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Genug von der «Extrawurst»: Schweizer Veganer wollen eigene Kitas

Vegane Ernährung Kind Burger Gemüse Pflanzlich
Gemüse- statt Rindsburger: In einer Frankfurter Kita kommt nur Pflanzliches auf den Tisch.Bild: Shutterstock.com

Genug von der Extrawurst: Schweizer Veganer wollen eigene Kitas

In Frankfurt steht die erste vegane Krippe vor ihrer Eröffnung. Auf ein solches Angebot hoffen auch Veganer-Eltern in der Schweiz. Der Bund rät allerdings vehement davon ab, Kinder ausschliesslich pflanzlich zu ernähren. 
09.03.2018, 11:3310.03.2018, 09:31
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Sojajoghurt statt Käsebrot zum Znüni, Gemüseburger statt Kalbsschnitzel zum Zmittag: In Frankfurt eröffnet im Sommer die erste vegane Kita. Rund 40 Kinder sollen ab August in der Kinderkrippe «Mokita» betreut werden, berichten deutsche Medien.

Eine Nachricht, die auch die Schweizer Veganer-Community entzückt: «Die Vegane Gesellschaft Schweiz würde es sehr begrüssen, wenn es auch in der Schweiz ein veganes Krippenangebot gäbe», sagt deren Präsident Raphael Neuburger zu watson. Er erfahre immer wieder von Eltern, die darum bemüht seien, ihre Kinder tagsüber vegan verpflegen zu lassen.

Heute seien solche Kinder in Krippen stets auf eine «Extravegiwurst» angewiesen. Ein Mehraufwand, der sich bei einem spezialisierten Angebot erübrigen würde.

Stadt gibt grünes Licht

Hinter der Frankfurter Kita steht die Elterninitiative Veggie-Kids. Die Stadt hat das Konzept bewilligt. Das Projekt ergänze das «kunterbunte Angebot an Betreuungseinrichtungen» in Frankfurt sehr gut, sagt Jetta Lüdecke vom städtischen Bildungsdezernat in der Frankfurter Rundschau. Bedenken habe man keine – zumal die Träger der Kita «vorbildliche Aufklärungsarbeit» leisteten.

Neben einem erfahrenen Koch soll auch eine Ernährungsberaterin in der Kita tätig sein. Weiter sind regelmässig Elternabende zum Thema Ernährung geplant.

Gefahr von Mangelerscheinungen

In der Schweiz rät das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit von einer veganen Ernährung für Kinder ab. Das Risiko für eine «ungenügende Versorgung mit einzelnen Nährstoffen» sei bei ihnen besonders gross, heisst es auf der Website des Bundes. Auch die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung weist auf die Gefahr schwerer Mangelerscheinungen und gesundheitlicher Folgeschäden hin.

Besonders die Versorgung mit dem Vitamin B12, das eine wichtige Rolle bei der Blutbildung und der Gehirnentwicklung spielt, gilt als kritisch.

Ob eine vegane Kita in der Schweiz überhaupt betrieben werden dürfte, ist daher fraglich. Wie es beim zuständigen Amt des Kantons Zürich heisst, würde ein solches Angebot wohl «nur unter Auflagen bewilligt». 

In Berner Kitas ein No-go

Vegetarische Menüs ohne Fleisch oder Fisch sind heute in vielen Krippen und Horten bereits erhältlich. So etwa in den Betreuungseinrichtungen der Städte Zürich und Bern. Die vegane Ernährung, bei der zusätzlich auf Milchprodukte, Eier und Honig verzichtet wird, werde dagegen «nicht aktiv gefördert», sagt Regina Kesselring vom Zürcher Schulamt. Wünschten die Eltern eine solche Verpflegung, suche das Betreuungspersonal vor Ort individuelle Lösungen.

Unmissverständlich sind die Ernährungs-Richtlinien für die städtische Kinderbetreuung in Bern: «Vegane Menüs werden nicht angeboten», heisst es darin. Die Infrastruktur und die personellen Ressourcen seien nicht darauf ausgelegt, neben vegetarischen und Allergiker-Menüs auch noch vegane Mahlzeiten zu kochen, so Irene Hänsenberger, die Leiterin des Berner Schulamts. «Auch aus gesundheitlicher Sicht stehen wir der veganen Ernährung von Kindern äusserst kritisch gegenüber.»

Ohne B12-Ersatz geht es nicht

Raphael Neuburger von der Veganen Gesellschaft hält die gesundheitlichen Bedenken für unbegründet. Er ist überzeugt: «Eine gut geplante, vegane Ernährungsweise ist in jedem Lebensalter gesund.» In einem ausführlichen Online-Leitfaden erteilt die Organisation Eltern Ratschläge, worauf bei einer veganen Ernährung von Kindern zu achten sei.

Während eine ausreichende Proteinzufuhr etwa über Nüsse, Tofu oder Linsen sichergestellt werden könne, seien für die Aufnahme von Vitamin B12 zwingend Supplemente notwendig, heisst es darin. «Man bedenke, dass Kinder noch keine Gelegenheit hatten, einen Vitamin-B12-Speicher aufzubauen und somit viel schneller einen Mangel entwickeln, der im schlimmsten Fall zum Tode führen kann.»

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336 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Normi
09.03.2018 11:40registriert April 2016
Diesen veganer Eltern sollte das Sorgerecht entzogen werden !
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Damorino
09.03.2018 11:40registriert Juli 2017
Zum Glück übertreiben es diese Veganer nicht mit ihrer Lebensweise und zwingen keinem diese Ernährung auf - Ich meine, stellt euch vor, es gäbe eine #vegantoo-Bewegung?
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Phiilofofi
09.03.2018 13:07registriert März 2018
Ich habe ehrlichgesagt kaum eine wirklich tiefgehende Ahnung vom menschlichen Körper, bezüglich der Ernährung...

Aber ich frage mich ob es einer Gesellschaft gut tut, Kinder, durch die Weltanschauung der Eltern, bereits so früh zu separieren und in verschiedenen, voneinander isolierten, Gruppierungen aufwachsen zu lassen.

Wie lernen sie dann mit Vielfalt umzugehen? Mit Menschen, die eine andere Einstellung haben. (Klar schafft nicht nur die Ernährung Vielfalt)

Dadurch vermittelt man doch nur.. die die anders sind als wir, die sollst du meiden..
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