Digital
Elektroauto

Nach zwei tödlichen Unfällen: Xiaomi verschiebt E-Auto-Premiere

Xiaomi YU7: Der Elektro-SUV erinnert entfernt an Konkurrenten von Ferrari oder Porsche.
Xiaomi YU7: Der Elektro-SUV erinnert entfernt an Konkurrenten von Ferrari oder Porsche.bild: xiaomi

Nach zwei tödlichen Unfällen: Xiaomi verschiebt E-Auto-Premiere

Statt neuem Elektroauto nun Krisenmanagement: Nach mehreren Unfällen legt Xiaomi die Präsentation des Hoffnungsträgers YU7 auf Eis. Das E-Auto galt als kommender Tesla-Rivale in China.
16.04.2025, 19:0516.04.2025, 20:27
Christopher Clausen / t-online
Mehr «Digital»
Ein Artikel von
t-online

Eigentlich wollte der chinesische Technologiekonzern Xiaomi am 17. April eine ganze Reihe neuer Produkte vorstellen – darunter auch sein nächstes Elektroauto, das SUV-Coupé YU7. Doch nach einem tödlichen Unfall mit einem der bisherigen Fahrzeugmodelle hat das Unternehmen die Veranstaltung verschoben – auf unbestimmte Zeit.

Zwei Unfälle binnen weniger Tage

In China ist Xiaomi mit dem SU7 erst seit 2024 auf dem Automarkt vertreten. In den vergangenen Monaten verkaufte sich die Elektro-Limousine besser als Teslas Model 3 und gilt als grosser Erfolg. Das zweite Modell, das kommende SUV-Coupé YU7, sollte den Erfolg wiederholen und Teslas Model Y Konkurrenz machen. Doch der bisherige SU7, der in Europa als «Porsche-Jäger» bekannt wurde, war Ende März in einen folgenschweren Unfall verwickelt: Drei Studenten kamen ums Leben, als ihr Fahrzeug in einer Baustelle gegen eine Betonabgrenzung prallte und in Brand geriet.

Berichten zufolge fuhr das Auto zum Zeitpunkt des Aufpralls rund 97 km/h schnell. Nach Angaben des Unternehmens habe der Fahrer zuvor versucht, die Kontrolle über das Fahrzeug zu übernehmen, das im Autopilot-Modus fuhr. Das Fahrzeug verfügte allerdings über keinen laserbasierten Lidar-Sensor zur Umgebungserkennung, heisst es.

epa11248079 Lei Jun, Founder and CEO of Chinese mobile internet company Xiaomi Technology Co. Ltd., speaks during the Xiaomi SU7 electric car launch ceremony at Beijing Etrong International Exhibition ...
Xiaomi-Gründer Lei Jun bei der Präsentation des SU7 im März 2024.Bild: keystone

Nur wenige Tage später kam es in der Stadt Zhanjiang zu einem weiteren tödlichen Unfall mit einem Xiaomi-SU7, berichtet die «Automobilwoche». Ein E-Zweirad kollidierte mit dem Elektroauto, dabei entzündete sich die Batterie des Zweirads. Der Fahrer und die Beifahrerin starben im Feuer.

Xiaomi reagiert – mit Zurückhaltung

Die geplante Produktpräsentation wurde daraufhin kurzfristig abgesagt. Wie die Tageszeitung «The Standard» aus Hongkong berichtet, habe Xiaomi den Event intern «bis auf Weiteres» verschoben – ohne Angabe eines neuen Termins. Weiterhin wurde ein geplanter Investorentag abgesagt. Konzernchef Lei Jun hat seit dem Unfall seine Aktivität in sozialen Medien deutlich zurückgefahren.

Elektroauto

Den Behörden hat Xiaomi laut eigenen Angaben die Fahrzeugdaten des verunglückten SU7 zur Verfügung gestellt. In einer Mitteilung betonte das Unternehmen, man unterstütze die Aufklärung des Unfalls.

Autopilot-Funktionen im Fokus

Die Unfälle haben in China eine breite Debatte über die Sicherheit autonomer Fahrfunktionen ausgelöst. In beiden Fällen war mutmasslich das automatisierte Fahrassistenzsystem aktiv oder beteiligt. Vor allem die Frage, wie zuverlässig Systeme ohne Sensoren wie Lidar arbeiten, steht im Mittelpunkt. Xiaomi hat sich dazu bislang nicht im Detail geäussert. Auch im Fall von Tesla gab es in jüngster Zeit Berichte darüber, dass die Systeme ohne laserbasierte Sensoren deutlich unzuverlässiger funktionieren.

Was hätte vorgestellt werden sollen: Der YU7

Das geplante SUV-Modell YU7 ist als Schwestermodell zur bestehenden SU7-Limousine konzipiert. Optisch erinnert der rund fünf Meter lange Wagen mit seiner stark abfallenden Dachlinie an den Ferrari Purosangue. Auch im Detail zeigt sich ein sportlich-dynamisches Design mit LED-Leuchten im McLaren-Stil, grossem Kühlermaul und bündig versenkten Türgriffen.

Angetrieben wird der YU7 entweder mit Hinterrad- oder Allradantrieb. Die Topversion bringt es auf rund 690 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 253 km/h. Die Reichweite soll je nach Modellvariante zwischen 670 und 760 Kilometern liegen – laut Angaben der chinesischen Zulassungsbehörde MIIT. Nach dem bei uns üblichen WLTP-Testzyklus wäre die Reichweite geringer.

Gebaut wird der YU7 wie der SU7 im Werk von Xiaomi in Peking. Der Marktstart war ursprünglich für Juni 2025 geplant, die Preise sollen in China bei umgerechnet rund 38'000 Euro (Heckantrieb) beziehungsweise 51'000 Euro (Allradantrieb) beginnen.

Verwendete Quellen:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Xiaomi SU7
1 / 14
Xiaomi SU7
Xiaomi SU7
quelle: xiaomi
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wie spricht man das aus?
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
68 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
exeswiss
16.04.2025 21:16registriert Januar 2015
"Ein E-Zweirad kollidierte mit dem Elektroauto, dabei entzündete sich die Batterie des Zweirads. Der Fahrer und die Beifahrerin starben im Feuer."

lustig das hier nicht erwähnt, wird das das auto sich aktiv verrriegelt hat und die türen während dem brand sich nicht öffnen liessen.
601
Melden
Zum Kommentar
avatar
PetNat
16.04.2025 22:14registriert März 2014
Alle heutigen “Autopiloten” sind nur Assistenzsysteme (im Fachjargon Level 2), der Fahrer muss jederzeit eingreifen können. Bsp: Xiaomi oder Tesla.

Erst Level 4 oder Level 5 wäre wirklich autonomes Fahren, das können bisher nur wenige Robotertaxis in China oder den USA (zum Beispiel Waymo von Google).

Viele L2-Fahrer überschreiten gesetzliche Grenzen und überschätzen die Möglichkeiten ihrer Systeme massiv, sieht man oft bei Tesla-Fahrern.

Ich bezweifle, dass ohne LIDAR jemals L4 oder L5 erreicht werden kann. Aus Kostengründen haben die Autos von Xiaomi oder Tesla kein LIDAR, nur Kameras.
336
Melden
Zum Kommentar
68
    Ein Plädoyer für das lineare Fernsehen
    Fernsehen ist out. Dabei steckt darin ein kleiner Protest. Ein Plädoyer.

    Roger Federer weinte bitterlich, neben ihm auf der Bank sass Rafael Nadal, dem ebenfalls die Tränen übers Gesicht liefen. Und ich weinte vor dem Bildschirm mit. Sie hatten gerade den allerletzten Tennismatch in Federers Karriere bestritten. Oder heisst es Turnier, Spiel, Wettbewerb? Ich weiss es nicht, denn, um ehrlich zu sein, hatte ich noch nie zuvor – und auch nie mehr danach – Tennis geschaut. Aber an diesem Abend im September 2022 wusste ich: Hier passiert etwas Einmaliges, hier will ich dabei sein.

    Zur Story