Hallo Kafi! Mein Freund küsst seine Eltern auf den Mund. Pfui!
Liebe Jeanette
Das ist ja äusserst widerlich, was Sie mir da beschreiben. Ja, wenn nicht sogar pervers! Wohin kann so etwas führen, liebe Jeanette? Nicht auszudenken! Jetzt sind es ja noch seine Eltern, aber später einmal könnten es Ihre Kinder sein, die er so begrüsst und verabschiedet!
Ich bin sehr froh, dass er in Ihnen eine sehr weitsichtige und auch aufgeklärte Partnerin hat. Dieser Zusammenhang mit seiner Mobbingkindheit! Ganz sicher ist dieses auf den Mund küssen dort begründet. Kann fast nicht anders sein. Gut haben Sie das aufgedeckt. Das ist sehr wertvoll.
Auch für mich. Denn auch ich habe jetzt realisiert, dass meine Mobbingkindheit mich dazu geführt hat, dass ich meinen Vater auch nach knapp 42 Jahren noch immer mit einem Schmützi auf den Mund begrüsse. Und meine Freundin Franzl auch! Und meinen Sohn auch! Nicht auszudenken, dass ich ihn damit zu einem Mobbingopfer degradieren könnte, schliesslich wäre es doch möglich, dass es auch umgekehrt passiert, nicht wahr?
Nein ernsthaft, liebe Jeanette. Es kann gut sein, dass Sie das seltsam finden. Aber es geht Sie wirklich nichts an, wie Ihr Freund seine Eltern begrüsst. Schauen Sie weg, wenn es Sie stört. Oder hinterfragen Sie, warum Sie einen harmlosen Kuss zu etwas stilisieren, das er nicht ist. Dieses Sexualisieren von allem, hat schon beinahe etwas superprüddoppelmoralisch Amerikanisches. Dort werden Kinder, die gegenseitig dökterlen als Sexualstraftäter weggesperrt und Männer machen sich schon verdächtig, wenn sie ihre eigenen Kinder wickeln.
Solange Ihr Freund seine Eltern nicht mit einem Zungenkuss begrüsst, dürfen Sie also ganz entspannt bleiben.
Ganz herzlich, Ihre Kafi
Kafi Freitag (41!) beantwortet auf ihrem Blog Frag Frau Freitag Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.
Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (Freitag Coaching) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie lebt mit ihrem 12-jährigen Sohn in Zürich.
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