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Chris Froome gewinnt zum vierten Mal die Tour de France

Britain's Chris Froome, wearing the overall leader's yellow jersey holds a glass during the twenty-first and last stage of the Tour de France cycling race over 103 kilometers (64 miles) with ...
Schon während der letzten Etappe gibt es ein Cüpli.Bild: AP/REUTERS POOL

«Es geht nicht um Etappensiege» – Chris Froome gewinnt zum vierten Mal die Tour de France

23.07.2017, 19:3523.07.2017, 19:44

Allen Zweifeln vor dem Start in Düsseldorf und den knappen Abständen bis zum vorletzten Tag in Marseille zum Trotz: An Chris Froome war auch in der 104. Ausgabe der Tour de France kein Vorbeikommen. Der Brite schwächelte während den drei Wochen nur einmal leicht.

«Ich war im roten Bereich.»
Chris Froome

Im Rückblick spricht Chris Froome von Glück, dass er in der Pyrenäen-Etappe mit der Bergankunft in Peyragudes nur 20 Sekunden auf die Konkurrenz eingebüsst habe: «Da habe ich wirklich gelitten. Doch es hätte viel schlimmer kommen können. An einem schlechten Tag in den Bergen verliert man normalerweise Minuten.» Diese Schwäche, es sollte seine einzige in den drei Wochen bleiben, sei darauf zurückzuführen gewesen, dass er sich während der Etappe schlecht ernährt habe. «Da war ich dann im roten Bereich, ich hatte nicht mehr genug Benzin im Tank», gab der 32-Jährige zu.

Ansonsten hatte Froome, nicht zuletzt dank der Unterstützung seiner omnipräsenten Helfer von Sky, dem eindeutig stärksten Team im Feld, die Rundfahrt und die Konkurrenz im Griff. Zwei brenzlige Situationen, die das Potenzial hatten, seinen vierten Tour-Triumph nach 2013, 2015 und 2016 zu gefährden, zeitigten letztlich keine Folgen. Nicht in der 9. Etappe nach Chambéry, als Fabio Aru bei Froomes Defekt umgehend in den Angriff ging. Doch der Italiener, der vom Vorfall des Leaders nichts gesehen haben wollte, wurde von den Konkurrenten zurückgepfiffen.

Die Sieger der Tour de France 2017

So eng wie nie in den letzten Jahren

Und auch nicht am letzten Mittwoch in der ersten Alpen-Etappe nach Serre Chevalier. Allerdings bekundete der 1,86 m grosse, aber keine 70 kg schwere Froome dabei mehr Mühe, den Anschluss wiederzufinden. Gerade als sich das ganze Team AG2R um Romain Bardet, seinem härtesten Konkurrenten in den vergangenen Wochen, in der Offensive befand, musste Froome wegen einem Hinterraddefekt einen ungeplanten Stopp einlegen. Fast eine Minute lag er danach im Hintertreffen, ohne die Hilfe von vier seiner Helfer hätte er wohl kaum mehr zu Bardet und Co. aufschliessen können.

epa06096949 (L-R) Team Sky rider Christopher Froome of Great Britain, Cannondale Drapac Professional Cycling Team rider Rigoberto Uran of Colombia and AG2R La Mondiale team rider Romain Bardet of Fran ...
Rigoberto Uran fährt auf den zweiten Platz.Bild: EPA/EPA

Mit nur drei Bergankünften, verteilt auf je eine pro Woche, sowie zwei verhältnismässig kurzen Zeitfahren, wobei das zweite erst am vorletzten Tag auf dem Programm stand, wollten die Tour-Organisatoren die Spannung möglichst lange aufrechterhalten. Dies gelang ihnen, lag der 2016er-Dominator Froome doch bis zum Zeitfahren in Marseille um weniger als eine halbe Minute vor dem letztlich zweitklassierten Kolumbianer Rigoberto Uran und dem Dritten Bardet.

Letzte Etappe an Groenewegen
Den Sieg in der 21. und letzten Etappe, die über 103 km von Montgeron auf die Pariser Champs-Elysées führte, sicherte sich überraschend Dylan Groenewegen. Der Niederländer setzte sich im finalen Sprint vor dem Deutschen André Greipel durch. Für Groenewegen war es der erste Tagessieg bei der Tour de France.

Alle sechs am 1. Juli in Düsseldorf gestarteten Schweizer beendeten die Tour. Als Bester klassierte sich der Luzerner Mathias Frank im 30. Gesamtrang.

Aber Froome lag eben auch vom ersten Tag und dem 14 km langen Zeitfahren vor seinen härtesten Konkurrenten. Einzig Aru trug an zwei Tagen in den Pyrenäen das Maillot jaune mit einem minimen Vorsprung vor dem Briten. Dass er ohne Saisonsieg und nicht wie bei seinen Triumphen zuvor als Dauphiné-Sieger zur Tour anreiste, war für Froome schon in Düsseldorf nicht der Rede wert gewesen: «Alles ist so, wie ich es brauche.» Im wichtigsten Rennen des Jahres passte bei Froome wieder alles wie gewohnt zusammen.

2018 zum Fünften?

Nun, am Ende der Rundfahrt, war für den Briten auch nicht von Belang, dass er kein Teilstück gewinnen konnte. Aufgrund des Parcours habe man das Rennen immer als das angeschaut, was es sei, so Froome am Samstag in Marseille: «Es ist eine dreiwöchige Rundfahrt, da geht es nicht um einen Sieg in einer einzelnen Etappe.»

Wichtiger ist ihm das grosse Ganze. Nächstes Jahr kann der in Kenia geborene Froome mit einem weiteren Triumph zu den Rekordsiegern Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain aufschliessen. Es sei bereits eine grosse Ehre, zusammen mit diesen fünfmaligen Tour-Siegern genannt zu werden, sagt Froome bescheiden. Er gibt auch die Motivation zu, sich zu Merckx und Co. gesellen zu wollen: «Allerdings wird es Jahr für Jahr schwieriger. Dieser Tour-Sieg war mein bislang engster.» (abu/sda)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raembe
23.07.2017 21:16registriert April 2014
Froome ist ein klasse Fahrer, aber es ist schon heftig wie dominant sein Team ist. Froome hatte bei all seinen TdF Siegen immer mit Abstand das beste Team, das ist für mich ein wenig der fade Nachgeschmack wenn er die Tour gewinnt. Wäre spannend zu sehen wie er sich in einem anderem Team machen würde. Ich vermisse ein wenig die epischen Zweikämpfe am Berg wie z.B Andy Schleck gegen Conador.
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eulach
23.07.2017 20:35registriert Dezember 2016
Nicht ganz so spannend wie der diesjährige Giro, aber nichtsdestotrotz die unterhaltsamste Tour seit Beginn der Ära Sky. Nicht zuletzt auch, weil mit AG2R und Sunweb zwei sehr aktive Teams das Rennen mitgestalteten und – in den Figuren Bardets sowie Barguils – auch in Frankreich die Flamme wieder zum lodern brachten.
Betrüblich waren das Ausscheiden diverser Fahrer wie Sagan, Cav, Fuglsang und Porte, wobei der folgene Totaleinbruch des Teams BMC besonders schmerzte. Und, damit's gesagt ist: Urans ultrakonservativer Rennstil ging mir gehörig auf die Nerven. Da hätte ruhig mehr kommen dürfen.
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