Die Opferzahl im Skandal um den mehr als tausendfachen Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz im deutschen Lügde ist auf 31 gestiegen. Dabei handelt es sich um 27 Mädchen und vier Knaben, wie die Ermittler am Montag in Bielefeld mitteilten.
Die Kinder waren bei den Sexualstraftaten meist zwischen vier und 13 Jahre alt. Zuletzt hatten die Behörden von 29 identifizierten Opfern berichtet.
Die Missbrauchsserie auf dem Campingplatz «Eichwald» in Lügde war vor knapp zwei Wochen bekannt geworden. Der Hauptverdächtige, ein 56 Jahre alter Stammgast auf dem Campingplatz, sowie zwei weitere Männer im Alter von 48 und 33 Jahren sitzen in Untersuchungshaft.
Neben den Ermittlungen wegen schweren sexuellen Missbrauchs gehen Staatsanwaltschaft und Polizei in dem Fall auch dem Verdacht der Verbreitung von Kinderpornografie nach. Zudem ermittelt das Polizeipräsidium Bielefeld wegen des Verdachts der Strafvereitelung im Amt gegen Polizeibeamte und wegen des Verdachts der Verletzung der Fürsorgepflicht gegen Mitarbeiter von Jugendämtern.
Hintergrund ist unter anderem, dass dem 56-Jährigen 2016 ein damals fünfjähriges Pflegekind anvertraut wurde, an dem er sich ebenfalls vergangen haben soll. Geklärt werden soll auch, ob die Polizei Lippe angemessen auf frühere Hinweise zu sexuellen Übergriffen auf das Pflegekind reagierte.
Die Ermittlungskommission «Eichwald» besteht den Angaben zufolge derzeit aus 51 Ermittlern. Dazu zählen auch Polizeibeamte anderer Behörden aus dem Regierungsbezirk Detmold sowie aus ganz Nordrhein-Westfalen.
Vorrangige Ziele der Ermittlungskommission seien die Beweissicherung, die Identifizierung möglicher weiterer Opfer und Tatverdächtiger sowie die Verhinderung von möglichem weiterem Missbrauch. Dazu finden demnach aktuell unter anderem IT-Auswertungen, Vernehmungen und Durchsuchungen statt.
Über ein Telefon gingen beim Polizeipräsidium Bielefeld binnen gut einer Woche 63 Hinweise zu dem Aufsehen erregenden Fall ein. «Allen Hinweisen wird akribisch nachgegangen», betonten Polizei und Staatsanwaltschaft.
Zur Herkunft der identifizierten Opfer und zum persönlichen Umfeld von Tatverdächtigen und Opfern machten die Ermittler keine Angaben. Zur Begründung verwiesen sie auf die laufenden Ermittlungen sowie den Opfer- und Persönlichkeitsschutz. (sda/afp)