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Verdampfen ist besser als verbrennen: Suchtfachleute wollen E-Zigi und Snus fördern

ARCHIVBILD ZUR MK DER SUCHTVERBAENDE UEBER DIE SCHWEIZER TABAKPOLITIK, AM DIENSTAG, 21. NOVEMBER 2017 - A man inhales from an e-cigarette in Zuerich, Switzerland, January 20, 2014. (KEYSTONE/Christian ...
Mit den E-Zigaretten könne es gelingen, tabakbedingte Todesfälle und tabakbedingte gesundheitliche und wirtschaftliche Folgeschäden zu reduzieren.Bild: KEYSTONE

Verdampfen ist besser als verbrennen: Suchtfachleute wollen E-Zigi und Snus fördern

21.11.2017, 10:1521.11.2017, 10:37
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Die Föderation der Suchtfachleute fordert einen Kurswechsel in der Schweizer Tabakpolitik. E-Zigaretten sollen als wirksames Instrument der Schadenminderung anerkannt werden, da verdampfen besser sei als verbrennen.

Hintergrund der Forderung ist die in Kürze erwartete Vernehmlassung zum überarbeiteten Tabakproduktegesetz. Vertreter der Suchtfachverbände forderten am Dienstag vor den Medien, dass die Tabakpräventionspolitik, die sich bisher ausschliesslich am Ziel der Abstinenz orientierte, um den Aspekt der Schadenminderung ergänzt wird.

Die Regulierung der Tabak- und Tabakersatzprodukte wie zum Beispiel E-Zigaretten und Snus müsse differenziert nach ihrem Gefährdungspotenzial erfolgen. So seien E-Zigaretten als Instrument der Schadenminderung anzuerkennen, der Verkauf von nikotinhaltigen Flüssigkeiten sei zu erlauben, und der Umstieg von Raucherinnen und Raucher auf schadenmindernde Konsumformen sei zu fördern.

Weniger Todesfälle und Folgeschäden

Mit den E-Zigaretten, aber auch Snus, könne es gelingen, tabakbedingte Todesfälle und tabakbedingte gesundheitliche und wirtschaftliche Folgeschäden zu reduzieren, argumentieren die Suchtfachleute.

Konsumformen, bei denen kein Tabak verbrennt werde, seien weniger schädlich als der Konsum herkömmlicher Zigaretten. Jüngere Forschungen gingen davon aus, dass der Konsum von E-Zigaretten, das Verdampfen, um 95 Prozent weniger schädlich sei als das Verbrennen, das heisst das Rauchen von Tabakzigaretten. Würden Raucherinnen und Raucher vom Verbrennen aufs Verdampfen umsteigen, gefährdeten sie ihre Gesundheit und die ihres Umfelds weniger.

Zwar nehme die Anzahl Menschen, die E-Zigaretten konsumierten, zu. Die Konsumform des Verdampfens friste in der Schweiz aber nach wie vor ein Schattendasein. Bisher fehlten eine sinnvolle Regulierung des Produkts, sachgerechte Informationen und vor allem der Wille von Politik und Behörden, den Umstieg von Tabak- auf E-Zigaretten zu fördern.

15 Prozent haben E-Zigaretten probiert

Seit einigen Jahren finde die Konsumform des Verdampfens von nikotinhaltigen Flüssigkeiten und Cannabinoiden, zum Beispiel mittels E-Zigaretten beziehungsweise Vaporisatoren, immer grössere Aufmerksamkeit. Gemäss Suchtmonitoring Schweiz lag 2016 der Anteil Personen, die bereits einmal im Leben E-Zigaretten verwendet haben, bei rund 15 Prozent. Besonders verbreitet sei diese Konsumform bei unter 35-Jährigen.

Wenn es gelinge, dass Konsumierende in grosser Zahl vom klassischen Rauchen auf das Verdampfen umstiegen, könnten die heutigen tabakbedingten negativen gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Auswirkungen, die durch die Verbrennung von Tabak und/oder Cannabis entstünden, reduziert werden.

«Heat not Burn» zu wenig erforscht

Nicht zur Konsumform des Verdampfens gehöre der Konsum mittels «Heat not Burn», schreiben die Suchtfachleute weiter. Bei den sogenannten HNB-Geräte werde anders als bei den E-Zigaretten, keine Flüssigkeit verdampft, sondern der Tabak werde erhitzt. Dadurch entstehe zwar ebenfalls eine Art «Dampf», bislang gebe es aber nur sehr wenige unabhängige toxikologische Untersuchungen zu diesen Produkten.

Die Suchtfachleute weisen einmal mehr darauf hin, dass der Tabakkonsum die Ursache Nummer eins für vermeidbare, frühzeitige Todesfälle ist. In der Schweiz sterben jedes Jahr 9500 Menschen aufgrund ihres Tabakkonsums und die Anzahl Raucherinnen und Raucher nimmt seit zehn Jahren nicht mehr ab. (whr/sda)

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44 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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häfi der Spinat
21.11.2017 11:15registriert Juli 2017
Die Lungenliga positioniert sich bekanntlich gegen die E-Zigi.

Sie zeigt damit, das sie von der Sache entweder nichts versteht, oder noch schlimmer, sich um ihre Existenzberechtigung fürchtet.
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El Vals del Obrero
21.11.2017 11:08registriert Mai 2016
Ich rauch(t)e keine normalen Zigaretten, aber anstelle der mit Kräuter angereicherten Zigaretten bin ich auf Vaporizer umgestiegen, was ja dem "heat, not burn" entspricht.

Resultat: der Lunge scheint es viel besser zu gehen, praktisch keinen Husten mehr, Wirkung ist vergleichbar, kein Tabak mehr nötig und man braucht nur noch ein Drittel der Kräuter, da nicht ein grosser Teil nur verbrannt wird.

Bei Tabak wird das sicher ähnlich sein.
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