Die Covid-Zahlen sinken. Das Virus hat aufgrund der hohen Immunität in der Bevölkerung einen schweren Stand. Zumindest in der Schweiz, wo Corona in eine Endemie übergeht.
Doch es ist nicht überall so. In China zum Beispiel spielen sich gerade Szenen ab, die an die schlimmsten Pandemie-Tage der letzten drei Jahre erinnern. Weil es an Daten über Infektionen mangelt und die Möglichkeit besteht, dass neue Varianten auftauchen könnten, haben die USA, Australien und mehrere europäische Länder eine Covid-Testpflicht für Reisende aus China angekündigt oder bereits eingeführt.
Das Reich der Mitte droht nun mit «Gegenmassnahmen».
Peking hat Massnahmen gegen diejenigen Länder angedroht, die an Reisende aus China spezielle Anforderungen stellen bei der Einreise. Die Schweiz hat noch keine Änderungen angekündigt.
Heute berät die EU, ob eine generelle Corona-Testpflicht für Reisende aus China eingeführt werden soll. In Frankreich, Italien und Spanien zum Beispiel ist man aber schon einen Schritt weiter. Ab Mittwoch müssen alle, die von China in die Länder fliegen, einen negativen Test vorweisen. Zudem werden bei der Ankunft stichprobenartig Kontrollen durchgeführt. Marokko ist noch radikaler: Das nordafrikanische Land hat unabhängig von der Nationalität der Reisenden jegliche Einreisen aus China untersagt.
Der Sprecher des chinesischen Aussenministeriums, Mao Ning, sagte bei einem Briefing:
Weiter erklärte er, dass China entschieden gegen jegliche Versuche sei, die Covid-Massnahmen «zu politischen Zwecken zu manipulieren». China erwäge darum, «Gegenmassnahmen» zu ergreifen, die auf dem «Prinzip der Gegenseitigkeit» beruhten.
Konkretisiert hat er diese Massnahmen nicht.
Die Situation ist darum absurd, weil China selbst noch immer darauf besteht, dass Einreisende einen negativen PCR-Test vorlegen. Die fünftägige Hotel-Quarantäne entfällt hingegen ab dem 8. Januar für Einreisende.
Diese Aussagen Maos kamen, nachdem Australien und Kanada sich diese Woche einer wachsenden Liste von Ländern angeschlossen hatten, die von Reisenden aus China einen Covid-Test verlangen, bevor sie ihren Flug antreten.
Mehrere Länder verteidigten nach der Drohung Chinas ihr Vorgehen. So sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Ned Price:
Denn die Zahl der Covid-19-Fälle in China seien stark angestiegen und gleichzeitig mangelte es an adäquaten und transparenten epidemiologischen und viralen Genomsequenzdaten aus der Volksrepublik.
Auch die französische Premierministerin, Élisabeth Borne, verteidigte die Reisebestimmungen. Sie sagte gegenüber dem Radiosender France-Info:
Der australische Schatzmeister, Jim Chalmers, erklärte gegenüber dem nationalen Fernsehsender ABC:
Auf die Frage, ob die Anforderung international koordiniert worden sei, um Druck auf China auszuüben, fand Chalmers klare Worte:
Beamte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) trafen sich am Dienstag mit chinesischen Wissenschaftlern, um Daten über die Ausbreitung und Entwicklung des Ausbruchs zu diskutieren.
China hat bis Dezember letzten Jahres eine Null-Covid-Strategie mit strengen Beschränkungen im Land verfolgt. Im Dezember wurden die Massnahmen abrupt gelockert. Gleichzeit erklärten die chinesischen Behörden, dass Einreisende ab dem 8. Januar nicht mehr unter Quarantäne gestellt würden.
Seit da verbreitet sich das Virus in der Bevölkerung Chinas. Für den letzten Monat listete das Dashboard der Johns-Hopkins-Universität 704'663 gemeldete Fälle für die Volksrepublik China auf. Diese Zahlen sind im internationalen Vergleich hoch, aber nicht die höchsten, denn Deutschland oder Frankreich haben im gleichen Zeitraum mehr Fälle registriert. Für die Schweiz werden im gleichen Zeitraum 61'533 neue Fälle aufgeführt.
Aufgrund der vielen Ansteckungen sind die Spitäler in China überfüllt und viele Krematorien können die Leichen nicht mehr schnell genug einäschern.
Dass sich das Virus in China wie ein Lauffeuer verbreitet, liegt auch daran, dass die Menschen in China eine geringere Immunität gegen das Coronavirus aufweisen aufgrund der niedrigen Impfrate, dem im Vergleich zu anderen Impfstoffen weniger wirksamen Impfstoff Sinovac sowie den nicht durchgemachten Infektionen, wie Experten erklären.
Der Sprecher des US-Aussenministeriums stellte darum in Aussicht, dass die USA bereit seien, ihre Covid-Impfstoffe mit China zu teilen – genau wie die EU.
Der Coronaausbruch in China hat nicht nur Auswirkungen auf Individuen und das Gesundheitssystem, sondern auch auf die Wirtschaft. Während in den vergangenen Monaten vor allem die Lockdowns der Null-Corona-Politik die chinesische (und internationale) Wirtschaft schwächten, werden die Geschäfte nun durch die hohen Infektionszahlen belastet.
Die USA meldeten erst diese Woche, dass in den Staaten eine neue Virusvariante im Umlauf sei: Omikron XBB.1.5. Diese Variante sei zwar ansteckender als ihre Vorgänger, scheine aber keine schlimmeren Verläufe zu verursachen, wie der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding in einem Tweet-Thread erklärt:
2) Multiple models show #XBB15 is much worse in transmission R value and infection rate than previous variants — faster by LEAPS and BOUNDS. @JPWeiland did some the earliest models on #XBB15 watching data in NY. it has only grown worse nationwide. pic.twitter.com/b0Fys8GUJP
— Eric Feigl-Ding (@DrEricDing) December 30, 2022
Welche Variante zurzeit in China im Umlauf ist, ist international nicht klar. Dieser Umstand erschwert allfällige Prognosen darüber, wie sich der Ausbruch in China auf die Pandemie-Situation insgesamt auswirken könnte.
In einer Erklärung vom 3. Januar meinte das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), dass die in China zirkulierenden Varianten diejenigen seien, die auch in der EU vorkämen.
Mao betont, dass Chinas Behörden stets «zeitgerecht, offen und transparent» Informationen über den jüngsten Ausbruch des Virus mit dem Ausland teile.
(yam)
Die sind extrem selbstherrlich und haben kein Interesse irgendwelche Krisen gemeinsam zu lösen, egal worum es geht. Nur ich ich ich China!
Und das ausgerechnet von China, welches bis vor Kurzem noch immer an übertriebenen und schon lange nicht mehr wissenschaftlich fundierten Praktiken festgehalten hat...
(Mal ganz abgesehen von der fehlenden Kooperation und falsch gemeldeten Zahlen, welche nur schon für sich Grund genug wären für verschärfte Vorschriften/Kontrollen...)