Sexuelle Belästigung – darum verlassen heute Googler ihr Büro (auch in Zürich)
Nach dem Android-Gründer Andy Rubin ist ein weiterer hochrangiger Google-Mitarbeiter wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung aus dem Unternehmen ausgeschieden. Der Google-Mutterkonzern Alphabet teilte am Mittwoch mit, Rich DeVaul habe die Firma ohne Abfindung verlassen.
Die Gründe nannte der Konzern nicht. Die «New York Times» hatte jedoch bereits in der vergangenen Woche berichtet, DeVaul sei vor einigen Jahren gegenüber einer jungen Job-Bewerberin zudringlich geworden.
Heute Donnerstag, 1. November, protestieren Google-Mitarbeiter weltweit und verlangen von ihrem Unternehmen, anders mit Übergriffen und Diskriminierung umzugehen. Bei dem sogenannten «Walkout» verlassen die Protestieren die Büros, wie The Verge berichtet. Den Anfang machten Googler in Asien.
Auch in Zürich gingen die Googler raus:
The #googlewalkout in Zurich has impressive numbers! @googlewalkout pic.twitter.com/bgLHDLYfez
— Ted (@TedOnPrivacy) 1. November 2018
Eine andere Ansicht:
#GoogleWalkout in Zürich pic.twitter.com/AAYZuJQJTJ
— Danila Sinopalnikov (@sinopalnikov) 1. November 2018
Die Forderungen
Die Protestierenden stellen folgende Forderungen an ihr Unternehmen, wie aus diesem Instagram-Post hervorgeht:
- Ein Ende der Zwangsschlichtung in Fällen von Belästigung und Diskriminierung.
- Eine verpflichtende Erklärung, gegen ungleiche Behandlung von Mitarbeitenden (Lohn, Chancen) vorzugehen.
- Die Veröffentlichung eines Berichts über die Transparenz bei Fällen von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.
- Einen «klaren und weltweit einheitlichen Prozess zur sicheren und anonymen Meldung sexuellen Fehlverhaltens».
- Der Chief Diversity Officer solle ermächtigt werden, direkt dem CEO zu antworten und Empfehlungen direkt an den Verwaltungsrat abgeben zu dürfen.
Google Schweiz verweist auf Anfrage auf das folgende Statement des Google-Chefs:
Der neuste Fall
Rich DeVaul war in leitender Funktion bei Google X tätig, einem für Forschung und Entwicklung zuständigen Unternehmenszweig. Laut früheren Medienberichten leitete er das Google X Rapid Evaluation Team, kurz «Rapid Eval» genannt. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss der schlausten Köpfe, die innovative Geschäftsideen knallhart prüfen.
Die «New York Times» hatte eine ganze Reihe von Fällen mutmasslicher sexueller Drangsalierung durch Google-Angestellte enthüllt und dem Onlinegiganten vorgeworfen, solche Vorfälle unter den Teppich zu kehren.
Unternehmenschef Sundar Pichai reagierte darauf mit der Erklärung, dass Google eine «immer härtere Linie» gegen derartiges Fehlverhalten verfolge. In den vergangenen zwei Jahren wurden nach seinen Angaben insgesamt 48 Mitarbeiter wegen solcher Vorwürfe entlassen, darunter 13 leitende Angestellte. DeVaul war in diese Zahlen offenbar noch nicht eingerechnet.
Pichai beteuerte auch, dass keinem der wegen solcher Anschuldigungen ausgeschiedenen Mitarbeiter eine Abfindung gezahlt worden sei – womit er sich gegen die Darstellung der Zeitung wandte.
Goldene Fallschirme
Für besonderes Aufsehen sorgte der Fall von Andy Rubin, dem Schöpfer des Smartphone-Betriebssystems Android. Er hatte Google 2014 verlassen – laut «New York Times» wegen sexuellen Fehlverhaltens. Das Blatt berichtete, das Unternehmen habe für Rubin ein Abfindungspaket im Wert von 90 Millionen Dollar geschnürt.
Auch der frühere Google-Vizedirektor Amit Singhal soll eine millionenschwere Abgangsentschädigung erhalten haben. Der Manager war nach Berichten über angebliches sexuelles Fehlverhalten als Leiter des Google-Suche-Teams ausgeschieden.
(dsc/sda/afp)
