Die Erleichterung war Jay McClement nach dem 1:0-Sieg des EHC Olten im zweiten Finalspiel gegen die Rapperswil-Jona Lakers anzusehen. Mit dem knappsten aller möglichen Resultate hatten sich die Oltner den 1:1-Ausgleich nach Siegen hart erkämpft. Es war kein Augenschmaus, der den 6270 Zuschauern im ausverkauften Kleinholz-Stadion geboten worden war.
Aber erstens spielt es in den Playoffs keine Rolle, wie man gewinnt. Und zweitens wurden die Oltner Fans (und auch die Spieler) einmal mehr für eine nervenaufreibende Darbietung mit Glücksgefühlen belohnt.
Es ist auch selten ein Augenschmaus, wenn man Jay McClement auf dem Eis bei der Arbeit zusieht. Der 35-Jährige entspricht auf den ersten Blick gar keinem der Qualitätsmerkmale, welche Ausländer in der Swiss League gewöhnlich auszeichnen. Er ist nicht schnell, er spielt keine Zauberpässe und schiesst noch weniger Tore. In 13 Playoff-Spielen hat er je ein Tor und ein Assist auf dem Konto. Und in der Plus/Minus-Bilanz prangt zu allem Überfluss noch eine rote Minus-5.
Trotzdem gehört der Kanadier zu den wichtigsten Figuren des Oltner Playoff-Aufschwungs. Er glänzt nicht als Punktelieferant und offensiver Taktgeber, sondern als defensiver Schwerarbeiter. Und tut damit genau das, was seine Kernkompetenz ist. Wenn immer es in der EHCO-Verteidigungszone brenzlig wird, dann kann man sich auf den Mann mit den fast 1000 NHL-Spielen Erfahrung in den Beinen verlassen.
Jay McClement gewinnt die wichtigen Zweikämpfe und ist oft der Mann, der die Scheibe sicher aus den gefährlichen Gegenden um das Oltner Tor herum wegbringt oder der es schafft, den Puck in der gegnerischen Zone zu halten und so dem eigenen Team etwas Luft zu verschaffen angesichts des Rapperswilers Wirbelsturms.
Kommt dazu: Es ist oft die Linie um den Kanadier, der gegen die beste Sturmreihe des Gegners anzutreten hat. Was auch die negative Plus-/Minus-Bilanz ein Stück weit erklärt.
Es ist auf jeden Fall nicht erstaunlich, hat Oltens Headcoach Chris Bartolone bisher in sämtlichen Playoff-Spielen auf McClement gesetzt. Während sich MacGregor Sharp und Brian Ihnacak immer mal wieder abwechselten, war der Routinier in den Planungen Bartolones ein Fixposten.
Schliesslich war er im Herbst, als der vielbeachtete Transfer aus Nordamerika in die Schweiz über die Bühne gegangen war, vor allem wegen seinen defensiven Qualitäten verpflichtet worden. Das zahlt sich jetzt, da es im Playoff-Final um die Wurst geht, umso mehr aus.
«Wir haben bewiesen, dass wir Widerstand leisten können», sagte der gelernte Center, der mittlerweile aber auf dem Flügel eingesetzt wird, nach dem 1:0-Sieg im zweiten Endspiel-Duell. Das englische Wort, welches Jay McClement für «Widerstand» benutzt, heisst «Resilience» – einer dieser typischen, kanadischen Hockey-Begriffe, die die harte Arbeit, die es auf dem Eis zu leisten gilt, umschreiben.
Denn er weiss auch: Nur mit harter Arbeit ist es möglich, heute in Rapperswil das Break zu schaffen. Schwerarbeiter McClement wird sich nicht lumpen lassen.