Ein innerkoreanisches Gipfeltreffen hat die geteilten Länder auf Friedenskurs gebracht: In einer gemeinsamen Erklärung gaben Nord- und Südkoreas bekannt, die Halbinsel schrittweise von Atomwaffen befreien und den seit 65 Jahren andauernden Kriegszustand beenden zu wollen.
Der nach dem Korea-Krieg von 1950 bis 1953 geschlossene Waffenstillstand werde noch dieses Jahr gemeinsam mit den USA und China in einen Friedensvertrag überführt, hiess es am Freitag zum Abschluss des ersten Korea-Gipfels seit über zehn Jahren.
Bei dem Korea-Gipfel im Grenzort Panmunjom unterzeichnete Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un mit Südkoreas Präsident Moon Jae In eine gemeinsame Erklärung, die eine «neue Ära des Friedens» einläuten soll. Beide umarmten sich nach der Unterzeichnung.
Kim Jong Un and Moon Jae-in smile and hug after announcing that North and South Korea will formally end the Korean War later this year https://t.co/YKepJhJ2uB pic.twitter.com/0YQlSTREhr
— CNN (@CNN) 27. April 2018
Dabei sagte Kim: «Nord- und Südkorea sind Brüder, die nicht getrennt voneinander leben sollten.» Moon ergänzte: «Es gibt kein Zurück mehr.»
«Die beiden Führer erklären vor dem 80-Millionen-Volk und der ganzen Welt, dass es nie wieder Krieg auf der koreanischen Halbinsel gibt und das Zeitalter des Friedens begonnen hat», hiess es in der Erklärung. Die beiden Staaten wollen ihre Armeen verkleinern, feindliche Handlungen unterlassen und ihre schwer befestigte Grenze zu einer «Friedenszone» umbauen.
Eine «Nicht-Angriffsvereinbarung» sorge dafür, dass alle feindlichen Aktivitäten «zu Land, zu Wasser und in der Luft» eingestellt würden. Im Herbst will Moon Kim die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang besuchen.
Bereits im Mai soll ein Treffen der Militärführungen stattfinden. Auf ziviler Ebene werden wieder Familienzusammenführungen geplant. An Sportereignissen wie den Asien-Spielen 2018 wollen die Mannschaften gemeinsam teilnehmen.
Das Gipfeltreffen in Panmunjom in der entmilitarisierten Zone stand im Zeichen der Versöhnung und war voller symbolischer Gesten – ein klarer Kontrast zur kriegerischen Rhetorik noch vor einigen Monaten, als die Atom- und Raketentests Sorgen vor einer militärischen Eskalation auch mit den USA schürten.
Nach Angaben von Delegationsteilnehmern entschuldigte sich Kim scherzend für die Tests. Er habe gehört, dass er damit Moon wiederholt aus dem Schlaf gerissen habe. Dies werde aber nicht mehr vorkommen.
Kim und Moon zeigten sich entspannt, scherzten, lächelten und hielten sich wiederholt an den Händen. Am Morgen hatte Kim als erster nordkoreanischer Staatschef überhaupt südkoreanischen Boden betreten.
Er griff Moons Hand und führte ihn spontan auch auf nordkoreanisches Gebiet – ein Schritt, den das minutiös ausgearbeitete Protokoll nicht vorgesehen hatte.
Später pflanzten die beiden eine Kiefer und enthüllten einen Gedenkstein mit der Aufschrift: «Frieden und Wohlstand pflanzen.» Beide führten mehrere Gespräche unter vier Augen, davon eines im Freien, wie TV-Sender live zeigten.
Der innerkoreanische Gipfel ging einem geplanten Treffen von Kim mit US-Präsident Donald Trump voraus, das Ende Mai oder im Juni stattfinden soll. Die USA sind die Schutzmacht Südkoreas und haben dort knapp 30'000 Soldaten stationiert.
Die Übereinkunft von Panmunjom wurde international begrüsst. US-Präsident Trump twitterte: «Der Korea-Krieg endet». Nach einem «wilden Jahr» mit Atom- und Raketentests passierten gute Dinge.
Das chinesische Aussenministerium erklärte, es habe die Hoffnung, dass beide Seiten einen politischen Prozess zur Lösung der Probleme auf der Halbinsel vorantreiben könnten. China sei bereit, bei diesem Punkt weiter eine proaktive Rolle zu spielen. China gilt als engster nordkoreanischer Verbündeter.
Das russische Präsidialamt sprach von einer «sehr positiven Entwicklung». Japans Regierungschef Shinzo Abe sagte, er erwarte von Nordkorea konkrete Schritte. Auch Abe erwägt ein baldiges Treffen mit Kim. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte nach dem historischen Korea-Gipfel vor verfrühter Euphorie. (sda/reu/dpa)