Harte Post für die 4,8 Millionen schwedischen Haushalte: In der kommende Woche schickt die schwedische Regierung ihrer Bevölkerung eine 20-seitige Broschüre. Titel: «Falls Krisen oder Kriege kommen».
Diese Broschüre wird diese Woche in alle schwedischen Haushalte flattern.Montage: watson/mlu
Die Broschüre beginnt alltagsnah: Man soll sich vorstellen, wie man sich verhalten würde, wenn alltägliche Dinge nicht mehr wie gewohnt funktionieren würden. Als Beispiele werden unter anderem genannt:
Die Heizung fällt aus.
In den Läden gibt es kein Essen mehr.
Das Internet fällt aus.
Aus dem Hahn kommt kein Wasser mehr.
Der Bankomat spuckt kein Geld mehr aus.
Der ÖV kommt zum Stillstand.
Idealerweise hat der bedrohte Schwede oder die bedrohte Schwedin eine Vorstellung, wie er oder sie – gemeinsam mit den Menschen in ihrem Umfeld – solche Situationen bewältigen würde.
Vorbereitungs-Tipps
Im Notfall sind die Gemeinden dafür besorgt, die Bevölkerung mit Hilfsmitteln, Wasser und Essen zu versorgen. Diese Hilfe wird aber jenen Menschen zuerst zugetragen, die sie am nötigsten haben. Das heisst für viele: Sie werden vorerst warten müssen und sind auf sich selbst gestellt.
Deshalb sollte jeder Haushalt dafür besorgt sein, genügend Wasser und Essen vorrätig zu haben. Zudem sollte eine autonome Heizmöglichkeit vorhanden sein, sowie die Möglichkeiten, Nachrichten der Behörden zu empfangen. In der Broschüre findet sich auch eine Checkliste für die Vorbereitung, auf ihr sind unter anderem aufgelistet:
Essen
Kartoffeln, Kohl, Rüebli, Eier
Lang haltbares Brot oder ähnliches (Tortillas, Crackers, ...)
Harter Käse oder Streichkäse in Tuben
Vorgekochte Pasta, Reis, Getreide und Kartoffelstock
Pelati und jegliche Art von Essen in Dosen
Eingekochte Früchte und Gemüse
Kaffee und Süssigkeiten wie Schokolade und Chrömli
Wasser
Mineralwasser
Flaschen, Eimer mit Deckel, Kanister
Wärme und Licht
Wollekleider, wasserfeste Outdoor-Kleider
Mützen, Handschuhe, Schäle
Schlafsäcke und isolierte Unterlagen
Taschenlampen, Kopflampen, Kerzen und Teelichter
Ofen mit Benzin oder Holz
Diverses
Radio, mit Batterien oder solarbetrieben
Wichtige Telefonnummern (auf Papier)
Geld in kleinen Einheiten
eine Apotheke mit wichtigen Medikamenten
Handdesinfektionsmittel
Wichtige Dokumente und Daten (Bankkonten, etc) ausgedruckt
Das Auto sollte immer gut getankt sein
Fake News
Bereits jetzt nutzten Staaten und Organisationen irreführende Informationen, um die Werte und Handlungen der schwedischen Gesellschaft zu beeinflussen und herauszufordern, heisst es im Merkblatt weiter. Im Klartext: Der Kampf mit Fake News hat bereits begonnen. Die schwedischen Behörden mahnen drei Verhaltensweisen an:
Suche selber nach Informationen. Der beste Weg, sich gegen Propaganda und Fake News zu wehren ist, seine Hausaufgaben zu machen.
Schenke Gerüchten keinen Glauben. Erst mehr als eine unabhängige Quelle machen eine Information wirklich glaubwürdig.
Verbreite keine Gerüchte. Ist eine Information nicht glaubwürdig, gib sie nicht weiter.
Terror
Terrorattacken haben ganz unterschiedliche Gesichter: Sie können sich gegen Individuen richten oder gegen ganze Gruppen, gegen die Gesellschaft an sich oder gegen einzelne Teile der Infrastruktur. Ein paar Verhaltensweisen seien aber in den meisten Fällen sinnvoll, heisst es im Merkblatt. Zum Beispiel:
Bring dich in Sicherheit und vermeide Menschenmassen
Schalte dein Smartphone auf lautlos und rufe niemanden an, der sich in der Gefahrenzone befinden könnte.
Nutze dein Smartphone nur, wenn du unbedingt muss. Das Netz könnte überlastet sein. Die Hilfskräfte werden es nötiger brauchen als du.
Melde der Polizei, wenn du etwas verdächtiges oder wichtiges siehst. Und leiste den Anordnungen der Behörden Folge.
Widerstand
Hier werden die Behörden deutlich (und auch ein wenig pathetisch): «Wenn Schweden von einem anderen Land angegriffen wird, werden wir uns nie ergeben. Alle Informationen, die anderes andeuten, sind falsch.»
Herausgegeben wurde des Heftchen von der Swedish Civil Contingencies Agency, die dem Verteidigungsministerium unterstellt ist. Die Sicherheit des Landes wird in Schweden zurzeit heftig diskutiert. Aufgeschreckt wurden die Bürger durch mehrere Ereignisse, bei denen russische U-Boote und Flugzeuge in schwedisches Gebiet eingedrungen sein sollen. 2016 hatte die Regierung beschlossen, die Sicherheitsausgaben zu erhöhen. (mlu)
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Die beliebtesten Kommentare
Aschenmadlen
22.05.2018 14:30registriert Juli 2017
Wichtig, finde ich. Auch bei uns gibts immer mehr Menschen, welche whatsapp als sichere Lebensgrundlage sehen aber nicht imstande sind einen Velopneu aufzupumpen.
PS mein Velo kann mein Smartphone laden....
krieg? eher notfälle, ausfälle und krisen. nur ein bruchteil der behandelten punkte sind kriegerisch, der rest sind probleme, die auch einfach so eintreten können. in einer hochtechnisierten und digitalisierten welt ist ein entsprechender ausfall fatal. man muss wissen, was man machen muss (und das auch ohne internet und youtubetutorial). die wenigsten haben einen notvorrat oder ein "notradio" zuhause. man geht einfach davon aus, dass alles funktioniert. so gesehen sind solche kampagnen sehr wichtig.
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