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Die Amerikaner glauben, eine moderne Gesellschaft aufgebaut zu haben. In Wirklichkeit ist die USA ein Eldorado für christliche Fundamentalisten. In fast jedem Dorf – und ist es noch so klein – haben sich die Fundis eingenistet.
Jüngster Ausdruck ihrer kindlich-naiven Frömmigkeit ist die vor wenigen Tagen in Grant County, Kentucky, eingeweihte Arche Noah. Quasi ein Disney-Land für Superfromme. Das Monsterschiff ist 152 Meter lang, 25 Meter hoch und hat rund 100 Millionen Franken gekostet.
Der Initiant Ken Ham wehrt sich aber dagegen, seine Arche als Vergnügungspark zu sehen. Nein, der gute Mann hat religiöse Ambitionen. Sein Schiff soll die christliche Botschaft in die Welt hinaustragen. Und eine Kampfansage an die Evolutionstheorie sein.
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Ken Ham und seine christlichen Mitstreiter wollen nämlich mit ihrer Arche beweisen, dass Gott die Welt vor 6000 Jahren erschaffen hat und Noah das Überleben der ganzen Kreatur bei der Sintflut sicherte.
Es braucht viel Glauben und noch mehr Aberglauben, um dem Publikum das Märchen von der Arche Noah als ein reales Zeugnis von Gott zu verklickern. Ein paar einfache Fragen zeigen, dass die Geschichte von der Arche bestens in Grimms Märchensammlung passt.
Bekanntlich hat Noah von allen Tierarten ein Paar eingesammelt und in seine Arche gebracht. Um die Zehntausenden von Tierarten aufzuspüren und zu fangen, hätte er aber Jahrzehnte gebraucht. Und wie hatte der gute Noah Kängurus beschafft? Schiffspassagen gab es damals bekanntlich noch nicht. Ausserdem hätte die Arche so gross sein müssen, dass sie auseinandergebrochen wäre.
Ein weiteres Paradox: Um die fleischfressenden Tiere über die lange Zeit ernähren zu können, hätten Tausende von Futtertieren mitgeführt werden müssen, die ihrerseits Nahrung gebraucht hätten. Und zur Betreuung der Tiere wären unzählige Tierwärter nötig gewesen. Laut Genesis waren aber nur 8 Personen an Bord der Arche. Ausserdem wären viele Tiere an Krankheit verendet und somit ausgestorben.
Wie aufwändig die Tierhaltung in Gefangenschaft ist, weiss jeder Zoo. Auch Ken Ham musste es erfahren, beherbergt er doch in seiner Nachbildung der Arche lediglich 30 Tierpaare. Ausserdem: Wie entstanden von der hellhäutigen Familie Noahs dunkelhäutige Menschen?
Weiter stellt sich die Frage, woher Gott das viele Wasser für die Sintflut nahm. Hätte er die Meere leergepumpt, wären die Bewohner der Arche verdurstet, denn sie hätten kein Süsswasser mehr gehabt. Ganz abgesehen davon, dass das Wasser rasch wieder ins Meer zurückgeflossen wäre.
Überhaupt funktioniert es physikalisch nicht, höhere Regionen unter Wasser zu setzen, auch wenn es jahrelang wie aus Kübeln giesst.
Viele Bibelexegeten wenden ein, die Geschichte von der Arche Noah sei bildhaft zu verstehen. Doch sie eignet sich auch nicht als Metapher oder Gleichnis, denn die Sintflut ist in der Bibel viel zu realitätsnah und zu detailliert beschrieben.
Als Metapher könnte man die Geschichte von der Arche durchgehen lassen, wenn sie in etwa so beschrieben wäre: Gott zürnte, weil die Menschen sündig geworden waren und seine Gebote nicht einhielten. Er trachtete danach, sie mit einer Sintflut zu bestrafen. So befahl er seinem treuen Diener Noah, eine Arche zu bauen und auch Tiere zu beherbergen. Als Noah sein Werk vollendet hatte, liess Gott sintflutartige Regen niederprasseln und die Sünder ertranken.
Das wäre dann ein akzeptables Gleichnis dafür, wie Gott die Sünder bestraft. Nur würde sich dann eine andere Frage stellen: Wieso liess Gott seine geliebten Kinder, die er nach seinem Ebenbild geschaffen hat, erbärmlich ersäufen?
Übrigens: Die Mitarbeiter der neuen Arche müssen einen Vertrag unterschreiben, dass sie an die Schöpfungslehre glauben, nicht homosexuell sind und keinen Sex vor der Ehe haben – falls sie noch nicht verheiratet sind. Wahrlich eine christliche Einstellung, bei der Nächstenliebe und Barmherzigkeit voll gelebt wird.
Ob sich Gott schämt, wenn er sieht, was seine frommsten Schäfchen in seinem Namen anrichten?