Er war einer der ersten, die vor dem Coronavirus warnten – nun ist er tot: der Augenarzt Li Wenliang. Als er seine Warnung ausgesprochen hatte, wurde er von der Polizei vorgeladen und man warf ihm vor, die «öffentliche Ordnung mit falschen Angaben in ernster Weise bedroht» zu haben. Doch der Arzt liess sich nicht einschüchtern und machte die Aktion der Polizei später publik. Damit bewies er, was viele bereits befürchteten: Die Behörden in der chinesischen Provinz Wuhan hatten versucht, die Sache zu vertuschen.
Nun ist der Arzt selbst mit nur 34 Jahren an den Folgen des Coronavirus gestorben. Er hatte sich bei einer seiner Patientinnen angesteckt. Dies berichtete die chinesische Zeitung «Global Times».
Der Tod von Wenliang beschäftigt nicht nur die Chinesen. Im Kurznachrichtendienst Twitter ist Li Wenliang seit Donnerstagabend ein wichtiges Thema. Er wird von vielen wie ein Held gefeiert. So schreibt dieser User: «Nicht alle Helden tragen einen Umhang, RIP Dr. Li Wenliang.»
Not all heroes wear capes, RIP Dr. Li Wenliang. He warned the Chinese public of #Coronavirus back in December but the government punished him and silenced him and today he dies of corona virus. pic.twitter.com/RCGN6w3VrG
— Enmanuel Nyah (@Rokziboy) February 7, 2020
Andere prangern das Vorgehen der Chinesischen Behörden an: «Vergesst nie, wie die Chinesischen Behörden ihn (Li Wenliang, Anm. d. Red.) verhaftet haben und ihm vorwarfen, falsche Informationen zu verbreiten. Das ist China.»
Never forget the death of Dr. Li Wenliang and his early attempt to warn China of #coronavirus.
— Ramy Inocencio 英若明 (@RamyInocencio) February 7, 2020
Never forget how Chinese authorities arrested him and seven of his peers - and how state media including @globaltimesnews reported they were spreading rumors. 🔽
This is China. 🇨🇳 https://t.co/M2lvM9vOom
Wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtet, wurden gewisse Hashtags zum Thema von den chinesischen Zensoren blockiert. Stattdessen war folgender Satz zu lesen:« Aufgrund der relevanten Gesetze, Verordnungen und Regelungen kann die Seite mit diesem Hashtag nicht gezeigt werden.» Die Zensur bestätigen auch einige Tweets, wie dieses Beispiel zeigt:
The two trending topics censored by Weibo tonight:
— Nectar Gan (@Nectar_Gan) February 6, 2020
# Wuhan government owes Dr. Li Wenliang an apology #
# We want freedom of speech #
Both had tens of thousands of views before disappearing into this dark night. pic.twitter.com/LHEMsbn02I
Erstaunlicherweise berichtete sogar das chinesische Staatsfernsehen über den Tod des Arztes und Familienvaters. Der Druck wurde so gross, dass schliesslich auch der Parteiapparat nachgab und dem Arzt Respekt zollte.
Gefeiert wird der Arzt, weil er den Mut aufbrachte, die Krise anzusprechen, obwohl die Behörden ihm Steine in den Weg legten. Er bewies damit grosse Menschlichkeit und Weitsicht. Sogar der Oberste Gerichtshof bestätigte, dass das Virus schneller hätte eingedämmt werden können, wenn man auf Li Wenliang gehört hätte. Die Chinesische Führung will trotzdem hart gegen Personen vorgehen, die «Gerüchte» über das Virus verbreiten. Nun, Li Wenliang verbreitete keine Gerüchte, sondern die Wahrheit. (mim)
RIP, Dr. Li Wenliang
— 蒼柏柏 (@Cangbo2) February 6, 2020
We will remember what you did and what you suffered. Everyone will remember you forever.#LiWenliang pic.twitter.com/Wq60zlyTfi
A photo from Caixin reporter Ding Gang of Wuhan doctors paying respects to Li Wenliang.
— Josh Chin (@joshchin) February 7, 2020
100% of my WeChat feed, from dissident lawyers to Huawei employees, is raging over Li’s death. Haven’t seen China unified like this since the Wenzhou train crash. pic.twitter.com/lJQE1XMJBQ
Dr. li Wenliang, 1985-2020. pic.twitter.com/s5r1AdT98O
— mengyaowu (@mengyaowu) February 7, 2020
#LiWenliang R.I.P
— ZIYU (@ZIYU51708600) February 7, 2020
Sometimes I wonder can we have our own sound?
The deeply sadness not only because of the death of Dr Li Wenliang, but also the lies after that.
Apart from shame and anger, I don't know what else to feel. pic.twitter.com/jYY8i5GjoG
Hieß es nicht, das betrifft nur "immungeschwächte" Patienten? Bei einem 43-jährigen praktizierenden Arzt wäre ich nicht von Problemen mit dem Immunsystem ausgegangen.