Digital
Wirtschaft

Das einst belächelte Twint hat jetzt über 5 Millionen User

Bei einem Wurststand gibt es die Bezahlmoeglichkeiten Bargeld und Twint, im Schweizer Fussball Cup 1/16 Finalspiel zwischen dem FC Breitenrain und FC Lugano auf dem Sportplatz Spitalacker, am Sonntag, ...
Twint ist in der Schweiz nicht mehr wegzudenken.Bild: keystone

Das einst belächelte Twint hat über 5 Millionen User – wichtiger ist aber eine andere Zahl

Twint bleibt auf Wachstumskurs. Die Bezahl-App der Schweizer Banken meldet einen neuen User-Rekord. Noch mehr dürften sich die Twint-Besitzer aber über eine andere Zahl freuen.
21.02.2023, 07:5921.02.2023, 10:46
Mehr «Digital»

Gut sieben Jahre nach der Lancierung hat Twint die Marke von fünf Millionen Usern erreicht, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Damit würden mehr als die Hälfte der Menschen in der Schweiz die Bezahl-App nutzen. Gleichzeitig hat sich das Nutzerwachstum nach dem Boom während der Corona-Pandemie etwas abgeschwächt, da inzwischen vermutlich fast alle die App installiert haben, die sie wollen.

Entwicklung der Userzahlen bei Twint

Die Grafik zeigt die Nutzerzahl jeweils zum Jahresstart.
Die Grafik zeigt die Nutzerzahl jeweils zum Jahresstart.grafik: twint

Einschränkend zur Grafik ist festzuhalten, dass Twint unter aktiven Usern «die Anzahl aktiver Twint-Nutzerkonten innerhalb der letzten 12 Monate» versteht. Die fünf Millionen Twint-User sind aber unterschiedlich aktiv. Ein User, der die App pro Jahr einmal nutzt, ist ganz anders zu bewerten als Kunden, die täglich, wöchentlich oder monatlich mehrmals die App nutzen. Daher ist die Zahl der Transaktionen respektive die Frage, wie oft getwintet wird, weit wichtiger, um den Erfolg der App beurteilen zu können.

Das Unternehmen schreibt hierzu: «Die Nutzerinnen und Nutzer der Twint-App haben im Jahr 2022 rund 386’000’000 Mal getwintet.» Das sei «mehr als in allen Jahren seit dem Marktstart der App zusammen».

Twint-Nutzung: Jährliche Transaktionen von 2017 bis 2022

2022 wurde mehr getwintet als in den Jahren zuvor zusammen.
2022 wurde mehr getwintet als in den Jahren zuvor zusammen.grafik: twint

Twint wurde 2014 als Tochtergesellschaft der Postfinance gegründet und Ende 2015 schweizweit lanciert. Nach einem gemächlichen Start nahm die Bezahl-App spätestens 2018 Fahrt auf. Seit 2020, sprich mit Beginn der Corona-Pandemie, nahm die Twint-Nutzung nochmals sprunghaft zu. Auch Menschen mit Berührungsängsten gegenüber neuen Technologien kamen auf den Geschmack. Die neusten Zahlen legen nahe, dass die Nutzung mit dem Abklingen der Pandemie nicht nachgelassen hat. 2022 war mit grossem Abstand ein neues Rekordjahr für Twint.

Wie und wo wird Twint genutzt?

Twint wird von rund 77 Prozent der Läden und 76 Prozent der Online-Shops in der Schweiz als Zahlungsmittel angeboten.

Von den 386 Millionen Twint-Nutzungen im vergangenen Jahr waren 65 Prozent kommerzielle Transaktionen und 35 Prozent Geldüberweisungen zwischen Privatpersonen.

Ein Grossteil der Twint-Transaktionen findet laut den aktuellen Nutzungszahlen im physischen Handel statt: «Am häufigsten kommt die App an der Supermarktkasse zum Einsatz», schreibt das Unternehmen. Aber auch der Kauf von Tickets für den öffentlichen Verkehr oder das Bezahlen der Parkgebühr seien beliebt.

Wie oft nutzt du Twint?

98 Prozent der Schweizer kennen Twint

Der Bekanntheitsgrad von Twint bei Menschen über 16 Jahren liege bei 98 Prozent, behauptet das Unternehmen. Mitentscheidend für diesen proklamierten Traum-Wert dürfte sein, dass die App vielseitig nutzbar ist und somit fast jede und jeder einen Verwendungszweck für sich findet: sei es beim Einkauf im Hofladen, beim Restaurantbesuch mit Freunden oder beim Bezahlen des Parktickets. Wer etwa die Parkgebühr mit Twint bezahlt, erhält bei der Wegfahrt zu viel bezahltes Geld zurück. «Im Jahr 2022 haben die Nutzerinnen und Nutzer der App so rund 5,7 Millionen Schweizer Franken eingespart», rechnet Twint vor.

Bereits 3 Millionen Schweizer benutzen Twint. (Archiv)
Parkgebühren werden immer öfter mit Twint beglichen, auch weil sich damit Geld sparen lässt.Bild: sda

Zuerst belächelt und kritisiert

Technische Pannen und Berichten zufolge überrissene Gebühren für kleine Händler bringen Twint immer wieder in die Kritik. Die heftigsten Prügel musste das Unternehmen aber in seinen Anfangsjahren einstecken: Schweizer Wirtschaftsmedien prognostizierten 2017, dass «der Zug für Twint abgefahren» sei. Digital-Experten gaben sich überzeugt, dass sich nur internationale Bezahllösung wie Apple Pay oder Samsung Pay durchsetzen könnten. Twint werde verschwinden, sobald die Banken und Kreditkartenherausgeber Google Pay und Co. unterstützen würden. Manche sprachen von einem «Millionengrab» oder «Rohrkrepierer» der Schweizer Banken, da die Bezahl-Apps der Tech-Konzerne viel komfortabler und eben weltweit nutzbar seien. Doch die Experten machten die Rechnung ohne die User. Anscheinend ist gerade der lokale Bezug der Vorteil von Twint.

Zum Beispiel lassen sich Kundenkarten und andere Angebote von Schweizer Händlern direkt in die App einbinden. Darüber hinaus vertrauen die User der App wohl gerade deshalb, weil sie von ihrer eigenen Bank stammt.

Zwar werden auch die Bezahl-Dienste der Tech-Konzerne beliebter, aber Twint nutzte seinen Heimvorteil, dass es direkt an das Bankkonto des Nutzers gekoppelt ist, die User also keine Kreditkarte benötigen. Dies machte die App für Jugendliche populär, die oft keine Kreditkarte besitzen. Letztlich spielte Twint wohl auch der Siegeszug des QR-Codes in die Hände sowie der Umstand, dass Schweizer generell kleine Beträge an der Kasse ungern mit der Kreditkarte bezahlen.

So hat die Schweiz heute eine Alternative zu den ausländischen Tech-Giganten, während in Deutschland US-Konzerne wie PayPal, Apple oder Google den Markt unter sich aufteilen.

Twint gehört den grössten Schweizer Banken: unter anderem UBS, Credit Suisse, Raiffeisen, Postfinance sowie dem Finanzdienstleister Six.

Und jetzt du: Wo und wie verwendest du Twint am liebsten? Oder warum nutzt du die App gar nicht? Schreib es in die Kommentare

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Sparen like a Pro: Diese 23 Leute machen es vor
1 / 25
Sparen like a Pro: Diese 23 Leute machen es vor
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«3'000 Franken im Monat machen mich nicht glücklich» – Rich Kid erzählt
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
237 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Junkrat
21.02.2023 08:15registriert März 2019
Ich finde die App absolut genial.. besonders um bei Kollegen die Schulden für Kebap/Pizza einzutreiben😛
3458
Melden
Zum Kommentar
avatar
La Marmotte rose
21.02.2023 08:41registriert März 2020
Twint ist insbesondere auch praktisch an Orten ohne Kartenzahlmöglichkeit wie z.B. Marktstände, Hofläden, abgelegenere Bergbeizen usw.
2715
Melden
Zum Kommentar
avatar
Smoke
21.02.2023 08:11registriert Juli 2017
Dank Twint habe ich keine Parkbussen mehr. Jetzt hab ich das Münz für die Parkuhr immer dabei! Zusätzlich finde ich es auch bei Onlineshops überaus praktisch, für alles andere benutz ich lieber die EC mit NFC.
2406
Melden
Zum Kommentar
237
Arbeitslosenquote steigt im November in der Schweiz leicht

Die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz und die entsprechende Quote sind im November vor allem saisonal bedingt leicht gestiegen. Um diese Effekte bereinigt, blieb die Rate aber unverändert.

Zur Story