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Blitzkommentar: Der alte Mann Bernie Sanders sollte die Finger davon lassen

Bernie Sanders Blitzkommentar
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Löpfes Blitzkommentar: Der alte Mann Sanders sollte die Finger davon lassen

Der eigenwillige Senator aus Vermont startet einen zweiten Versuch, US-Präsident zu werden. Eine saudumme Idee.
19.02.2019, 14:0120.02.2019, 06:19
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Im Jahr 2016 war Bernie Sanders die Überraschung. Obwohl er gar nicht Mitglied der Demokratischen Partei ist, brachte er die Kronfavoritin Hillary Clinton in grösste Nöte. Und obwohl er sich ganz offen als Sozialist deklarierte, flogen ihm die Herzen vor allem der jungen Wähler entgegen.

Geschafft hat es Bernie nicht, zu gross waren die Hürden, die ihm in den Weg gelegt wurden. Doch der Polit-Pensionist wurde über Nacht zum Symbol der Hoffnung der Progressiven. Jetzt also nimmt er einen zweiten Anlauf.

epa07350678 Democratic Representative from New York Alexandria Ocasio-Cortez delivers remarks during a press conference on deportation at Capitol Hill in Washington, DC, USA, 07 February 2019. During  ...
Bekannter als ihr Mentor: Alexandria Ocasio-Cortez.Bild: EPA/EPA

Heute hat Sanders offiziell seine Kandidatur für das Präsidentschaftsamt erklärt. Diesmal trifft er jedoch auf ein völlig anderes Umfeld. 2016 war er der Aussenseiter, der einer etablierten Elite-Kandidatin den Kampf erklären konnte. Amerikaner lieben Aussenseiter, deshalb konnte Sanders die Erwartungen weit übertreffen.

Inzwischen jedoch haben die Progressiven in der Demokratischen Partei massiv an Einfluss gewonnen. Rund 90 Abgeordnete im Repräsentantenhaus gehören dem linken Flügel an. Sanders' ehemalige Wahlkampfhelferin Alexandria Ocasio-Cortez steht ihm bereits vor der Sonne.

Ocasio-Cortez wird nicht kandidieren, aber eine ganze Reihe von anderen progressiven Kandidaten. Elizabeth Warren, Kamala Harris, Amy Klobuchar und Cory Brooker gehören dabei zu den Favoriten. Ebenfalls ins Rennen steigen wird wahrscheinlich Beto O’Rourke, der Shootingstar aus Texas. Und selbstverständlich wird auch der zweite Senior sein Glück versuchen: Joe Biden, der ehemalige Vize von Barack Obama.

U.S. Sen. Amy Klobuchar wipes snow from her hair after announcing she is running for president of the United States, at Boom Island Park, Sunday, Feb. 10, 2019, in Minneapolis. Klobuchar joined the gr ...
Warum keine Frau? Amy Klobuchar im Schnee von Minnesota.Bild: AP/Star Tribune

Sanders versteht sich als Held der Arbeiterklasse. Zu seinen bekanntesten Forderungen gehören ein anständiger Mindestlohn, eine Krankenkasse für alle und bezahlbare Universitätsgebühren. Schön und gut. Doch mittlerweile sind diese Forderungen Mainstream geworden.

Alter muss im Politbetrieb nicht zwangsläufig ein Nachteil sein. Das hat Nancy Pelosi als Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus eindrücklich bewiesen. Mit ihrer Erfahrung und ihrer Schläue hat sie den Präsidenten ins Leere laufen lassen und die Partei hinter sich vereinigt.

Findest Du es gut, dass Bernie Sanders wieder kandidiert?

Für Sanders trifft dies nicht zu. Die Demokraten können aus einem sehr qualifizierten Feld von Kandidatinnen und Kandidaten auswählen. Sanders hat keinen Mehrwert zu bieten – ausser der Eitelkeit eines alten Mannes. Deshalb sollte er einer jüngeren Frau den Vortritt lassen.

«Die Randensprosse ist das Arschloch der Gesellschaft»

Video: watson/Philipp Löpfe, Emily Engkent
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142 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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WhatATimeToBeAlive
19.02.2019 14:11registriert Januar 2019
Der letzte Satz sagt alles:
„Deshalb sollte er einer jüngeren Frau den Vortritt lassen.“
Identity politics all the way. Genau ein Grund, warum Trump gewonnen hat. Sogenannte „Linke“ stufen die Identität eines Politikers wichtiger als dessen Inhalte ein. Ausserdem sagt es auch einiges über Löpfes Demokratieverständnis aus, wenn ein Politiker jemand anderem im politischen Prozess den Vortritt lassen soll.
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JayPi
19.02.2019 14:08registriert Juni 2015
Oder die Amerikaner sollen einfach darüber abstimmen und wir werden sehen wer gewinnt.
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zaphod67
19.02.2019 14:19registriert Mai 2018
Abgesehen davon, dass diese Ansicht diskriminierend ist gegenüber alten Menschen und Männern (ich weiss schon, bei Männern ist das nicht so schlimm), ist sie auch kurzsichtig. Ob er letztendlich der Kandidat wird ist zweitrangig, Hauptsache er mobilisiert seine Anhänger.
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Warum so politisch? Wir müssen ändern, wie wir über 4-Tage-Wochen und Co. reden
Reden wir in der Schweiz über New Work, also neue Formen des Arbeitens, wird die Diskussion sofort politisch. Dabei sollten wir die Wissenschaft einfach in Ruhe dazu forschen und die Unternehmen ihre Wege finden lassen.

Ich stelle mir gerade vor, wie ich vor 50 Jahren meinen Job erledigt hätte. Alleine für diesen Artikel hätte ich mich in ein Archiv begeben müssen. Dann hätte ich mir Notizen gemacht, wäre zurück an meinen Arbeitsplatz und hätte in meine Schreibmaschine getippt. Wäre ein Tippfehler aufgetaucht, wovon ich schwer ausgehe, hätte ich das Blatt entfernen, den Fehler mit Tipp-Ex überstreichen und das Papier wieder einsetzen müssen. (So zumindest stellt man sich das als Gen Y vor.)

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