2020 fuhr Tesla endgültig aus der Nische. Setzte Elon Musks Tech-Konzern 2013 weltweit gerade mal 22'000 Elektroautos ab, waren es im schwierigen Corona-Jahr fast eine halbe Million. Oder um genau zu sein: 499'550 Stück. Während fast alle anderen Automarken starke Einbrüche verzeichneten, lieferte Tesla 36 Prozent mehr Autos als im Vorjahr aus.
Niemand muss Musk sympathisch finden, aber die Zweifler an der Elektromobilität sind 2020 grösstenteils verstummt. Die folgenden Grafiken zeigen, weshalb.
Allein im letzten Quartal 2020 brachte Tesla 180'570 Elektroautos an die Kundschaft. Damit wurde die bisherige Bestmarke von knapp 140'000 aus dem dritten Quartal nochmals deutlich übertroffen. Der neue Rekord wurde trotz Corona-Pandemie erreicht. Möglich machte dies nicht zuletzt Teslas neues Autowerk in China, das 2019 im Eiltempo aus dem Boden gestampft wurde. In der sogenannten Gigafactory 3 wurde 2020 das populäre Model 3 für China produziert. Seit Anfang Jahr läuft dort auch das neue SUV Model Y ab dem Fliessband.
Mit der für Mitte 2021 geplanten Eröffnung der umstrittenen Gigafactory 4 in Grünheide bei Berlin dürfte sich das Wachstum nochmals stark beschleunigen. Tesla will in Brandenburg ab Juli das Model Y für Europa fertigen.
2019 erklomm Teslas Model 3 bei uns aus dem Stand Platz vier der meistverkauften Autos des Jahres. Damit war erstmals ein Elektroauto in die Top-5 vorgefahren. 2020 rangiert das Model 3 bereits auf Platz 2. Nur ein «Verbrenner» konnte sich noch knapp vor dem E-Auto behaupten.
Das rund 50'000 Franken teure Model 3 ist insbesondere in der Schweiz ein Verkaufsschlager und musste sich nur dem seit Jahren beliebten Familienauto Skoda Octavia geschlagen geben. Hält der Trend zur E-Mobilität an, und daran zweifelt eigentlich niemand mehr, könnte bereits dieses Jahr erstmals ein reines Elektroauto das meistverkaufte Auto der Schweiz werden.
Mit dem Renault Zoe konnte sich 2020 ein weiteres Elektroauto in den vorderen Rängen platzieren. 2021 dürften weitere E-Auto-Modelle die Phalanx der Verbrenner durchbrechen. Allen voran VWs ID.3, der designierte «Golf des Elektrozeitalters», und natürlich Teslas Model Y, ein vollelektrisches Mittelklasse-SUV. Potenzielle Verkaufshits sind zudem VWs kompaktes Elektro-SUV ID.4 und nicht zuletzt der günstigere Skoda Enyaq, ein neues Elektro-SUV der VW-Tochter.
Auch wenn das Model 3 den Schweizer Automarkt gehörig durcheinander wirbelt: Neun der 15 meistverkauften Autos gehören zu einer Marke des VW-Konzerns. Insgesamt haben deutsche Autobauer elf Modelle in den Top 15.
Im Dezember erreichten Hybrid-, Elektro-, Gas- und Wasserstoffmodelle kombiniert einen Rekord-Anteil von 42,4 Prozent. Das entspricht gut einer Verdoppelung gegenüber Dezember 2019.
Benzin-Autos (39,4%) und Diesel-Fahrzeuge (18%) dominierten die Schweizer Verkaufsstatistik im Dezember zwar nach wie vor, aber alternative Antriebe holen rasant auf. 16 Prozent waren Hybrid-Fahrzeuge und weitere zehn Prozent Plug-in-Hybride, die wie vollelektrische Autos an der Steckdose geladen werden können. Reine E-Autos kamen im Dezember ebenfalls auf einen Anteil von 16 Prozent am Gesamtmarkt. Davon entfallen rund sechs Prozentpunkte auf Tesla und zehn Prozentpunkte auf alle anderen Marken.
Übers ganze 2020 betrachtet erreichten alternative Antriebe 28,2 Prozent (2019: 13,1%) und rein elektrische Modelle 8,2 Prozent (2019: 4,2%). Dies ist ein Rekord, der aber verblasst im Vergleich zu Norwegen, wo 2020 rein elektrisch betriebene Autos 54,3 Prozent aller verkauften Neuwagen ausmachten. In Norwegen mit ähnlich starker Kaufkraft wird Elektromobilität staatlich weit stärker gefördert als bei uns, wo die Politik weitgehend auf die unsichtbare Hand des Marktes vertraut.
Anfang 2018 waren rund 95 Prozent der bei uns verkauften Autos «Verbrenner». Im vierten Quartal 2020 ist ihr Anteil auf 62,5 Prozent gesunken, im Dezember gar auf den Tiefstwert von 57,4 Prozent. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis alternative Antriebe auch bei uns Verbrennungsmotoren in der Käufergunst überholen. Im vierten Quartal erreichten Hybrid-Autos einen Anteil von 25,9 Prozent und vollelektrische Autos 11,5 Prozent. Im Dezember stiegt der Anteil der rein elektrischen Autos gar auf 16 Prozent.
Der Schlussspurt der E-Autos wurde vor allem durch Teslas Model 3 und in kleinerem Masse durch Renaults Zoe befeuert. Zudem sorgte der Verkaufsstart des vollelektrischen ID.3 von VW im Herbst dafür, dass für breitere Kundenschichten E-Autos zur valablen Alternative wurden.
Insgesamt sind im abgelaufenen Jahr 66'687 Fahrzeuge mit Alternativ-Antrieb auf die Strassen gekommen, 64 Prozent mehr als 2019. Das Wachstum geht vor allem auf die Plug-in-Hybride zurück, aber gegen Jahresende drehten auch die E-Autos auf.
Teslas Model 3 verkaufte sich im Dezember fast doppelt so gut wie der VW Tiguan auf Platz 2. Tesla liefert für gewöhnlich am Quartalsende am meisten Autos aus, was die Zahlen für den Dezember etwas relativieren. Werfen wir also einen Blick auf das ganze letzte Quartal.
Im letzten Monat des Jahres legte Tesla wie gewohnt einen Schlusssprint hin und landete auf Platz 5 der Monats-Charts. Die Kalifornier verkauften somit auch mehr Autos als Seat, Toyota oder Fiat. Nur VW, BWM, Mercedes und Skoda lagen im traditionell verkaufsstarken Dezember noch vor Tesla.
Über das ganze 2020 gesehen liegt Tesla auf Platz 15 der beliebtesten Auto-Marken in der Schweiz. Dieses Jahr könnte Tesla erstmals die Top 10 knacken und in Reichweite von Grössen wie Ford und Toyota kommen.
Im schnell wachsenden Marktsegment elektrisch fahrender Autos, die an der Steckdose geladen werden können, sprich E-Autos und Plug-in-Hybride, hält Tesla bei uns einen Marktanteil von 18 Prozent. Insgesamt kamen 2020 rund 6000 neue Teslas auf Schweizer Strassen.
Der BMW-Konzern konnte mit seinen Marken BMW und Mini über 5000 elektrisch fahrende Autos (BEV und PHEV) absetzen, der VW-Konzern mit den Marken VW, Audi und Porsche über 4000. Volvo und Renault kommen auf je über 3000 Modelle.
Bei den vollelektrischen Autos hält das Model 3 einen Marktanteil von 26 Prozent. Teslas Verkaufsschlager fand übers ganze Jahr rund 5000 Käufer, Renaults Kleinwagen Zoe knapp 3000.
VWs ID.3 kam erst Ende September auf den Markt und liegt trotzdem bereits auf Rang 4 der meistverkauften E-Autos der Schweiz. Der ID.3 wurde im letzten Quartal rund 1000 Mal verkauft.
Tesla lieferte im Dezember über 1800 E-Autos aus. Renault als aktuell grösster Konkurrent erreichte weniger als einen Drittel davon.
Die Schweiz ist ein Tesla-Land. Im Markt der E-Autos (BEV), also ohne Hybride und Plug-in-Hybride (PHEV), ist fast jedes dritte Auto ein Tesla. Renault-Nissan und Volkswagen folgen mit beträchtlichem Abstand.
Der Schweizer E-Auto-Markt wird aktuell von Tesla, Renault und VW dominiert. Zählt man die Volkswagen-Marken VW, Audi und Skoda zusammen, sind die Deutschen bereits auf Augenhöhe mit der Renault-Nissan-Gruppe. Mittelfristig ist ein Wettrennen um die Marktführerschaft zwischen Tesla und dem VW-Konzern zu erwarten, der seine Palette an reinen E-Autos derzeit stark ausbaut. Im Elektroauto-Vorzeigeland Norwegen beispielsweise hat Volkswagen den US-Rivalen 2020 überflügelt. Der Anteil reiner E-Autos kletterte letztes Jahr in Norwegen auf über 50 Prozent, Plug-in-Hybride machten rund 20 Prozent aus.
Tesla (in der Grafik rot) dominiert den E-Auto-Markt, aber auch bei den klassischen Autoherstellern kommen die E-Auto-Verkäufe in Fahrt. Für die Konsumenten erfreulich ist, dass immer mehr Marken auf Elektroautos setzen und die Auswahl an Modellen aus unterschiedlichen Preiskategorien zunimmt.
Nur noch 236'828 neue Personenwagen sind 2020 auf die Strassen gekommen, «so wenige in einem Jahr wie seit der Ölkrise Mitte der 1970er Jahre nicht mehr», schreibt der Verband Auto Schweiz.
Der Rückgang des gesamten Marktes gegenüber 2019 beträgt 24 Prozent oder 74'638 Einlösungen, dies trotz eines Endspurts im Dezember.
Tesla hat sich im Corona-Jahr von allen Marken am besten gehalten und lag mit 6042 verkauften Fahrzeugen quasi auf Vorjahresniveau.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mir jemals ein Elektroauto kaufen würde. Meine eigenen Nachforschungen haben mich aber mehr überzeugt, als jeder der schon ein Elektroauto fährt...