Viola Amherd, Peter Hegglin, Elisabeth Schneider-Schneiter, Heidi Z'graggen: Eine Person aus dieser Vierergruppe wird in knapp fünf Wochen jubeln dürfen. Dann steht fest, wer den einzigen CVP-Sitz im Bundesrat von Doris Leuthard übernehmen wird. Die Lust auf Machtspiele mit einer «wilden» Kandidatur etwa von Parteichef Gerhard Pfister dürfte im Parlament gering sein.
Am Mittwoch präsentierten sich die vier Kandidierenden zum ersten und einzigen Mal vor der Wahl gemeinsam in den noblen Hallen des Hotels Bellevue in Bern. Der «Talk im Bellevue» war Parteimitgliedern und Medienleuten vorbehalten, wurde aber auf Facebook live übertragen. Für Spannung war gesorgt, denn im Gegensatz zur FDP gibt es bei der CVP keinen klaren Favoriten.
Viel geändert hat sich daran nicht. «Keine der vier Kandidaturen geht durch die Decke», meinte der Politikberater Mark Balsiger in einer Blitzanalyse am Ende des von Claude Longchamp ziemlich geschwätzig moderierten Podiums. Und doch gab es eine aufschlussreiche Erkenntnis: Die Frauen waren nicht nur zahlenmässig im Vorteil.
Die als Favoritin gehandelte Nationalrätin Viola Amherd trat erstmals seit ihrer Nierenstein-Operation vor die Medien. Die 56-Jährige hatte einen soliden, aber nicht überwältigenden Auftritt. Sie gilt als Vertreterin des linken Flügels, was sich am ehesten manifestierte, als sie ein höheres Frauenrentenalter mit der Lohngleichheit verknüpfte. Sonst hielt sich die Walliserin inhaltlich zurück, dafür überzeugte sie mit einem guten Französisch und passablem Italienisch.
Der Zuger Ständerat Peter Hegglin tat in Auftritt und Inhalt kaum etwas, um seinen Ruf als blasse Figur zu widerlegen. Einzig beim Finanzausgleich wagte der 57-jährige ehemalige Finanzdirektor des wichtigen Geberkantons leise Kritik. Die Tatsache hingegen, dass Hegglin als Vertreter des neben Genf wohl internationalsten Kantons der Schweiz keinen geraden Satz auf Englisch herausbringt, war nicht bundesrats-, sondern fremdschämwürdig.
Zweifel an ihrer Bundesratstauglichkeit werden auch bei Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter immer wieder laut. Die Baselbieterin kompensierte sie mit einem beherzten Auftritt, bei dem sie vor allem ihre Erfahrung als Aussenpolitikerin ausspielte. Negativ fiel sie höchstens auf, weil sie sich um eine Antwort auf Französisch herumdrückte. Der Sprachkurs, den die 54-Jährige letztes Jahr in Südfrankreich absolviert hat, scheint wenig bewirkt zu haben.
Die Urner Regierungsrätin Heidi Z'graggen ist die «Aussenseiterin» im Kandidatenquartett. Sie ist in Bundesbern wenig bekannt. Ihre Performance war durchzogen. Die 52-Jährige wirkte engagiert und machte beim Thema Lohngleichheit einen Schwenker nach links. Dafür erinnerten ihre Aussagen zum Rahmenabkommen mit der EU an den SVP-Jargon («Schauen Sie an Pfingsten auf die Autobahn in Uri: Wer fährt denn da durch? Das sind nicht die Schweizer!»).
watson hat allen vier Kandidierenden im Anschluss die gleiche Frage gestellt:
Hier die Antworten:
Die CVP-Frauen wollen ein reines Frauenticket für die Leuthard-Nachfolge. Der «Talk im Bellevue» war dafür beste Werbung, denn Peter Hegglin konnte sich nicht aufdrängen. Viola Amherd dürfte als Vizefraktionschefin und «Kopf» der Nationalratsdelegation gesetzt sein. Ansonsten ist alles offen. Dynamik und Seilschaften spielen eine wichtige Rolle, deshalb darf man auch Hegglin keinesfalls abschreiben. In zwei Wochen entscheidet die Bundeshausfraktion.