnet, nachdem es vor zwei Jahren abgebrannt war. Die neue Bergstation alleine ist eigentlich einen Besuch wert.
Die Gletscher hier oben leiden auch. So wurde der Col de Tsanfleuron im Sommer 2022 erstmals seit 2000 Jahren schneefrei, weil der Scex-Rouge- und Tsanfleurongletscher schmolzen. Trotzdem ist die Gegend hier oben noch immer wunderschön.
Und du kannst auch auf einem präparierten Weg über den Gletscher zur Quille du Diable und dort im Refuge l'Espace die Aussicht ins Wallis geniessen. Ein phänomenaler Ort.
Zum Abschluss ein kleines unterirdisches Bijou. Dafür müssen wir nur auf etwas über 1100 Meter. Im Val de Travers existieren noch immer Höhlengletscher. Einer der eindrücklichsten ist dabei der Monlési.
Von der Bushaltestelle Les Sagnettes, Bif. Charbonni erreichst du diesen mit einer einfachen Wanderung durch den Wald und über Wiesen. Die Eishöhle (ja, da hat's auch im Sommer Eis drin) liegt vertieft in einem Loch, in welches du mithilfe einer Eisenleiter gut absteigen kannst. Am besten gehst du da im Sommer hin, im Winter und bei Nässe ist der Abstieg rutschig.
In der Höhle empfehlen sich Steigeisen, weil du auf Eis gehen musst – und nimm auch eine Taschenlampe mit. Ein surreales Erlebnis.