In Rekordzeit haben chinesische Ingenieure einen Bus entwickelt, der sich über andere Fahrzeuge hinweg bewegt. Vor wenigen Tagen ging in Qinhuangdao der Prototyp des «Transit Elevated Bus» (TEB) auf Testfahrt, nur wenige Wochen nachdem das Projekt an einer High-Tech-Messe in Peking vorgestellt wurde.
Zum futuristischen Transportmittel, das in den chronisch verstopften Strassen chinesischer Städte den Verkehr flüssig halten soll, gibt es aber noch viele offene Fragen. Kritiker bemängeln, der Test entspreche nicht realen Verkehrsbedingungen und die Technik sei alles andere als ausgereift.
Schlimmer noch: Das Projekt diene nur dazu, Investoren abzuzocken. Das behauptet die Zeitung «Global Times» gemäss dem Medienblog «Sixth Tone». Der TEB wurde zum Grossteil durch Crowdfunding finanziert.
Dazu passt, dass weder die Behörden in Qinhuangdao noch die Shanghai Jiaotong Universität mit dem Projekt in Verbindung gebracht werden wollen. Dies entgegen der Aussagen der Entwickler.
Der Transit Elevated Bus wäre nicht das erste gescheiterte Massentransportmittel. Hier eine Auswahl gescheiterter oder eingestellter Projekte:
Luftschiffe (ugs. Zeppeline) waren ein beliebtes Transportmittel bis in die 1930er-Jahre. Die erste Fluggesellschaft der Welt beförderte ihre Passagiere damit. Nach der Hindenburg-Katastrophe von 1937 wollte sich aber kaum noch jemand in ein mit brennbarem Gas gefülltes Luftschiff setzen. Der Zweite Weltkrieg versetze den Zeppelinen den Todesstoss. Es gibt aber immer wieder Projekte, Luftschiffe erneut als Transportmittel einzusetzen.
Der zivilie Überschallflieger wurde vom Amerikanischen Flugzeugbauer als Pendant zur Concorde entwickelt. Zwei Prototypen wurden gebaut, aber nie fertiggestellt. Horrende Entwicklungskosten und die Ölkrise führten dazu, dass das Projekt in den 1970er-Jahren eingestellt wurde, obwohl bereits über 100 Bestellungen eingegangen waren.
Schon früh gab es Pläne, Züge auf die selbe Weise wie Flugzeuge anzutreiben. Die Umsetzung der propellerbetriebenen, schwebenden «George Bennie Railplane» scheiterte an Finanzierungsproblemen. In der Nachkriegszeit verfolgten die Franzosen ein ähnliches Projekt. Der Aérotrain bewegte sich aber auf Luftkissen und verfügte über eine Jet-Turbine. Das Prestige-Projekte erwies sich als technisch zu aufwändig und verursachte zu viel Lärm.
Das von Arthur Hotchkiss entwickelte Velo auf Schienen wurde entwickelt, um Arbeiter schneller in die Fabriken zu bringen. In England und den USA waren zwischen 1892 und 1909 einige Strecken in Betrieb. Hauptsächliches Problem: Bei nur einer Schiene konnten Fahrer weder überholen noch kreuzen.
Warum selber gehen, wenn man auch stehend durch die Stadt flanieren kann. An der Weltausstellung in Paris von 1900 war das mechanische Trottoir neben dem Eiffelturm eines der Highlights. In gekürzter Form findet man dieses Transportmittel heute hauptsächlich noch an Flughäfen.
Eine mit Druckluft angetriebene U-Bahn – im Prinzip eine menschliche Rohrpost. Den Namen hat es vom Erfinder Alfred Ely Beach. Ein Exemplar war zwischen 1870 und 1873 in einem 95 Meter langen Tunnel unter dem New Yorker Broadway in Betrieb. Das von Tesla-Chef Elon Musk vorangetreibene Projekt «Hyperloop» funktioniert auf ähnliche Weise.
Eine kreiselstabilisierte Einschienenbahn, entwickelt von Louis Brennan. Der Kreisel hält den Wagen aufrecht und ermöglicht auch Kurvenlagen und Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Deutschland Bestrebungen, ein Schienennetz zu errichten.
Die Idee eines Tunnels zwischen Europa und Nordamerika gibt es schon lange. Michel Verne, Sohn von Autor Jules Verne (Reise zum Mittelpunkt der Erde), schlug ein solches Bauwerk schon 1888 vor. Seither taucht der Transatlantik-Tunnel immer wieder als Alternative zum Flug- bzw. Schiffsverkehr auf. Die Pläne beinhalten in der Regel eine Bahn als Transportmittel. Hauptproblem bei einem solchen Projekt dürften die Kosten sein. Verlässliche Angaben gibt es kaum. Die Schätzungen reichen von 88 Milliarden bis zu 12 Billionen Dollar – je nach Technologie und Länge des Tunnels. Dagegen ist der Gotthard-Basistunnel (12 Mrd. Franken) ein Klacks.
(aargauerzeitung.ch)