In den frühen 90er-Jahren war Basel ein Hanf-Mekka und eine Zeitung titelte: «Mehr Hanfläden als Bäckereien». Dann griff die Polizei durch, schloss die Läden und drängte das Rauschgift dorthin zurück, wo es laut Gesetz auch damals schon hingehört hätte: in die Illegalität.
Doch seit einigen Monaten geschieht Sonderbares: An vielen Ecken eröffnen wieder Hanfläden, teilweise sogar in denselben Lokalitäten, die in den 90er-Jahren geschlossen worden waren. Zwölf solcher Anbieter sind es mittlerweile auf Stadtgebiet – zwar weniger als Bäckereien, aber bereits mehr als die offiziellen Parkhäuser.
Im Gegensatz zu den 90er-Jahren wird allerdings nicht illegales, THC-haltiges Cannabis verkauft, sondern allerlei Produkte mit vernachlässigbarem THC-Anteil, dafür hohen Dosen des legalen Cannabidiol (CBD). Dieser Wirkstoff soll entkrampfend, entzündungshemmend und angstlösend wirken, ist jedoch nicht psychoaktiv – weshalb er in der Schweiz frei verkäuflich ist.
«Das Geschäft läuft sehr gut, das Interesse ist riesig und wir haben auch viele Kunden aus dem benachbarten Ausland», sagt Laura Herbella, Inhaberin des Hanfladens «Green House» im Pfluggässlein mitten in der Basler Innenstadt.
Sie bietet auch Lieferungen per Web-Shop und Velokurier an und betreibt einen Cannabis-Automaten. «Den Kunden aus dem benachbarten Ausland raten wir jedoch vom Kauf ab, weil in der EU geringere Grenzwerte für TCH gelten und die Produkte nur mittels Laboranalyse von THC-Hanf unterschieden werden können.»
Eine solche Analyse hat das Kantonslabor Basel-Stadt im Juni gemacht und kam zum Schluss, dass sich sämtliche getesteten Händler an die Regeln hielten. Auch im Auftrag der Polizei liess das Labor CBD-Produkte auf illegale Substanzen testen, wie Sprecherin Evelyn Braun sagt. «Auch diese Proben ergaben keine THC-Werte über dem zugelassenen Wert von einem Prozent.»
Ein Augenschein der «BZ» bei den Basler Anbietern zeichnet ein heterogenes Bild: Einerseits gibt es Läden wie die Hanftheke, die im Juli im Clara-Shopping bereits die zweite Filiale eröffnete, die den Fokus klar auf das «Wohlbefinden» legten, wie Co-Geschäftsführer Oliver Thoenen sagt. Tabakersatzprodukte wie Hanfzigaretten seien keine im Sortiment und auch die CBD-Hanfblüten würden nicht als Tabakersatz, sondern «als Rohstoff für die Herstellung von Tinkturen mittels Mazeration Perkolation» verkauft, also durch Ziehen lassen in einer Flüssigkeit oder durch Kaltextraktion.
Nebst diesen Anbietern gibt es andere, die offenbar vor allem das schnelle Geld wittern. So verkauft ein Kleinbasler Internetcafé CBD-Produkte, ebenso ein Quartierladen an der Grenze zu Allschwil und mehrere eigenständige Kioske.
Die Verkäuferin im Quartierladen sagt, das Geschäft mit den Hanf-Zigaretten laufe sehr gut, aber aktuell sei alles ausverkauft. «Wir warten seit Tagen auf Nachschub, werden aber immer vertröstet.»
Während immer neue Verkäufer auf den Basler Markt drängen – sodass erste Ladeninhaber gegenüber der «BZ» bereits sagen, dass «der Deckel erreicht» sei – sucht sich die Drogerie «Chrüterhüsli» ihren Platz «ausserhalb der Grauzone», wie der stellvertretende Fachleiter Marc Heini sagt.
«Wir sind daran, beim BAG eine offizielle Zulassung für unser gering dosiertes, selbst hergestelltes CBD-Öl zu erhalten – es wäre die erste Zulassung in der Schweiz.»Verkauft werde das Öl aber bereits seit einem Jahr, auch ohne Zulassung. «Um unsere Qualitätsstandards einzuhalten, analysieren wir die Produkte jeweils im eigenen Labor», sagt Heini.
Was allerdings die Kosten in die Höhe treibe. Tatsächlich kostet das gering dosierte Chrüterhüsli-Öl im 10-Milliliter-Fläschli 95 Franken – bei anderen Herstellern und in Online-Shops ist dieselbe Menge reinen CBD für einen Viertel des Preises zu haben.
(bzbasel.ch)