Ein Börsenwert von knapp 500 Milliarden US-Dollar, ein Kursplus von deutlich mehr als 600 Prozent – allein innerhalb eines Jahres: Der Run auf die Tesla -Aktie hat viele Leute unvorstellbar reich gemacht. Allen voran natürlich CEO Elon Musk (49). Sein Vermögen beträgt inzwischen 108 Milliarden Euro. Du weisst es natürlich, aber trotzdem: Das sind einhundertachttausend Millionen Euro. Etwa zweimal der Staatshaushalt von Ungarn.
Immer wieder neu entfacht wurde der Boom durch die jüngsten Quartalszahlen. Fünfmal in Folge konnte Musk einen Gewinn präsentieren – nachdem zuvor die Zahlen stets rote waren. Die Aktionäre setzen darauf, dass Tesla mit seinen Elektroautos und Batterien viel Geld verdienen wird. Davon aber ist das Unternehmen weit entfernt.
Tatsächlich sprudeln die Gewinne aus einer ganz anderen Quelle: aus dem Verkauf von Umweltzertifikaten – ein schöneres Wort für Verschmutzungsrechte. Vereinfacht gesagt, verdient Tesla also Geld durch die schlechte Umweltbilanz seiner Konkurrenten.
Wer nämlich solche Abgasrechte kauft, kann dadurch – zumindest auf dem Papier – die eigene Klimabilanz verbessern und Strafzahlungen wegen zu hoher Abgaswerte verhindern oder zumindest senken. Da Tesla ausschliesslich Elektroautos baut, die emissionsfrei fahren, kann der Hersteller seine Rechte ganz einfach zu Geld machen.
Allein dadurch belief sich Teslas Nettogewinn im vergangenen Quartal auf 331 Millionen US-Dollar – mehr als doppelt so viel (plus 131 Prozent) wie im Vorjahresquartal. Ohne den Verkauf der Abgasrechte hätte Musk keinen Profit vermelden können, sagt der Analyst Garrett Nelson von der Wirtschafts-Newsseite «Marketwatch». Der Kursverlauf der Tesla-Aktie wäre wohl ein anderer geworden.
Im Gesamtjahr 2020 werden sich die Einnahmen aus diesem Rechtehandel gegenüber 2019 ungefähr verdoppeln, bestätigt Teslas Finanz-Chef Zachary Kirkhorn. Allein bis September lagen sie bei rund 1.2 Milliarden US-Dollar (nach 594 Millionen im Vorjahreszeitraum).
Letztlich macht also auch Tesla grossen Profit auf Kosten der Umwelt – was vermutlich nicht jeden Anleger allzu nachdenklich stimmt. Vielleicht aber ein anderer Aspekt. Das Geschäftsmodell namens Emissionshandel könnte nämlich eines mit schwieriger Zukunft sein.
Schon kurz nach Beginn der Gewinnphase warnte etwa der Analyst Gordon Johnson vom Marktbeobachter GLJ Research, das Tesla-Geschäft basiere «auf geliehener Zeit». Denn noch sind die Kalifornier zwar der grösste E-Autobauer der Welt. Aber auch die Konkurrenz rüstet um auf abgasfreie Autos. Dadurch wird sie weniger auf Teslas Zertifikate angewiesen sein – oder gar mit ihren eigenen handeln. Musks derzeit einzige Gewinnquelle würde versiegen.
Dann hängen seine Zahlen stärker von seinen Autoverkäufen ab als bisher. Und die geraten durch die wachsende Konkurrenz auf dem Markt für E-Autos ebenfalls zunehmend unter Druck. Der Tesla-Aktie könnte es ähnlich gehen.
Daher sollten wir auf eine effektive Umweltbilanz umschwenken (intern wie auch extern). An diesen effektiven Werten sollten zukünftig Klimaziele gebunden werden.
Alles dank Klimazertifikaten, wetten?