Der 20. Bundestag ist gewählt, die Emotionen rund um die deutsche Politik dürften in den nächsten Tagen und Wochen abebben. Die SPD ist neu stärkste Kraft, vor der CDU/CSU und den Grünen. Auf Rang vier landet die FDP. Während sich die Parteien an die Bildung einer Koalition machen, nutzen wir die Zeit, auf den Wahlkampf zurückzuschauen. Diese Bilder sind und waren prägend.
Seit Längerem war klar, dass Angela Merkel nach 16 Jahren als Bundeskanzlerin keine fünfte Amtszeit anhängen wird. Ihr Nachfolger als CDU-Kanzler sollte Armin Laschet werden, die Union scheitert jedoch krachend und fährt das schlechteste Resultat ihrer Geschichte ein. Trotzdem erhebt Armin Laschet den Anspruch, die Regierung zu bilden. Ob das gelingen wird? Wir werden sehen.
Mitten in die entscheidende Phase des Wahlkampfs kamen diesen Sommer die Jahrhundert-Unwetter, die in Deutschland über hundert Menschenleben forderten. Die Grünen wussten das Hochwasser teilweise zu nutzen, war die aktuelle Wahl nicht zuletzt auch eine des Klimas. Im Gegensatz zu Armin Laschet; ...
... der amtierende Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens und Kanzlerkandidat der CDU besuchte sein Bundesland, um im Krisengebiet Präsenz zu markieren. Dabei unterlief ihm der wohl prägendste Fehltritt überhaupt in der aktuellen Wahl. Bei einem TV-Interview des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier alberte Laschet herum, das Bild ging viral und beschädigte sein Image trotz nachgereichter Entschuldigung nachhaltig.
Zwar nicht integraler Bestandteil, aber doch Element des Wahlkampfes: die wiederkehrenden Proteste gegen die Corona-Massnahmen der Bundesregierung. Der Einfluss auf den Ausgang der Bundestagswahl bleibt aber sehr gering.
Annalena Baerbock war zu Beginn der Shootingstar der Grünen und die erste grüne Kanzlerkandidatin überhaupt. Im Verlauf des Wahlkampfs häuften sich negative Schlagzeilen. Die 40-Jährige musste Teile ihres Lebenslaufes korrigieren und meldete nicht deklarierte Nebeneinkünfte nach. Hinzu kam ihr Buch «Jetzt. Wie wir unser Land erneuern.» Es kam heraus, dass Baerbock nicht richtig zitiert hatte, von Plagiaten und Urheberrechtsverletzungen war die Rede. Insgesamt ein eher unglücklicher Wahlkampf der grünen Politikerin, nicht wenige sind der Meinung, dass für die Grünen mehr drin gelegen wäre.
Während seine Mitstreiter sich diverse Fauxpas leisteten, bewahrte SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz stets die Ruhe und wich potenziellen Fettnäpfchen gekonnt aus. Der kühle Norddeutsche wusste die Wählerinnen und Wähler mit seiner pragmatischen Art zu überzeugen und bescherte der SPD ein Ergebnis, das vor wenigen Monaten noch kaum jemand für möglich hielt.
Auch wenn sich die Kanzlerkandidaten Baerbock, Scholz und Laschet in den drei TV-Triellen nichts schenkten, der gegenseitige Respekt war immer da. Dieses Bild entstand in der zweiten TV-Debatte und zeigt die drei Politiker gut gelaunt beim lockeren Smalltalk.
Auf ihrer Abschiedstournee besuchte Angela Merkel auch einen Vogelpark in Marlow. Dort kam sie in Kontakt mit Wellensittichen und australischen Loris. Einer der Vögel suchte dabei zu intensiv Kontakt mit der abtretenden Kanzlerin und sorgte für diesen Schnappschuss. Einen ausgewachsenen europäischen Uhu wollte die 67-Jährige übrigens nicht halten, wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, «Ne, ne. Ich habe das bei den Sittichen gut gemacht», liess Merkel verlauten.
Am Freitag vor der Wahl fand weltweit erneut ein Klimastreik statt. Auch in Berlin vor dem Reichstag kam die Klimajugend zusammen und forderte von den Politikern Massnahmen.
Die Wahlbeteiligung der Deutschen bewegte sich mit rund 77 Prozent auf dem Niveau vorangegangener Bundestagswahlen. Dieses Bild zeigt Wählende, die am Sonntag in Berlin Mitte vor einem Wahlbüro Schlange stehen.
Es kam so, wie es diverse Polit-Experten vorausgesagt hatten: Kanzlerkandidat Armin Laschet und seine CDU konnten nicht überzeugen und stürzten so heftig ab wie noch nie in der Nachkriegszeit. Ein Minus von fast neun Prozent, 53 Sitzverluste, nur noch zweitstärkste Kraft hinter der SPD. Ein Sonntag zum Vergessen für die einst so erfolgsverwöhnte Union.
Der Tiefpunkt war 2013 erreicht, als die FDP an der 5-Prozent-Hürde scheiterte und eine Legislaturperiode lang nicht Teil des Bundestags war. Seither geht es bergauf mit den Freien Demokraten, die FDP punktete vor allem bei jungen Wählerinnen und Wählern und ist neu vor der AfD viertstärkste Kraft. Was die FDP und Spitzenkandidat Christian Lindner besonders freut: Sowohl bei einer Ampel- als auch einer Jamaika-Koalition dürfte sie ein nicht unwesentliches Wörtchen mitreden.
In der nach wie vor gespaltenen SPD war der pragmatische Olaf Scholz nicht bei allen die Wunschlösung. Seine Nominierung war taktisch aber clever und sorgt dafür, dass die Genossen nach der Bundestagswahl 2021 ordentlich zu feiern haben.
Die Alternative für Deutschland (AfD) verliert vier Jahre nach ihrem erstmaligen Einzug in den Bundestag 2,3 Prozent und ist hinter SPD, Union, Grünen und FDP nur noch die fünftstärkste Kraft im Bundestag. Die Rechtspopulisten können nur aus der Opposition heraus agieren, weil sie für keine andere Partei als Koalitionspartner in Frage kommen. Auch die Corona-Pandemie hat der AfD keinen Aufschwung bescheren können.