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Scientology behauptet, eine Kirche zu sein.
Scientology behauptet, aus seinen Mitgliedern Genies zu machen.
Scientology behauptet, aus ihnen unsterbliche Wesen, ja gottähnliche Wesen zu formen.
Scientology behauptet, alle Probleme ihrer Anhänger im aktuellen Leben lösen zu können: körperliche, seelische und soziale.
Dazu gehört auch, zwischenmenschliche Schwierigkeiten zu lösen. Doch kaum etwas davon ist wahr. Sondern das Gegenteil. Wer in die Fänge der Sekte gerät, halst sich zu den Problemen, die ihn zu Scientology trieb, weitere Unannehmlichkeiten auf.
Ein aktuelles Beispiel dokumentieren Eltern, die eine riesige Plakatwand in Los Angeles gestalteten. Zu sehen sind unzählige Porträtbilder von Scientologen, die den Kontakt zu ihren Angehörigen abgebrochen haben – oder abbrechen mussten.
In grossen Lettern prangt der Satz: «An meine Lieben in Scientology: Ruft mich an.» Das Plakat im Echo Park haben Phil und Willie Jones, zwei ehemalige Scientologen, aufkleben lassen.
Das Ehepaar hat ihre beiden erwachsenen Kinder Michael und Emily an Scientology verloren. Die Sekte habe ihre Kinder gegen sie aufgebracht, sagen die Eltern.
Diese wissen, wovon sie reden. Sie waren selbst 40 Jahre lang stramme Sektenmitglieder. So wurden auch ihr Sohn und ihre Tochter in Scientology gross. Irgendwann gingen den Eltern die Augen auf, sie befreiten sich vom Sektenwahn. Nicht aber ihre Kinder.
Nun erlebten die Eltern am eigenen Leib, was Scientology wirklich bedeutet. Die ausgestiegenen Eltern waren für die Sekte «unterdrückerische Personen», also eine Gefahr. Die Sektenbosse hatten Angst, die Eltern könnten ihre Kinder überreden, Scientology ebenfalls den Rücken zu kehren.
In solchen Fällen verlangt die Sekte von ihren Mitgliedern, ihre Angehörigen zu handhaben. Sie quasi zu zähmen, damit sie sich ruhig verhalten. Oder die Eltern wieder dazu zu bringen, Reue zu zeigen und in den Schoss der Kirche zurückzukehren.
Gelingt dies den Scientologen nicht, bleibt ihnen nur der Kontaktabbruch. So verlangte es der längst verstorbene Sektenboss Ron Hubbard. So setzen es auch heute noch seine Lakaien um. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Gegen diese unmenschliche Praxis kämpfen nun Phil und Willie Jones an. Die beiden kamen als Teenager zu Scientology und lernten sich in der Sekte kennen. Sie seien unter einer Art Hypnose mental manipuliert worden, sagt Phil heute.
Ihre Kinder seien Mitglieder der Eliteeinheit «Sea Org» und hätten einen Vertrag über eine Milliarde Jahre unterzeichnet, ergänzt der Aussteiger. Sie würden wöchentlich 100 Stunden arbeiten und lediglich 10 Cents pro Stunde verdienen. Diese hätten ihnen einen Brief geschrieben mit der Aufforderung, sie nicht mehr zu kontaktieren. Seit Jahren haben die Eltern Jones ihre Kinder nicht mehr gesehen.
Dass Scientology keine Gnade kennt, um Mitgliedern den Kontakt mit Aussteigern zu verwehren, zeigt der Fall der Ehefrau des Sektenführers David Miscavige. Ans Tageslicht gebracht hat den Fall die bekannte US-Schauspielerin Leah Remini.
Der Star der amerikanischen Sitcom-Serie «King of Queens» war einst ebenfalls Scientology-Mitglied und eine gute Freundin von Shelly Miscavige, der Frau des Sektenführers. Als Remini Scientology verliess, gab sie bei der Polizei eine Vermisstanzeige auf. Ihre Freundin Shelly Miscavige sei verschollen, gab sie zu Protokoll. Seit sechs Jahren. Ihre intensiven Nachforschungen seien erfolglos geblieben.
Remini hat mehrmals David Miscavige nach Shelly gefragt, aber stets ausweichende Antworten erhalten. Das machte die Schauspielerin stutzig.
Die mysteriöse Geschichte begann im November 2006 bei der Hochzeit von Tom Cruise und Katie Holmes, die inzwischen Scientology ebenfalls verlassen hat. Trauzeuge David Miscavige war ohne seine Frau angereist, was Leah Remini sonderbar fand.
Die Schauspielerin hatte danach den Verdacht, von Scientologen streng beobachtet zu werden. Sie sei verhört und schikaniert worden, berichtete sie. Nach ihrer Anzeige spürte die Sondereinheit für vermisste Personen von Los Angeles Shelly Miscavige offenbar auf, die Polizei gab aber keine Angaben über den Aufenthaltsort oder die Lebensumstände der Frau des Sektenführers preis.
Leah Remini reagierte verärgert. Sie weiss, was Scientology mit Personen veranstaltet, die in Ungnade fallen. Nach ihrer Aktion meldeten sich Aussteiger bei der Schauspielerin. So auch Amy Scobee, die prominente Scientologen wie Tom Cruise und John Travolta betreut hatte und über Insider-Wissen verfügte.
Scobee war sich sicher, dass die Frau von Miscavige in einem geheimen Rehabilitationszentrum von Scientology festgehalten wird oder wurde. Auch der Journalist und Scientology-Beobachter Tony Ortega (siehe Video) mischte sich in die Diskussion ein. Er sei überzeugt, dass Shelly Miscavige im entlegenen Zentrum beim Lake Arrowhead in den San-Bernardino-Bergen in Kalifornien stationiert sei, sagte er.
Aussteiger bezeichnen die Einrichtung als Straflager. Scientology bestritt alle Vorwürfe und bezeichnete die Anzeige von Remini als reine Schikane. Die Organisation betonte, Shelly Miscavige arbeite jeden Tag hart für Scientology. Daran hat die Schauspielerin Leah Remini nie gezweifelt.