Die Ostertage sind für viele gläubige Christen die wichtigste Zeit im Jahr. Die Kreuzigung auf Golgatha und die wundersame Auferstehung von Jesus Christus sind besondere religiöse Symbole, die gebührend gefeiert werden müssen. Denn der christliche Glaube baut auf den Metaphern von Tod, Erlösung und Erweckung auf.
Diese Geschichte macht Jesus im wahrsten Sinne des Wortes für Gläubige unsterblich. Er ist Hoffnungsträger und Identifikationsfigur, in die man alle Sehnsüchte und Erwartungen projizieren kann.
Ostern beginnt eigentlich am Palmsonntag, dem jüdischen Pessachfest. Dieses findet eine Woche vor Ostern statt und signalisiert das Ende der Fastenzeit. Auf einem Esel reitend, zog der Jude Jesus in Jerusalem ein, um das Fest zu feiern. Ihm ging der Ruf als Friedenskönig voraus, der keine Waffen schmiedete wie die römischen Kriegsherren, sondern Kranke heilte.
Laut dem Neuen Testament empfing ihn eine grosse Menschenmenge und streute traditionsgemäss Palmwedel. Angeblich sahen die Leute in der Zeremonie eine Prophezeiung des Propheten Sacharja aus dem 6. Jahrhundert vor Christus erfüllt. Dieser sagte voraus, dass dereinst der Friedenskönig auf einem Esel nach Jerusalem kommen werde. Die Herrscher sahen in ihm eine Gefahr.
Beim Abendmahl mit seinen Jüngern brach Jesus Brot und segnete den Wein. Dabei sprach er, dies sei sein Leib und sein Blut. Er spielte damit auf seinen bevorstehenden Tod an und machte sich laut Bibel zum Lamm Gottes. Am Ende verriet ihn sein Jünger Judas für 30 Silberlinge, worauf Jesus verhaftet wurde.
Der Rest der Ostergeschichte ist besser bekannt. Pontius Pilatus, der römische Statthalter von Judäa, verurteilte ihn zusammen mit zwei anderen Angeklagten zum Tode. Wegen des Festtages wollte er einen begnadigen und fragte die jüdische Menge, wen sie retten wolle. Angeführt von den Hohenpriestern und den Ältesten fielt die Wahl auf den Mörder Barabbas.
Diesen Verrat an Jesus haben strenggläubige Christen den Juden bis heute nicht verziehen. Der Antisemitismus pflanzte sich deshalb fort und wirkt bis heute nach.
Es ist einzig das Neue Testament, das uns die Ostergeschichte erzählt. Historisch ist sie nicht belegt. Es gibt keine gesicherten Quellen. Sicher ist jedoch, dass sie voll von religiösen Metaphern, Symbolen und Gleichnissen ist, die Jesus zu einem Helden und Märtyrer macht.
Es beginnt damit, dass er sich als Sohn Gottes ausgibt, der das Reich Gottes auf der Erde begründen will. Eine Provokation in der damaligen Zeit. Damals wurden Könige und Kaiser, die Macht und Reichtum zelebrierten, als gottgesalbte Figuren verehrt. Der Kontrast zum mittellosen Wanderprediger hätte grösser nicht sein können.
Voll Symbolkraft ist auch der Umstand, dass Gott seinen Sohn als Erlöser auf die Welt gesandt haben soll, um die Menschheit zu erlösen. Sollte es tatsächlich so gewesen sein, stellt sich die Frage, ob der allmächtige Schöpfer nicht andere Mittel und Wege gefunden hat, seine Kinder auf der Erde zu befreien.
Die Geschichte gipfelt in der qualvollen Kreuzigung. In seiner Verzweiflung schrie Jesus: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» Spätestens hier meldet sich der «gesunde Menschenverstand»: Wie kann Gott seinen Sohn diesen Qualen aussetzen? Und: Jesus wusste ja, dass er getötet würde. Weshalb flehte er trotzdem seinen Vater an? Ist er ein gescheiterter Messias?
Schliesslich kommt es doch noch zu einem Happyend. Jesus wird an Ostern von den Toten auferweckt und darf dorthin zurückkehren, wo er hergekommen ist: in den Himmel.
Man kann die Ostergeschichte als anrührende Erzählung voll symbolhafter Episoden interpretieren. Dann lässt sich zumindest teilweise ein Sinn erkennen. Doch die Milliarden Christen und ihre Geistlichen bis hinauf zum Papst erzählen sie so, als habe sie sich vor 2000 Jahren exakt auf diese Weise zugetragen. Das ist aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar.
Die spektakuläre Erzählung vom armen Sohn Gottes, den sein Vater für uns geopfert hat, auf dass wir erlöst werden, hat zweifellos zur Faszination und Ausbreitung des christlichen Glaubens beigetragen. Heute ist sie aber nicht mehr plausibel. Zumal Jesus überzeugt war, dass er mit seinem Wirken auf der Erde die Erlösung der Menschheit eingeläutet habe.
Ein fataler Irrtum, wie ein aktueller Blick auf das gelobte Land und sein auserwähltes Volk zeigt.