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China-Stromer gegen deutsche E-Autos: Das Duell hat einen klaren Sieger

China-E-Autos (oben) gegen deutsche Stromer (unten).
China-E-Autos (oben) gegen deutsche Stromer (unten).bild: byd / gmw, cupra, opel)

China-Stromer gegen deutsche E-Autos – das Duell hat einen klaren Sieger

Dieses Jahr rollen die Autos des weltweit grössten E-Auto-Herstellers aus China erstmals in die Schweiz. Der Vergleich mit europäischen Modellen deckt ihre Schwächen schonungslos auf.
06.03.2024, 08:2106.03.2024, 14:48
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«Verspeisen die chinesischen Hersteller mit günstigen E-Autos die europäische Konkurrenz mit einem Happs?», fragt das Fachmagazin «Auto Motor und Sport» in seiner jüngsten Ausgabe.

Um der Frage auf den Grund zu gehen, haben die Autotester zwei kompakte Elektroautos aus China mit zwei ähnlich grossen E-Modellen von Opel (Astra Electric) und dem Volkswagen-Konzern (Cupra Born) verglichen. Berücksichtigt wurden jeweils die Modellvarianten mit der stärkeren Motorisierung.

Diese E-Autos wurden verglichen

Der Dolphin von BYD (China)

Basispreis 33'000 Euro. Das getestete Modell hat einen Listenpreis von 35'000 Euro.
Basispreis 33'000 Euro. Das getestete Modell hat einen Listenpreis von 35'000 Euro.bild: byd

Der Ora 03 von Great Wall Motor (China)

Basispreis 39'000 Euro. Das getestete Modell kostet 47'490 Euro (bis Ende März Rabattpreis 35'490 Euro).
Basispreis 39'000 Euro. Das getestete Modell kostet 47'490 Euro (bis Ende März Rabattpreis 35'490 Euro). bild: gwm

Der Born von Cupra (VW-Konzern)

Das Elektroauto Cupra Born.
Basispreis 40'600 Franken. Das getestete Modell kostet 42'650 Franken bzw. in Deutschland 41'450 Euro.Bild: Shutterstock

Der Astra Electric von Opel (Stellantis-Konzern)

A visitor walks by the Opel Astra Electric as it makes its World premier during the media opening of the Brussels Motor Show at the Expo in Brussels on Friday, Jan. 13, 2023. After nearly a two year a ...
Basispreis 40'100 Franken. Das getestete Modell kostet 42’400 Franken bzw. in Deutschland 45'060 Euro. Bild: keystone

So urteilen die Tester

Die beiden chinesischen Herausforderer BYD und Great Wall Motor (GWM) haben bei ihren «Günstig-Stromern» laut «Auto Motor und Sport» eine derart lange Mängelliste, dass der Testsieger Cupra Born aus dem Volkswagen-Konzern fast 100 Punkte vor dem Testverlierer BYD Dolphin liegt. «Das sind Welten», so die Tester.

Der Cupra Born entspricht technisch weitgehend dem bei uns bekannteren Elektro-Kompaktauto VW ID.3. Auch der elektrische Opel Astra schlage die chinesischen Rivalen um Längen.

Aber was genau haben die Tester an den China-Autos von BYD und GWM zu bemängeln?

Die Kritik am BYD Dolphin:

  • Das Auto «schaukelt und taumelt» durch die Kurven.
  • Auf unebener Fahrbahn gerate der Dolphin «in Seenot».
  • Die Lenkung sei «präzisionsfrei».
  • Der Bremsweg sei zu lang.
  • Das Fernlicht sei schummrig und funzelig.
  • Vorinstallierte Apps funktionierten nicht.
  • Die Heizwirkung sei kaum vorhanden.
  • Das Navi habe keine Laderoutenplanung.
  • Die Reichweitenanzeige sei unzuverlässig.
  • Die Windgeräusche seien zu laut.
  • Der Energieverbrauch sei zu hoch.

Die Kritik am Ora 03 von Great Wall Motor:

  • Ein «mieser» Spurhalteassistent lenkte das Auto auf Fahrbahn ohne Mittellinie in den Graben: «Nicht einmal, sondern immer wieder», so die Tester.
  • Das Fahrwerk sei schon bei kleinen Unebenheiten überfordert.
  • Die Lenkung sei taub und indirekt.
  • Die Bremsleistung sei schlecht.
  • Die Karosserie erzeuge laute Windgeräusche.
  • Für grosse Fahrer sei die Lenkradverstellmöglichkeit nicht ausreichend.
  • Die Sitze gäben keinerlei Seitenhalt.
  • Das Display sei zu klein und zu weit vom Fahrer entfernt, sodass man die Menüschrift kaum erkennen könne.
  • Die verschachtelte Menüführung sei unübersichtlich.
  • Die Übersetzung in den Menüs sei teils völlig unverständlich.
  • Das Auto habe eine kaum brauchbare Laderoutenplanung.
  • Die Heizleistung sei ungenügend.
  • Der Akku lade zu langsam.

Die Materialien und die Gestaltung des Innenraumes seien hingegen deutlich hochwertiger als beim günstigeren BYD Dolphin. Unter anderem darum behaupte sich der Ora 03 in der Gesamtwertung trotz ähnlicher Schwächen knapp vor dem BYD-Rivalen.

Cupra und Opel klar vorn

Der Cupra Born und der Opel Astra Electric überzeugen die Tester mit dem straff abgestimmten Fahrwerk, der feinfühligen Lenkung, dem gutem Kurvenverhalten und der weit besseren Schalldämmung. Auch der Bremsweg ist bei den europäischen Modellen kürzer.

Beim Antrieb bewegt sich der leistungsstarke Cupra Born allein auf weiter Flur. Er hat auch vor dem Astra Electric die beste Ladeleistung. Beim Ladetempo fallen die Chinesen erneut ab, insbesondere der Ora 03 lädt gemächlich.

E-Autos: Cupra Born und VW. ID.3
Der Testsieger Cupra Born entspricht weitgehend dem VW ID.3, hat in der Top-Version aber den stärkeren Motor (170 vs. 150 kW).Bild: KondorCars

Am Sparsamsten fuhr der Opel Astra Electric, gefolgt vom Cupra Born. Am meisten Strom gönnte sich der BYD Dolphin. Aufgrund ihres höheren Energieverbrauchs schneiden die Rivalen aus China auch bei den laufenden Kosten und der Nachhaltigkeit schlecht ab.

Das Fazit: Nicht gut und nicht günstig

  • Cupra Born: 593 von 1000 Punkten
  • Opel Astra Electric: 579 Punkte
  • GWM Ora 03: 502 Punkte
  • BYD Dolphin: 497 Punkte

«BYD hat trotz Preisvorteil wohl kaum eine Chance gegen die Qualität von Cupra und Opel. Das gilt auch für den Ora, der noch nicht einmal preislich einen Vorteil bietet», schreibt «Auto Motor und Sport».

Die getestete Version des Ora 03 hat einen Listenpreis von 47'490 Euro. Die Basisversion beginnt bei 39'000 Euro. Offenbar aufgrund der schwachen Nachfrage hat Great Wall Motor den Preis in Deutschland zuletzt um 12'000 Euro drastisch herabgesetzt. Bis Ende März gibt es den Ora ab 27'000 Euro.

BYD war Ende 2023 der weltweit grösste Elektroautohersteller, knapp vor Telsa und deutlich vor Volkswagen. In der Schweiz will die Emil Frey Gruppe die erfolgreichen E-Autos von BYD ab Sommer 2024 importieren. Doch was in China dank günstigen Preisen viele überzeugt, lässt sich in Europa nicht so einfach wiederholen. Ein BYD Dolphin kostet in China umgerechnet rund 15'000 Franken. In Deutschland wollte BYD 2023 beim Marktstart für das Basismodell 36'000 Euro (umgerechnet 34'530 Franken), inzwischen hat man den Preis um 3000 Euro gesenkt.

Zum Vergleich: Den Cupra Born gibt es bei uns ab rund 40'000, den verwandten und überarbeiteten VW ID.3 Facelift ab 37'400 und den Opel Astra Electric ab 40'100 Franken (Listenpreise).

Welches dieser kleinen E-Autos interessiert dich am meisten?

Der Grossangriff der China-Autos stockt – noch

Trotz Preisvorteil ist die Expansion der chinesischen Autohersteller in Europa bisher nicht richtig in Fahrt gekommen. Einerseits sorgen Importzölle und höhere Sicherheitsanforderungen dafür, dass China-Autos in der EU einen erheblichen Teil ihres Preisvorteils verlieren. Andererseits lasse die Qualität zu wünschen übrig, resümiert «Auto Motor und Sport».

Im Fazit halten die Tester fest: «Ja, der BYD mag günstiger sein, die Mängelvielfalt von Dolphin und Ora lässt den chinesischen Hai-Angriff derzeit aber noch wie ein Becken voller Knabberfische aussehen.»

Dazu kommt, dass nicht wenige europäische Konsumenten aufgrund der geopolitischen Spannungen zunehmend auf chinesische Produkte verzichten, wenn es vergleichbare Alternativen gibt. Dies umso mehr, da China in einem Atemzug mit Menschenrechtsverletzungen und Spionage genannt wird.

Erste chinesische Automarken wie Polestar und HiPhi geraten laut jüngsten Medienberichten bereits in Schieflage. Sie könnten zu den ersten gehören, die verspeist werden.

(oli)

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204 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ELMatador
06.03.2024 08:44registriert Februar 2020
Wenn sie sie gleich teuer verkaufen würden wie in China würden sie evtl. einen Markt finden. Da sie sie aber im ähnlichen Preissegment wie die europäischen Hersteller verkaufen, werden wohl die meisten bei den Europäischen / Japanischen bleiben, um vom ausgebauten Händler und Werkstattnetzwerk zu profitieren. Dazu kommt das fehlende Vertrauen, den viele (ich eingeschlossen) gegenüber dem chinesischen Staat haben.
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In per tuts, tuts per in
06.03.2024 09:28registriert Juli 2020
Interessanter Artikel, doch würde ich den europäischen Autoherstellern ans Herz legen wachsam zu sein und sich nicht auf dem hohen Thron auszuruhen. China ist hungrig, schnell im Lücken schliessen und weiterhin auf Marktverdrängungskurs (siehe auch Smart #1 Brabus).
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Le_Urmel
06.03.2024 09:18registriert Juni 2014
Zumal man mit einem chinesischen Auto eine Direktleitung zur kommunistischen Partei legt. Da erübrigt sich ein Tagebuch zu führen
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