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So nutzen wir Replay-TV – die Antworten in 7 Grafiken

So nutzt die Schweiz Replay-TV

Beim Replay-TV gelten bald neue Regeln und die Nutzer müssen sich entscheiden: Schluss mit Werbung überspringen oder mehr bezahlen. Eine Umfrage zeigt, wie Replay-TV genutzt wird – und wie Kunden auf die Änderungen reagieren.
17.08.2022, 00:3418.08.2022, 05:03
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Bislang war die Schweiz für Replay-TV-User eine Insel der Glückseligkeit. Verpasste TV-Sendungen bis sieben Tage im Nachhinein schauen und nervende Werbeblöcke mit ein paar Klicks überspringen. Davon können TV-Konsumenten im Ausland nur träumen, wo verpasste Sendungen nur in der Mediathek des jeweiligen TV-Senders geschaut werden können.

Doch die goldenen Replay-TV-Zeiten sind bald Geschichte: Die TV-Branche reklamiert bekanntlich happige Werbeverluste und hat eine höhere Entschädigung fürs Überspulen von Werbung durchgesetzt. Voraussichtlich bis Ende Jahr wird die beliebte Funktion bei allen Anbietern entweder teurer oder die Kundinnen und Kunden müssen beim zeitversetzten Fernsehen Zwangswerbung über sich ergehen lassen. So sieht es der Kompromiss vor, den TV-Sender und -Anbieter wie Swisscom und Sunrise nach jahrelangem Ringen gefunden haben.

Als Zückerchen für die Konsumenten sollte im Gegenzug die Replay-Dauer von 7 auf 14 Tage verlängert werden, doch die SRG konnte die 14-Tage-Regel in letzter Minute kippen.

Bereits haben Salt und Init7 ihre Preise angehoben. Wer weiterhin sieben Tage Replay-TV inklusive Vorspulen will, muss einen Aufpreis zahlen. Die anderen TV-Anbieter werden bald nachziehen.

Wie aber wird Replay-TV in der Schweiz genutzt und wie werden die TV-Zuschauer voraussichtlich auf die Änderungen reagieren? Eine am Mittwoch veröffentlichte repräsentative Umfrage von Comparis gibt darauf Antworten.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • 91 Prozent der Befragten haben ein Fernsehabo
  • 74 Prozent der Befragten mit TV-Abo haben Replay-TV
  • 85 Prozent der Replay-TV-Abonnenten schauen verpasste Sendungen nach
  • 48 Prozent der Replay-TV-Abonnenten überspringen Werbung
  • 55 Prozent der Replay-TV-Abonnenten ist bereit, Replay-TV künftig zum selben Preis, aber mit Zwangswerbung zu schauen
  • Die Hälfte ist bereit, künftig einen Aufpreis zu zahlen, um keine Einschränkungen beim Replay-TV hinnehmen zu müssen

Drei Viertel der Befragten mit einem TV-Abo haben Replay-TV

Die repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut Innofact im Juli 2022 unter 1034 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.
Die repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut Innofact im Juli 2022 unter 1034 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.Bild: comparis

Rund neun von zehn Befragten haben laut Comparis-Umfrage ein TV-Abo – davon mindestens drei Viertel mit der Möglichkeit, Replay-TV zu nutzen.

98 Prozent der Replay-TV-Kunden nutzen die Funktion zumindest gelegentlich

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Bild: comparis

29 Prozent spulen täglich Sendungen zurück, 39 Prozent mehrmals pro Woche und weitere 15 Prozent einmal pro Woche. Über 80 Prozent der Replay-TV-Abonnenten nutzen die Funktion also regelmässig.

Verpasste Sendungen schauen ist wichtiger als Werbung überspringen

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Bild: comparis

Die überwiegende Mehrheit (85 Prozent) der Replay-TV-Abonnenten sagt, die Funktion zu nutzen, um verpasste Sendungen zu schauen. 38 Prozent wollen mit Replay-TV beliebige Sendungen schauen, ähnlich wie bei Streaming-Diensten wie Netflix.

Knapp die Hälfte (48 Prozent) nutzt die Funktion, um Werbung zu überspringen. Dies sei beim Replay-TV nicht das Hauptbedürfnis, folgert Comparis. Eine frühere Studie habe gezeigt, «dass TV-Werbung als deutlich weniger störend wahrgenommen wird als Pop-up-Werbung auf Webseiten». Replay-TV sei daher «nicht grundsätzlich der grosse Werbekiller».

Aber: Je jünger, desto eher wird die Werbung überspult

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Bild: comparis

Das Problem der TV-Sender: Jüngere Zuschauer überspringen die Werbung deutlich häufiger als ältere Semester, die mit Live-TV und minutenlangen Werbeblöcken aufgewachsen sind. Ohne Zwangswerbung im Replay-TV, die sich nicht überspringen lässt, dürfte die Werbung somit immer weniger ihre Zielgruppe erreichen. Wer die Zwangswerbung vermeiden will, muss daher mehr zahlen. Salt beispielsweise lässt den Kunden seit Mai 2022 die Wahl, ob sie die Werbung erdulden wollen oder 3.95 Franken Aufpreis pro Monat zahlen, um weiter vorspulen zu können. Ohne Aufpreis wird Replay-TV von sieben Tagen auf 30 Stunden verkürzt.

Der Grund: Die TV-Sender machen zeitversetztes Fernsehen seit Jahren für Einnahmeverluste verantwortlich und erhalten nun von den TV-Anbietern eine höhere Entschädigung. Für Swisscom, Sunrise und Co. steigt die Replay-TV-Abgabe von zwei auf sieben Franken pro Monat. Die TV-Anbieter werden die höhere Abgabe auf die Kunden überwälzen.

Die Hälfte der Replay-TV-Abonnenten (links in der Grafik) ist bereit, künftig etwas mehr zu bezahlen, um Replay-TV weiterhin ohne Einschränkungen nutzen zu können

Befragte mit Replay-TV-Abo (links) sind viel eher bereit einen Aufpreis zu zahlen als Nutzer ohne Replay-TV-Abo, um die liebgewonnene Funktion zu behalten.
Befragte mit Replay-TV-Abo (links) sind viel eher bereit einen Aufpreis zu zahlen als Nutzer ohne Replay-TV-Abo, um die liebgewonnene Funktion zu behalten.Bild: comparis

«In der aktuellen Befragung würde die Hälfte der Replay-TV-Abonnierenden mindestens einen Aufpreis von bis zu fünf Franken in Kauf nehmen, um die Rückspulfunktion weiter zu haben», schreibt Comparis. User, die bereits Replay-TV haben, sind eher bereit, einen Aufpreis zu zahlen, als jene, die kein Replay-TV-Abo haben. Comparis-Digitalexperte Jean-Claude Frick vermutet, dass die Zahlungsbereitschaft nochmals «deutlich steigt», sobald die Rückspulfunktion eingeschränkt wird.

Jüngere würden eher einen Aufpreis zahlen, um Replay-TV weiterhin ohne Einschränkungen nutzen zu können

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Bild: comparis

Bei den Jüngeren ist die Zahlungsbereitschaft am höchsten. 57 Prozent aller Befragten zwischen 18 und 35 Jahren würden bis fünf Franken pro Monat mehr zahlen, um die Rückspulfunktion weiter uneingeschränkt zu haben.

55 Prozent der Replay-TV-Abonnenten wären umgekehrt bereit, die Rückspulfunktion künftig zum selben Preis, aber mit Zwangswerbung zu nutzen

User mit Replay-TV-Abo (links) geben viel öfter an, künftig Zwangswerbung zu akzeptieren, wenn der Preis gleich bleibt.
User mit Replay-TV-Abo (links) geben viel öfter an, künftig Zwangswerbung zu akzeptieren, wenn der Preis gleich bleibt.Bild: comparis

Nach Altersgruppe sind unter allen Befragten (also mit und ohne Replay-TV-Abo) die Personen bis 36 Jahre signifikant öfter bereit, Zwangswerbung zu schauen, als die über 55-Jährigen.

«Obwohl die Jüngeren viel mehr Werbung überspulen und auch eher einen Aufpreis zahlen würden, scheinen sie toleranter gegenüber Werbung zu sein. Das mag auch mit der Nutzung des Smartphones während des Fernsehens zu tun haben. Das hilft, Wartezeiten während der Werbung zu überbrücken», so Frick.

Replay-TV: Welche Kröte schluckst du eher?
Methodik
Die repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag von comparis.ch im Juli 2022 unter 1’034 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.
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139 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sa_Set
17.08.2022 06:33registriert Oktober 2019
Werbung ist einfach out. Das letzte mal als ich TV geschaut habe, wollte ich gerade eine Sendung anfangen zu schauen und habe nach etwa 2 Minuten wieder ausgeschaltet, weil nach dem Vorspann erstmal Werbung kam. Heute brech ich Youtube Videos ab, wegen der Werbung. Wenn ich einen 30 sekündigen Teaser zu einem Film schauen möchte (also eig. Werbung), brauch ich vorher nicht noch 10 Sekunden Werbung. Wenn während einem Musikvideo Werbung läuft bin ich weg. Werbung ist Okay, aber nur wenn es nicht störend ist.
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Butch Cassidy & Sundance Kid
17.08.2022 07:37registriert Mai 2018
In der Umfrage fhelte irgendwie die Option "ich werde mein TV Abo kündigen"
Oder bin ich der einzige, der das als Option sieht..xD
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JonnyB
17.08.2022 05:16registriert Februar 2015
Na, ja… sind wir ehrlich: früher dauerte die Werbepause auch deutlich kürzer.
Und verarschen kann ich mich auch selber, bspw: erste Werbepause nach 40 min und in den letzten 40 min dann drei Werbeblöcke a 7 min.
Für mich ist klar, dass es ein abbau des Angebots ist und vergleichbar mit einem Vertragsbruch…
Und ich weiss, dass ich vom klassischen TV komplett weg bin.
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