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China droht mit «Gegenmassnahmen» wegen Covid-Testpflicht für Reisende

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Südkorea, 2. Januar 2023: Bei der Ankunft am Flughafen in Incheon müssen sich Reisende aus China einem Covid-Check unterziehen und einen negativen Test vorlegen.Bild: keystone

China droht mit «Gegenmassnahmen» – wegen Covid-Testpflicht für Reisende

04.01.2023, 16:5005.01.2023, 12:21
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Die Covid-Zahlen sinken. Das Virus hat aufgrund der hohen Immunität in der Bevölkerung einen schweren Stand. Zumindest in der Schweiz, wo Corona in eine Endemie übergeht.

Doch es ist nicht überall so. In China zum Beispiel spielen sich gerade Szenen ab, die an die schlimmsten Pandemie-Tage der letzten drei Jahre erinnern. Weil es an Daten über Infektionen mangelt und die Möglichkeit besteht, dass neue Varianten auftauchen könnten, haben die USA, Australien und mehrere europäische Länder eine Covid-Testpflicht für Reisende aus China angekündigt oder bereits eingeführt.

Das Reich der Mitte droht nun mit «Gegenmassnahmen».

Die Drohung Chinas

Peking hat Massnahmen gegen diejenigen Länder angedroht, die an Reisende aus China spezielle Anforderungen stellen bei der Einreise. Die Schweiz hat noch keine Änderungen angekündigt.

Heute berät die EU, ob eine generelle Corona-Testpflicht für Reisende aus China eingeführt werden soll. In Frankreich, Italien und Spanien zum Beispiel ist man aber schon einen Schritt weiter. Ab Mittwoch müssen alle, die von China in die Länder fliegen, einen negativen Test vorweisen. Zudem werden bei der Ankunft stichprobenartig Kontrollen durchgeführt. Marokko ist noch radikaler: Das nordafrikanische Land hat unabhängig von der Nationalität der Reisenden jegliche Einreisen aus China untersagt.

Der Sprecher des chinesischen Aussenministeriums, Mao Ning, sagte bei einem Briefing:

«Wir sind der Meinung, dass die von einigen Ländern gegen China verhängten Einreisebeschränkungen nicht wissenschaftlich fundiert sind und dass einige übertriebene Praktiken sogar noch inakzeptabler sind.»

Weiter erklärte er, dass China entschieden gegen jegliche Versuche sei, die Covid-Massnahmen «zu politischen Zwecken zu manipulieren». China erwäge darum, «Gegenmassnahmen» zu ergreifen, die auf dem «Prinzip der Gegenseitigkeit» beruhten.

Konkretisiert hat er diese Massnahmen nicht.

Die Situation ist darum absurd, weil China selbst noch immer darauf besteht, dass Einreisende einen negativen PCR-Test vorlegen. Die fünftägige Hotel-Quarantäne entfällt hingegen ab dem 8. Januar für Einreisende.

Die Reaktionen aus dem Ausland

Diese Aussagen Maos kamen, nachdem Australien und Kanada sich diese Woche einer wachsenden Liste von Ländern angeschlossen hatten, die von Reisenden aus China einen Covid-Test verlangen, bevor sie ihren Flug antreten.

Mehrere Länder verteidigten nach der Drohung Chinas ihr Vorgehen. So sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Ned Price:

«Dies ist ein Ansatz, der einzig und allein auf der Wissenschaft basiert.»

Denn die Zahl der Covid-19-Fälle in China seien stark angestiegen und gleichzeitig mangelte es an adäquaten und transparenten epidemiologischen und viralen Genomsequenzdaten aus der Volksrepublik.

Auch die französische Premierministerin, Élisabeth Borne, verteidigte die Reisebestimmungen. Sie sagte gegenüber dem Radiosender France-Info:

«Wir erfüllen unsere Rolle. Und unsere Rolle ist es, die Franzosen zu schützen.»

Der australische Schatzmeister, Jim Chalmers, erklärte gegenüber dem nationalen Fernsehsender ABC:

«Die Forderung nach einem Covid-Test vor dem Flug ist nicht besonders belastend.»

Auf die Frage, ob die Anforderung international koordiniert worden sei, um Druck auf China auszuüben, fand Chalmers klare Worte:

«Ich sehe das nicht so. Aber es gibt international grosse Bedenken über die Transparenz und Qualität der Daten, die wir aus China über Covid erhalten.»

Beamte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) trafen sich am Dienstag mit chinesischen Wissenschaftlern, um Daten über die Ausbreitung und Entwicklung des Ausbruchs zu diskutieren.

Covid-Situation in China

China hat bis Dezember letzten Jahres eine Null-Covid-Strategie mit strengen Beschränkungen im Land verfolgt. Im Dezember wurden die Massnahmen abrupt gelockert. Gleichzeit erklärten die chinesischen Behörden, dass Einreisende ab dem 8. Januar nicht mehr unter Quarantäne gestellt würden.

A patient lies on a bed in the ICU ward of a hospital in Suining in southwestern China's Sichuan province on Saturday, Dec. 31, 2022. China is on a bumpy road back to normal life as schools, shop ...
Bilder aus China von Intensivstationen, die mit Covid-Patienten voll bis überfüllt sind, gingen um die Welt. Suining, 31. Dezember 2022.Bild: keystone
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Covid-Patienten werden auf den Gängen gepflegt, Peking, 2023. Bild: keystone

Seit da verbreitet sich das Virus in der Bevölkerung Chinas. Für den letzten Monat listete das Dashboard der Johns-Hopkins-Universität 704'663 gemeldete Fälle für die Volksrepublik China auf. Diese Zahlen sind im internationalen Vergleich hoch, aber nicht die höchsten, denn Deutschland oder Frankreich haben im gleichen Zeitraum mehr Fälle registriert. Für die Schweiz werden im gleichen Zeitraum 61'533 neue Fälle aufgeführt.

Das Dashboard der Johns-Hopkins-Universität bezieht die Daten von den jeweiligen nationalen Gesundheitsbehörden. Sollten die Zahlen dort allerdings manipuliert sein, wären auch die entsprechenden Zahlen auf dem Dashboard falsch. Zudem ist die Testpflicht in vielen Ländern der Welt mittlerweile abgeschafft.

Aufgrund der vielen Ansteckungen sind die Spitäler in China überfüllt und viele Krematorien können die Leichen nicht mehr schnell genug einäschern.

Dass sich das Virus in China wie ein Lauffeuer verbreitet, liegt auch daran, dass die Menschen in China eine geringere Immunität gegen das Coronavirus aufweisen aufgrund der niedrigen Impfrate, dem im Vergleich zu anderen Impfstoffen weniger wirksamen Impfstoff Sinovac sowie den nicht durchgemachten Infektionen, wie Experten erklären.

Der Sprecher des US-Aussenministeriums stellte darum in Aussicht, dass die USA bereit seien, ihre Covid-Impfstoffe mit China zu teilen – genau wie die EU.

Der Coronaausbruch in China hat nicht nur Auswirkungen auf Individuen und das Gesundheitssystem, sondern auch auf die Wirtschaft. Während in den vergangenen Monaten vor allem die Lockdowns der Null-Corona-Politik die chinesische (und internationale) Wirtschaft schwächten, werden die Geschäfte nun durch die hohen Infektionszahlen belastet.

Unklarheit über die Variante

Die USA meldeten erst diese Woche, dass in den Staaten eine neue Virusvariante im Umlauf sei: Omikron XBB.1.5. Diese Variante sei zwar ansteckender als ihre Vorgänger, scheine aber keine schlimmeren Verläufe zu verursachen, wie der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding in einem Tweet-Thread erklärt:

Welche Variante zurzeit in China im Umlauf ist, ist international nicht klar. Dieser Umstand erschwert allfällige Prognosen darüber, wie sich der Ausbruch in China auf die Pandemie-Situation insgesamt auswirken könnte.

In einer Erklärung vom 3. Januar meinte das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), dass die in China zirkulierenden Varianten diejenigen seien, die auch in der EU vorkämen.

Mao betont, dass Chinas Behörden stets «zeitgerecht, offen und transparent» Informationen über den jüngsten Ausbruch des Virus mit dem Ausland teile.

(yam)

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72 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Garp
04.01.2023 17:02registriert August 2018
Soso, erst die Bevölkerung mit Massentests, Quarantänelager. Einsperren in Wohnungen terrorisieren, dann alles laufen lassen und nun motzen, wenn man Chinesen testen will und behaupten, das sei nicht wissenschaftlich. Von Mutationen haben sie noch nie etwas gehört.

Die sind extrem selbstherrlich und haben kein Interesse irgendwelche Krisen gemeinsam zu lösen, egal worum es geht. Nur ich ich ich China!
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Scaros_2
04.01.2023 17:05registriert Juni 2015
Gegenmassnahmen? Ich will eh nicht nach China XD.
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ch.vogel
04.01.2023 17:01registriert Mai 2014
"Wir sind der Meinung, dass die von einigen Ländern gegen China verhängten Einreisebeschränkungen nicht wissenschaftlich fundiert sind und dass einige übertriebene Praktiken sogar noch inakzeptabler sind."

Und das ausgerechnet von China, welches bis vor Kurzem noch immer an übertriebenen und schon lange nicht mehr wissenschaftlich fundierten Praktiken festgehalten hat...

(Mal ganz abgesehen von der fehlenden Kooperation und falsch gemeldeten Zahlen, welche nur schon für sich Grund genug wären für verschärfte Vorschriften/Kontrollen...)
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