
Sag das doch deinen Freunden!
Vor Wochen hat der Landrat Peter Dreier aus dem bayrischen Landshut angekündigt, Flüchtlinge aus seinen Gemeinden nach Berlin zu verfrachten. Am Mittwoch setzt er die Aktion in die Tat um und lässt 31 anerkannte Flüchtlinge aus Syrien per Bus zum Amtssitz von Bundeskanzlerin Angela Merkel karren.
Es ist es soweit! Heute fährt ein Bus mit 50 #Flüchtlingen von #Landshut nach #Berlin, direkt zu #Merkel ! #Dreier pic.twitter.com/p4mWHoXmY9
— Howahkan_Official (@Howahkan) 14. Januar 2016
Er habe viel Zuspruch von Bürgern aus der ganzen Republik erfahren, sagt er gegenüber Medien. Der viel geäusserte «Zuspruch» ist allerdings sehr fraglicher Natur. Die Guerilla-Aktion in Berlin wird auf YouTube live gestreamt. Dazu hagelt es in Echtzeit massiv Kommentare von Usern. Der Inhalt der meisten Wortbeiträge müsste eigentlich sämtliche Alarmglocken des Bundeskriminalamtes und der Landeskriminalämter schrillen lassen.
«Brennt im Feuer der Rechtschaffenheit», «Arabische Schweine zurück nach Hause» oder «Nächste Ausfahrt Auschwitz» sind nur drei der Hetzkommentare, die minütlich von Tausenden von Usern zum Livestream eingehen. Hier zwei Screenshots mit einigen Beiträgen, die während des Sendens durch den Kommentar-Ticker liefen:
Dem bayrischen Landrat Dreier zu unterstellen, dass das Befeuern des Fremdenhasses Ziel seiner Aktion war, mag überzogen sein. Auch wenn dies einige durchaus so sehen.
#Landrat #Dreier #Landshut plant Fusion von #FW und #AfD. Missbrauch von #Flüchtlingen für unerträglichen #Rechtspopulismus. #gruenewk16
— Eike Hallitzky (@EikeHallitzky) 14. Januar 2016
"Hast du einen Flüchtling gesehen?" "Nee, du?" Ziemlich große PR-Aktion für die Freien Wähler. #Landshut pic.twitter.com/sLgqMPoNl3
— Jörgen Camrath (@uniwave) 14. Januar 2016
Womöglich aber wollten Dreier und die Partei Die Freien Wähler tatsächlich nur das Signal senden: «Wir schaffen das nicht!» Bereits in einer Pressemitteilung Mitte Dezember stösst er in dieses Horn und mahnt: «Aufgrund der unverändert hohen Zuweisungen von wöchentlich 70 Asylbewerbern in den Landkreis Landshut kommt die Landkreisverwaltung trotz intensiver Bemühungen derzeit mit der Eröffnung neuer dezentraler Unterkünfte nicht mehr hinterher.»
Wie auch immer – letztlich hat er dem rechten Mob, den Pegida-Anhängern und der AfD einen Bärendienst erwiesen und Öl ins lodernde Feuer des Rechtsradikalismus geschüttet. Und der richtet sich keinesfalls nur gegen Flüchtlinge und Kanzlerin Merkel. Vielmehr geraten auch Juden ins Fadenkreuz der Verbalattacken: «Juden sind schuld», «Hitler hatte recht» und noch drastischere Äusserungen dominieren gegen Ende des Livestreams die Kommentarspalte.
Und was hat die Aktion eigentlich den wohnungslosen Flüchtlingen gebracht? Vermutlich nichts. Heute wurden sie wieder zurückverfrachtet nach Landshut.
In ursprünglichen Nachrichten hieß es, die mitreisenden Asylbewerber seien "freiwillig" mitgefahren. Nun, sie werden...
Posted by Heiko Kuschel on Friday, January 15, 2016