International
Nordkorea

Nord- und Südkorea planen die nukleare Abrüstung – und wollen Krieg beenden

1 / 26
Koreanisches Gipfeltreffen: Kim überrascht seinen Gastgeber
Die Stimmung beim Gipfeltreffen des nordkoreanischen Führers Kim Jong Un und dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In ist ausgesprochen herzlich. Doch jetzt der Reihe nach ...
quelle: epa/korea summit press pool / korea summit press pool / pool
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Nord- und Südkorea planen die nukleare Abrüstung – und wollen Krieg offiziell beenden

27.04.2018, 11:0827.04.2018, 14:32
Mehr «International»

Ein innerkoreanisches Gipfeltreffen hat die geteilten Länder auf Friedenskurs gebracht: In einer gemeinsamen Erklärung gaben Nord- und Südkoreas bekannt, die Halbinsel schrittweise von Atomwaffen befreien und den seit 65 Jahren andauernden Kriegszustand beenden zu wollen.

Der nach dem Korea-Krieg von 1950 bis 1953 geschlossene Waffenstillstand werde noch dieses Jahr gemeinsam mit den USA und China in einen Friedensvertrag überführt, hiess es am Freitag zum Abschluss des ersten Korea-Gipfels seit über zehn Jahren.

Bei dem Korea-Gipfel im Grenzort Panmunjom unterzeichnete Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un mit Südkoreas Präsident Moon Jae In eine gemeinsame Erklärung, die eine «neue Ära des Friedens» einläuten soll. Beide umarmten sich nach der Unterzeichnung.

Dabei sagte Kim: «Nord- und Südkorea sind Brüder, die nicht getrennt voneinander leben sollten.» Moon ergänzte: «Es gibt kein Zurück mehr.»

«Die beiden Führer erklären vor dem 80-Millionen-Volk und der ganzen Welt, dass es nie wieder Krieg auf der koreanischen Halbinsel gibt und das Zeitalter des Friedens begonnen hat», hiess es in der Erklärung. Die beiden Staaten wollen ihre Armeen verkleinern, feindliche Handlungen unterlassen und ihre schwer befestigte Grenze zu einer «Friedenszone» umbauen.

Das sind die Ergebnisse des Korea-Gipfels

1 / 18
Das sind die Ergebnisse des Korea-Gipfels
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und Südkoreas Präsident Moon Jae In haben sich bei ihrem Gipfeltreffen im April 2018 auf gemeinsame Schritte in Richtung Frieden und Abrüstung geeinigt.
quelle: ap/korea summit press pool
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Moon will nach Pjöngjang ...

Eine «Nicht-Angriffsvereinbarung» sorge dafür, dass alle feindlichen Aktivitäten «zu Land, zu Wasser und in der Luft» eingestellt würden. Im Herbst will Moon Kim die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang besuchen.

Bereits im Mai soll ein Treffen der Militärführungen stattfinden. Auf ziviler Ebene werden wieder Familienzusammenführungen geplant. An Sportereignissen wie den Asien-Spielen 2018 wollen die Mannschaften gemeinsam teilnehmen.

Das Gipfeltreffen in Panmunjom in der entmilitarisierten Zone stand im Zeichen der Versöhnung und war voller symbolischer Gesten – ein klarer Kontrast zur kriegerischen Rhetorik noch vor einigen Monaten, als die Atom- und Raketentests Sorgen vor einer militärischen Eskalation auch mit den USA schürten.

Nach Angaben von Delegationsteilnehmern entschuldigte sich Kim scherzend für die Tests. Er habe gehört, dass er damit Moon wiederholt aus dem Schlaf gerissen habe. Dies werde aber nicht mehr vorkommen.

... und Kim betritt südkoreanischen Boden

Kim und Moon zeigten sich entspannt, scherzten, lächelten und hielten sich wiederholt an den Händen. Am Morgen hatte Kim als erster nordkoreanischer Staatschef überhaupt südkoreanischen Boden betreten.

epa06695625 North Korean leader Kim Jong-un (L) crosses the military demarcation line (MDL) as South Korean President Moon Jae-in (R) greets him at the Joint Security Area (JSA) on the Demilitarized Z ...
Der Moment: Kim Jong Un tritt in den Süden.Bild: EPA/KOREA SUMMIT PRESS POOL

Er griff Moons Hand und führte ihn spontan auch auf nordkoreanisches Gebiet – ein Schritt, den das minutiös ausgearbeitete Protokoll nicht vorgesehen hatte.

North Korean leader Kim Jong Un, left, and South Korean President Moon Jae-in cross the border line at the border village of Panmunjom in Demilitarized Zone Friday, April 27, 2018. Their discussions w ...
Händchenhaltend in den Norden …Bild: AP/Korea Summit Press Pool

Später pflanzten die beiden eine Kiefer und enthüllten einen Gedenkstein mit der Aufschrift: «Frieden und Wohlstand pflanzen.» Beide führten mehrere Gespräche unter vier Augen, davon eines im Freien, wie TV-Sender live zeigten.

Der innerkoreanische Gipfel ging einem geplanten Treffen von Kim mit US-Präsident Donald Trump voraus, das Ende Mai oder im Juni stattfinden soll. Die USA sind die Schutzmacht Südkoreas und haben dort knapp 30'000 Soldaten stationiert.

North Korean leader Kim Jong Un, right, talks with South Korean President Moon Jae-in, left, during a meeting at the border village of Panmunjom in Demilitarized Zone Friday, April 27, 2018. Their dis ...
Hier wird Geschichte gemacht: Südkoreas Präsident Moon Jae In (l.) und Kim Jong Un. Bild: AP/Korea Summit Press Pool

Ein «wildes Jahr»

Die Übereinkunft von Panmunjom wurde international begrüsst. US-Präsident Trump twitterte: «Der Korea-Krieg endet». Nach einem «wilden Jahr» mit Atom- und Raketentests passierten gute Dinge.

Das chinesische Aussenministerium erklärte, es habe die Hoffnung, dass beide Seiten einen politischen Prozess zur Lösung der Probleme auf der Halbinsel vorantreiben könnten. China sei bereit, bei diesem Punkt weiter eine proaktive Rolle zu spielen. China gilt als engster nordkoreanischer Verbündeter.

Das russische Präsidialamt sprach von einer «sehr positiven Entwicklung». Japans Regierungschef Shinzo Abe sagte, er erwarte von Nordkorea konkrete Schritte. Auch Abe erwägt ein baldiges Treffen mit Kim. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte nach dem historischen Korea-Gipfel vor verfrühter Euphorie. (sda/reu/dpa)

10 Bilder zeigen dir das Menü beim Nord-Südkorea-Gipfel

1 / 11
10 Bilder zeigen dir das Menü beim Nord-Südkorea-Gipfel
Keine der Köstlichkeiten ist rein zufällig auf die Speisekarte geraten, Südkoreas Protokoll hat sich in Sachen Feinkost-Diplomatie viele Gedanken gemacht. Die Rösti mit koreanischer Note soll Kim an seine Schulzeit in der Schweiz erinnern.
quelle: epa/south korean presidential office / south korean presidential office handout
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Reiseziel: Nordkorea. Eine Fahrt ins Ungewisse

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
68 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Rainbow Pony
27.04.2018 08:07registriert Februar 2018
Das erinnert mich ein wenig an den Mauerfall. Damals war ich noch ein Kind und erahnte die Tragweite der Ereignisse nur. Nennt mich naiv, aber was hier geschieht, rührt mich echt. Ich wünsche mir, dass die beiden Völker wieder zueinander finden und sich getrennte Familien vereinen können.
5416
Melden
Zum Kommentar
avatar
CancelTheCancel
27.04.2018 05:54registriert November 2017
Es wäre toll wenn das erste Bild im Artikel in die Geschichtsbücher eingehen würde, als eine neue Ära.
Ich meine es zeigt einfach das Kim einiges intelligenter ist als Trump. Während dieser überall rumtrumpelt, hat Kim erkannt wie er jetzt weltweit besser dastehen kann.
28617
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sharkdiver
27.04.2018 07:47registriert März 2017
Es ist zu hoffen das dort mal Frieden und Ruhe einkehrt sich der Norden öffnet und in ein humanes Land ohne Hunger und Gulag entwickelt
2200
Melden
Zum Kommentar
68
Nach Angriff: Kolumbien kündigt Waffenruhe mit Splitterorganisation der Farc auf

Nach einem Angriff mutmasslicher Rebellen auf Indigene im Südwesten von Kolumbien hat die Regierung des südamerikanischen Landes den Waffenstillstand mit einer Splittergruppe der ehemaligen Guerillaorganisation Farc aufgekündigt. Ab Mittwoch werden Streitkräfte und Polizei ihre Einsätze gegen die Farc-Dissidentengruppe Estado Mayor Central in den Departements Nariño, Cauca und Valle del Cauca wieder aufnehmen, wie es in einem am Sonntag veröffentlichten Dekret hiess.

Zur Story