Feuer und Wasser sind zwei gute Diener, aber schlimme Herrn, besagt ein Sprichwort. Die aktuelle Berichterstattung über Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen unterstreichen diese alte Binsenweisheit. Dabei scheint es sich nicht um einzelne, voneinander losgelöste Ereignisse zu handeln, sondern um ein weltumspannendes Muster.
Der deutsche Journalist Christian Stöcker fragte sich auf Twitter, ob die Medienlandschaft diesem Muster der Katastrophen überhaupt annähernd gerecht geworden sei. Und hat daraufhin einige aktuelle Beispiele zusammengefasst, die zeigen, dass die Katastrophen «überall gleichzeitig» geschehen:
Überall gleichzeitig. https://t.co/IT7gnS3j7u
— Christian Stöcker (@ChrisStoecker) August 6, 2021
Eine Dürre hat in der Gebirgskette der Anden für eine unterdurchschnittliche Schneebedeckung gesorgt. Dies ist insofern problematisch, als dass die Gletscher bereits seit Jahren durch die steigenden Temperaturen zurück gedrängt werden. Weniger Schnee bedeutet letztlich auch weniger Gletschereis. Ohne das Schmelzwasser der Gletscher kann in vielen Regionen die Wasserversorgung nicht mehr gewährleistet werden.
Ein schnell um sich greifender Waldbrand in Nordkalifornien hat eine historische Ortschaft weitgehend zerstört. In der früheren Goldgräberstadt Greenville seien mindestens 45 Gebäude abgebrannt, teilte die Feuerwehr mit. Das seit Mitte Juli brennende sogenannte Dixie-Feuer hatte am Mittwochabend den Ort erreicht und die meisten Häuser in der historischen Altstadt zerstört.
Türkei. https://t.co/D7wnQM6g6a
— Christian Stöcker (@ChrisStoecker) August 6, 2021
In der Türkei sind derzeit die Küstenregionen Antalya, Marmaris und Milas besonders betroffen. In Milas mussten Wohnviertel evakuiert werden. Nach offiziellen Angaben wurden seit Beginn der Brände vor etwa zehn Tagen mehr als 36'000 Menschen aus rund 12'000 Häusern in Sicherheit gebracht.
Die Zerstörung ist immens. Schätzungen zufolge sind mindestens 100'000 Hektar (1000 Quadratkilometer) Wald und Feld den Flammen zum Opfer gefallen. Acht Menschen kamen ums Leben.
Die Atlantische Umwälzströmung AMOC, die für den Austausch warmer und kalter Wassermassen in dem Ozean verantwortlich ist und so auch das Klima in Europa beeinflusst, hat möglicherweise an Stabilität verloren.
Die Strömung ist laut Studie momentan so schwach wie nie zuvor in den vergangenen 1000 Jahren. Eine Verringerung der Stabilität würde heissen, dass sich die Atlantik-Strömung der kritischen Schwelle angenähert habe, hinter der das Zirkulationssystem zusammenbrechen könnte.
Griechenland. https://t.co/UGugUuGpAQ
— Christian Stöcker (@ChrisStoecker) August 6, 2021
Die Feuer im Norden von Athen lassen in ihrer Kraft nicht nach – immer wieder entstehen neue Brandherde und Winde fachen die Flammen an. Am Freitagnachmittag drohte die Stadt Agios Stefanos – 25 Kilometer von der Hauptstadt entfernt - Feuer zu fangen.
Viele Menschen flohen in Panik, manche jedoch wollten ihre Häuser nicht verlassen. Fernsehbilder zeigten Polizisten, die auch noch die letzten Anwohnenden zwangen, das Gebiet zu verlassen. Im Hintergrund baute sich unterdessen eine gewaltige Wand aus Rauch und Feuer auf.
Überall. https://t.co/qHUyT2CK4Y
— Christian Stöcker (@ChrisStoecker) August 6, 2021
Wetterextreme und vor allem verheerende Waldbrände machen Ländern weltweit in diesen Tagen schwer zu schaffen. Ausserordentliche Hitze und Trockenheit und dann folgenreiche Feuer scheinen in den letzten Jahren auch wegen des Klimawandels zuzunehmen. Zurzeit wüten Tausende Feuer in Griechenland, der Türkei, Italien, Bulgarien, Nordmazedonien, Albanien, dem Kosovo, Nordamerika und Skandinavien.
Gleichzeitig kämpfen andernorts Menschen gegen Hochwasser und Überschwemmungen an – wie Beispiele aus China, Deutschland und auch der Schweiz zeigen.
Der Klimawandel bringt die uns bekannten Systeme und Kreisläufe aus dem Gleichgewicht, was zu einer höheren Anzahl an extremen Wetterlagen und Naturereignissen an vielen Orten der Welt führt. Dürren und Überflutungen dürften in den kommenden Jahren zunehmen – an Stärke und Anzahl.
Ein Muster wohl eher als ein «Jahrhundertereignis».
(adi/sda)
Galgenhumor off
Frage ich mich ernsthaft, wieviele Menschen eigentlich in der freien Wildnis überleben würden. So ohne Strom, ohne Feuerzeug, ohne Wasser, gar nichts. Es sind so einige Dinge zu selbstverständlich geworden. Die die tatsächlich zuerst dran glauben würden wären wohl die reichen Länder.