Es gibt Geschichten, die erscheinen zu gut, um wahr zu sein. Im September 2016 berichtete Zeit Campus, das Hochschul-Magazin der deutschen Tageszeitung, über ein Start-up.
«Vier Ingenieurstudenten wollen den Verkehr revolutionieren, die Staus in den Städten abschaffen, das nervige Umsteigen mit Bus und Bahn, die Abgase und den Lärm. Sie träumen davon, dass in Zukunft alle Menschen mit kleinen Elektro-Jets auf Luftstrassen unterwegs sein werden. Direkt vom Vorgarten oder vom Flachdach werden sie starten, wie Bruce Willis in Das fünfte Element, senkrecht nach oben und dann über Staus, Städte und Gebirge schweben.»
1997 kam der Science-Fiction-Film von Kultregisseur Luc Besson ins Kino. Damals war Daniel Wiegand noch so jung, dass er das Leinwand-Abenteuer gar nicht sehen durfte.
20 Jahre später ist er Ingenieur, Geschäftsführer von Lilium Aviation und dem Traum vom «Flugzeug für jedermann» näher denn je. Aber schau selbst:
Das sieht doch schon mal sehr vielversprechend aus. Und auch wenn der Testflug unbemannt durchgeführt wurde, werden wir von Lilium noch viel hören in nächster Zukunft. Ist das Start-up gar das nächste Tesla, wie die Investoren hoffen?
Zu den ideellen und vor allem auch finanziellen Supportern zählen jedenfalls bekannte Persönlichkeiten wie der Skype-Erfinder Niklas Zennström, der auch im Verwaltungsrat sitzt.
Angesichts von «IS»-Terror und Trump-News sind solche Bilder hoch willkommen, auch wenn es nur Visualisierungen sind
Ein für alle bezahlbarer Luft-Taxi-Service? Yes please!
«There's an app for that»
Auf der Lilium-Website werden auch schon mal Taxi-Preise angegeben. Vom JFK-Flughafen in die Innenstadt: 36 Dollar.
Daniel Wiegand hat als Bub den renommierten Technik-Wettbewerb Jugend forscht gewonnen und als Gymnasiast sein erstes Patent (zu einem Flugantrieb) beantragt. Später war er bei ABB Zürich als Projektleiter tätig, bevor er mit drei anderen Verrückten Lilium Aviation gründete. Seine Mitstreiter Sebastian Born, Patrick Nathen und Matthias Meiner haben mit ihm an der Technischen Universität München studiert. Ihnen gemeinsam ist der Drang, bahnbrechende Technik zu entwickeln.
«Die Leute wollen fliegende Autos und Magnetschwebebahnen, bekommen aber Snapchat und Prisma»
Patrick Nathen, Co-Gründer
Und der Haken?
Nun ja, es gibt noch mehrere Haken: Der Luftraum ist begrenzt, bereits stark beansprucht und darum sehr streng reguliert. Bevor hierzulande Luft-Taxis oder gar Lilium-Privatjets abheben dürfen, bräuchte es massive Gesetzesänderungen. Aber davon lassen sich echte Revolutionäre nicht abschrecken, oder?
Der Enthusiasmus erinnert an Silicon-Valley-Pioniere und ist ziemlich ansteckend 👍
«Etwa ein Dutzend Unternehmen arbeitet weltweit an solchen Ultraleichtfluggeräten, die ebenso leicht zu bedienen sein sollen. Bei Airbus heisst das Projekt ‹Vahana›, benannt nach dem Reittier einer hinduistischen Gottheit (der Name Lilium Aviation bezieht sich auf den Flugpionier Otto Lilienthal). Die Firma Joby Aviation will ein Flugtaxi aufsteigen lassen, das aussieht wie ein Flugzeug mit extrem vielen Rotoren, die niederländische Firma PAL-V hat eine Kombination aus Auto und Helikopter entwickelt, Volocopter aus Bruchsal einen elektronischen ‹Multikopter›. Der Golfstaat Dubai will im Juli eine emissionsfreie Menschendrohne aus China in Betrieb nehmen.»
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Die beliebtesten Kommentare
Zeit_Genosse
21.04.2017 13:30registriert Februar 2014
Wir sind an dem Punkt angelangt, wo nicht die Technologien uns behindern Träume wahr werden zu lassen, sondern die Frage, wie wünschbar eine technologische Möglichkeit für eine Gesellschaft ist und wie schnell man politisch und juristisch bereit ist, der Technologie grünes Licht zu geben. Beim autonom steuernden Fahrzeug wie beim Fluggerät. Wollen kommt vor Können, wobei neuerdings die Reihenfolge verändert wird. Ich kann - also will ich, ist ein Satz, dem wir noch mehrmals begegnen werden.
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