Im Jahr 2016 war Bernie Sanders die Überraschung. Obwohl er gar nicht Mitglied der Demokratischen Partei ist, brachte er die Kronfavoritin Hillary Clinton in grösste Nöte. Und obwohl er sich ganz offen als Sozialist deklarierte, flogen ihm die Herzen vor allem der jungen Wähler entgegen.
Geschafft hat es Bernie nicht, zu gross waren die Hürden, die ihm in den Weg gelegt wurden. Doch der Polit-Pensionist wurde über Nacht zum Symbol der Hoffnung der Progressiven. Jetzt also nimmt er einen zweiten Anlauf.
Heute hat Sanders offiziell seine Kandidatur für das Präsidentschaftsamt erklärt. Diesmal trifft er jedoch auf ein völlig anderes Umfeld. 2016 war er der Aussenseiter, der einer etablierten Elite-Kandidatin den Kampf erklären konnte. Amerikaner lieben Aussenseiter, deshalb konnte Sanders die Erwartungen weit übertreffen.
Inzwischen jedoch haben die Progressiven in der Demokratischen Partei massiv an Einfluss gewonnen. Rund 90 Abgeordnete im Repräsentantenhaus gehören dem linken Flügel an. Sanders' ehemalige Wahlkampfhelferin Alexandria Ocasio-Cortez steht ihm bereits vor der Sonne.
Ocasio-Cortez wird nicht kandidieren, aber eine ganze Reihe von anderen progressiven Kandidaten. Elizabeth Warren, Kamala Harris, Amy Klobuchar und Cory Brooker gehören dabei zu den Favoriten. Ebenfalls ins Rennen steigen wird wahrscheinlich Beto O’Rourke, der Shootingstar aus Texas. Und selbstverständlich wird auch der zweite Senior sein Glück versuchen: Joe Biden, der ehemalige Vize von Barack Obama.
Sanders versteht sich als Held der Arbeiterklasse. Zu seinen bekanntesten Forderungen gehören ein anständiger Mindestlohn, eine Krankenkasse für alle und bezahlbare Universitätsgebühren. Schön und gut. Doch mittlerweile sind diese Forderungen Mainstream geworden.
Alter muss im Politbetrieb nicht zwangsläufig ein Nachteil sein. Das hat Nancy Pelosi als Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus eindrücklich bewiesen. Mit ihrer Erfahrung und ihrer Schläue hat sie den Präsidenten ins Leere laufen lassen und die Partei hinter sich vereinigt.
Für Sanders trifft dies nicht zu. Die Demokraten können aus einem sehr qualifizierten Feld von Kandidatinnen und Kandidaten auswählen. Sanders hat keinen Mehrwert zu bieten – ausser der Eitelkeit eines alten Mannes. Deshalb sollte er einer jüngeren Frau den Vortritt lassen.