Der Bund warnt Schweizer Computer-Nutzer vor gefälschten E-Mails, die im Namen der Fluggesellschaft Swiss verschickt werden. Das so genannte Computer Emergency Response Team des Bundes schreibt auf Twitter: «Achtung: Derzeit werden gefälschte E-Mails im Namen von @FlySWISS versendet mit dem Ziel, Bürgerinnen und Bürger mit dem eBanking Trojaner ‹Retefe› zu infizieren!»
Retefe ist ein bekannter Trojaner, der von Kriminellen seit Jahren gegen Windows-Nutzer eingesetzt wird. Seit 2017 wird Retefe auch gezielt gegen Mac-Nutzer eingesetzt. Zu den Hauptzielen des Trojaners zählen E-Banking-Nutzer in der Schweiz.
Bereits im letzten Jahr waren Hunderttausende dieser Phishing-Mails in Umlauf, warnte der Bund. Bei der aktuellen Malware-Welle erhalten die potenziellen Opfer eine E-Mail, die angeblich von Swiss stammt. Die orthografisch nicht ganz lupenreine Nachricht lautet:
Guten Tag
2 Flugtickets wurden auf Ihren Namen gebucht.
Sie finden bezahlte Fahrkarten im Attachment.
Mit freundlichen Grüssen
Swiss International Air Lines
Die Unbekannten setzen darauf, dass ein paar der angeschriebenen Schweizer Bürger tatsächlich gerade einen Flug bei Swiss gebucht haben und daher kaum Verdacht schöpfen werden. Im Anhang der gefälschten E-Mail befindet sich eine Word-Datei. Wer die Datei öffnet, installiert den E-Banking-Trojaner Retefe. Dieser hat es beispielsweise auf die Passwörter der Opfer abgesehen.
Microsoft Word schützt den Nutzer eigentlich vor Malware. Die Betrüger versuchen ihre Opfer aber dazu zu verleiten, den Schutz zu deaktivieren, damit sich Retefe installieren kann.
Die Betrüger senden den Trojaner vermutlich wieder an Tausende oder Hunderttausende Schweizer. Wenn nur ein, zwei Personen darauf hereinfallen, kann sich der Angriff für die Kriminellen bereits gelohnt haben.
Die Spionagesoftware Retefe kann sowohl Windows- als auch Mac-Computer befallen. Windows-Nutzer erhalten meist eine präparierte .doc-Datei, Mac-Nutzer eine Zip-Datei.
Der Retefe-Trojaner wird aktuell über E-Mails verbreitet. Denkbar ist auch, dass Spionage- und Verschlüsselungs-Trojaner künftig beispielsweise vermehrt über präparierte iMessage-Nachrichten auf den Mac gelangen. Die Angreifer werden ihre Taktik spätestens dann ändern, wenn die Nutzer auf Angriffe über E-Mails sensibilisiert sind.
Besonders versierte Angreifer hebeln die Sicherheitsmassnahmen von Windows und MacOS aus, indem sie gestohlene Entwicklerzertifikate nutzen, um ihre Schadsoftware als sichere Software zu signieren. Weder das Betriebssystem noch der Virenscanner erkennt den Trojaner in diesem Fall als Schadsoftware.
Verdächtige Phishing-Emails können an die Adresse reports{at}antiphishing[punkt]ch weitergeleitet werden.
Auf der Webseite https://www.antiphishing.ch/de/ kann man verdächtige Phishing-Webseiten direkt melden. Die verlinkte Webseite wird von der Melde- und Analysestelle Informationssicherung (MELANI) des Bundes betrieben.
Die Angriffe werden immer spezifischer. So versuchen die Kriminellen zuerst herauszufinden, welches Betriebssystem und welche Software ihre potenziellen Opfer installiert haben. Hierzu senden sie zunächst eine E-Mail mit einem sogenannten Tracking-Pixel. Das ist ein 1 mal 1 Pixel grosses Bild, das für den Nutzer unsichtbar ist.
Wenn dieses Bild heruntergeladen wird (was abhängig von der E-Mail-Konfiguration automatisch geschehen kann), wird eine Verbindung mit dem Server der Angreifer aufgebaut, auf dem das Bild abgespeichert ist. Nun werden automatisch verschiedenste Daten über den Computer des Opfers (Mail-Programm, Webbrowser, Betriebssystem etc.) an die Angreifer übermittelt.
In einem zweiten Schritt senden sie eine präparierte E-Mail, die auf das entsprechende Betriebssystem – Windows oder Mac – zugeschnitten ist. Als Absender werden bekannte Schweizer Firmen wie Swisscom, Swiss oder Digitec missbraucht. Manche E-Mails tarnen sich auch als Nachrichten von Behörden wie der Polizei oder eines Steueramtes.
Der beste Schutz ist, das Betriebssystem aktuell zu halten, sprich neue Updates sofort zu installieren.
Windows 10 hat mit «Windows Defender» einen eigenen Virenscanner, der Bedrohungen durch Trojaner abwehren kann.
Die Melde- und Analysestelle Informationssicherung (MELANI) des Bundes empfiehlt die folgenden Sicherheitsmassnahmen allen Computernutzenden – unabhängig davon, welches Betriebssystem sie benutzen: