Bislang war die Schweiz für Replay-TV-User eine Insel der Glückseligkeit. Verpasste TV-Sendungen bis sieben Tage im Nachhinein schauen und nervende Werbeblöcke mit ein paar Klicks überspringen. Davon können TV-Konsumenten im Ausland nur träumen, wo verpasste Sendungen nur in der Mediathek des jeweiligen TV-Senders geschaut werden können.
Doch die goldenen Replay-TV-Zeiten sind bald Geschichte: Die TV-Branche reklamiert bekanntlich happige Werbeverluste und hat eine höhere Entschädigung fürs Überspulen von Werbung durchgesetzt. Voraussichtlich bis Ende Jahr wird die beliebte Funktion bei allen Anbietern entweder teurer oder die Kundinnen und Kunden müssen beim zeitversetzten Fernsehen Zwangswerbung über sich ergehen lassen. So sieht es der Kompromiss vor, den TV-Sender und -Anbieter wie Swisscom und Sunrise nach jahrelangem Ringen gefunden haben.
Als Zückerchen für die Konsumenten sollte im Gegenzug die Replay-Dauer von 7 auf 14 Tage verlängert werden, doch die SRG konnte die 14-Tage-Regel in letzter Minute kippen.
Bereits haben Salt und Init7 ihre Preise angehoben. Wer weiterhin sieben Tage Replay-TV inklusive Vorspulen will, muss einen Aufpreis zahlen. Die anderen TV-Anbieter werden bald nachziehen.
Wie aber wird Replay-TV in der Schweiz genutzt und wie werden die TV-Zuschauer voraussichtlich auf die Änderungen reagieren? Eine am Mittwoch veröffentlichte repräsentative Umfrage von Comparis gibt darauf Antworten.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
Rund neun von zehn Befragten haben laut Comparis-Umfrage ein TV-Abo – davon mindestens drei Viertel mit der Möglichkeit, Replay-TV zu nutzen.
29 Prozent spulen täglich Sendungen zurück, 39 Prozent mehrmals pro Woche und weitere 15 Prozent einmal pro Woche. Über 80 Prozent der Replay-TV-Abonnenten nutzen die Funktion also regelmässig.
Die überwiegende Mehrheit (85 Prozent) der Replay-TV-Abonnenten sagt, die Funktion zu nutzen, um verpasste Sendungen zu schauen. 38 Prozent wollen mit Replay-TV beliebige Sendungen schauen, ähnlich wie bei Streaming-Diensten wie Netflix.
Knapp die Hälfte (48 Prozent) nutzt die Funktion, um Werbung zu überspringen. Dies sei beim Replay-TV nicht das Hauptbedürfnis, folgert Comparis. Eine frühere Studie habe gezeigt, «dass TV-Werbung als deutlich weniger störend wahrgenommen wird als Pop-up-Werbung auf Webseiten». Replay-TV sei daher «nicht grundsätzlich der grosse Werbekiller».
Das Problem der TV-Sender: Jüngere Zuschauer überspringen die Werbung deutlich häufiger als ältere Semester, die mit Live-TV und minutenlangen Werbeblöcken aufgewachsen sind. Ohne Zwangswerbung im Replay-TV, die sich nicht überspringen lässt, dürfte die Werbung somit immer weniger ihre Zielgruppe erreichen. Wer die Zwangswerbung vermeiden will, muss daher mehr zahlen. Salt beispielsweise lässt den Kunden seit Mai 2022 die Wahl, ob sie die Werbung erdulden wollen oder 3.95 Franken Aufpreis pro Monat zahlen, um weiter vorspulen zu können. Ohne Aufpreis wird Replay-TV von sieben Tagen auf 30 Stunden verkürzt.
Der Grund: Die TV-Sender machen zeitversetztes Fernsehen seit Jahren für Einnahmeverluste verantwortlich und erhalten nun von den TV-Anbietern eine höhere Entschädigung. Für Swisscom, Sunrise und Co. steigt die Replay-TV-Abgabe von zwei auf sieben Franken pro Monat. Die TV-Anbieter werden die höhere Abgabe auf die Kunden überwälzen.
«In der aktuellen Befragung würde die Hälfte der Replay-TV-Abonnierenden mindestens einen Aufpreis von bis zu fünf Franken in Kauf nehmen, um die Rückspulfunktion weiter zu haben», schreibt Comparis. User, die bereits Replay-TV haben, sind eher bereit, einen Aufpreis zu zahlen, als jene, die kein Replay-TV-Abo haben. Comparis-Digitalexperte Jean-Claude Frick vermutet, dass die Zahlungsbereitschaft nochmals «deutlich steigt», sobald die Rückspulfunktion eingeschränkt wird.
Bei den Jüngeren ist die Zahlungsbereitschaft am höchsten. 57 Prozent aller Befragten zwischen 18 und 35 Jahren würden bis fünf Franken pro Monat mehr zahlen, um die Rückspulfunktion weiter uneingeschränkt zu haben.
Nach Altersgruppe sind unter allen Befragten (also mit und ohne Replay-TV-Abo) die Personen bis 36 Jahre signifikant öfter bereit, Zwangswerbung zu schauen, als die über 55-Jährigen.
«Obwohl die Jüngeren viel mehr Werbung überspulen und auch eher einen Aufpreis zahlen würden, scheinen sie toleranter gegenüber Werbung zu sein. Das mag auch mit der Nutzung des Smartphones während des Fernsehens zu tun haben. Das hilft, Wartezeiten während der Werbung zu überbrücken», so Frick.
Oder bin ich der einzige, der das als Option sieht..xD
Und verarschen kann ich mich auch selber, bspw: erste Werbepause nach 40 min und in den letzten 40 min dann drei Werbeblöcke a 7 min.
Für mich ist klar, dass es ein abbau des Angebots ist und vergleichbar mit einem Vertragsbruch…
Und ich weiss, dass ich vom klassischen TV komplett weg bin.