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Kämpfe im Sudan: Rund 15 Schweizer haben seit Montag das Land verlassen

Kämpfe im Sudan: Rund 15 Schweizer haben seit Montag das Land verlassen

26.04.2023, 18:5826.04.2023, 22:14
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Rund fünfzehn Schweizerinnen und Schweizer haben seit Montag Sudan dank der Hilfe von mit der Schweiz befreundeten Staaten verlassen können. Das teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Mittwoch auf Anfrage mit.

Insbesondere mit von Deutschland und den Niederlanden organisierten Flügen hätten diese Personen ausreisen können, sagte ein Sprecher. Das EDA setze seine Bemühungen zugunsten von Schweizern, welche das Land verlassen wollten, fort. Seit gut zehn Tagen herrschen in Sudan heftige Kämpfe zwischen der Armee und paramilitärischen Gruppen.

Am Dienstag hatte das EDA bekanntgegeben, es suche nach Lösungen für rund 30 schweizerisch-sudanesische Doppelbürger, die das Land noch verlassen wollten. Die Situation werde dadurch erschwert, dass Sudanesen eine Ausreisebewilligung benötigten, um das Land zu verlassen.

Verurteilter Ex-Autokrat Al-Baschir im Krankenhaus

Der vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) per Haftbefehl gesuchte Langzeitmachthaber des Sudans, Omar al-Baschir, soll sich nach Armeeangaben in einem Militärkrankenhaus aufhalten. Damit bereiteten die sudanesischen Militärs am Mittwoch dem Rätselraten um den Verbleib Al-Baschirs ein vorläufiges Ende. Der 79-Jährige werde in einem Militärkrankenhaus in Khartum behandelt und von der Polizei bewacht, hiess es in einer Mitteilung auf der Facebookseite der Armee. Unabhängig liess sich die Mitteilung des Militärs zunächst nicht überprüfen.

Am Dienstag hatte es widersprüchliche Angaben über Al-Baschirs Aufenthaltsort gegeben. Al-Baschir, der den Sudan 30 Jahre lang autoritär regiert hatte, sass nach einer Verurteilung eigentlich im Kobar-Gefängnis in Khartum ein. Laut Medienberichten hatte die Gefängnispolizei am Wochenende die Häftlinge freigelassen, da sie deren grundlegende Versorgung nicht sicherstellen konnte.

Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) sucht Al-Baschir seit 2009 mit Haftbefehl wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Darfur-Konflikt. Seit Jahren kommt es in der Region im Westen des Landes zu Gewalt zwischen der Regierung und afrikanischstämmigen Minderheiten. Im Sudan wurde Al-Baschir wegen Korruption verurteilt, zudem läuft ein Verfahren wegen eines Putsches zu Beginn seiner Amtszeit 1989.

Die Verlegung von Al-Baschir in ein Militärkrankenaus fand inmitten eines Machtkampfes zwischen der Armee und dem Paramilitär in dem Land am Horn Afrikas statt. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, will mithilfe des Militärs seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo entmachten. Dieser ist Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Die beiden Generäle hatten die Führung des Landes mit rund 46 Millionen Einwohnern durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen.

In Khartum wird die Lage der Menschen immer schlimmer. Am Mittwoch teilte die Hilfsorganisation SOS-Kinderdorf mit, dass ihre Einrichtung in der Hauptstadt von Bewaffneten angegriffen worden sei. Die betreuten Kinder und Jugendlichen sowie die Mitarbeiter mussten demnach evakuiert werden.

Insgesamt seien 68 Kinder und 19 Angestellte in angemieteten Wohnungen in anderen Vierteln Khartums untergebracht worden. Die Lage bleibe jedoch weiterhin brenzlig, sagte Ahmed Mihaimeed, ein Mitglied des Krisenmanagement-Teams der Hilfsorganisation. «Viele Menschen haben Tage lang auf dem Fussboden verbracht und es nicht einmal gewagt, den Kopf zu heben, da es immer wieder zu unkontrolliertem Beschuss kam», sagte er.

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der Vereinigten Staaten, John Kirby, bestätigte am Mittwoch den Tod eines weiteren US-Bürgers im Sudan. «Wir können bestätigen, dass gestern ein zweiter amerikanischer Bürger gestorben ist», sagte Kirby am Mittwoch. Details nannte er nicht.

Insgesamt sind bei den Kämpfen, die am 15. April begannen, nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation WHO mindestens rund 460 Menschen umgekommen und fast 4100 verletzt worden. Die wahre Zahl dürfte aber deutlich höher liegen. (sda/dpa)

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Video: srf
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