Ivanka Trump hat ein Buch geschrieben. Ganz allein! Es heisst «Women Who Work» und ist bereits während des Wahlkampfs ihres Vaters entstanden. Das Vorwort schrieb sie kurz vor der Inauguration. Das Buch ist entsprechend total unaktuell. Aber egal. Mit ihren präsidententöchterlichen Händen hat Ivanka es getippt und sich auch alles selbst ausgedacht, dafür gebührt ihr ein bisschen Respekt. Jedenfalls ist da nirgendwo ein Ghostwriter vermerkt. Er – oder sie – wird dafür gewiss sehr viel Geld bekommen haben.
Am Morgen des Erscheinungstages ist das Buch als Hardcover auf Amazon bereits vergriffen. Und? Muss man das lesen? Nein, natürlich nicht. Wir haben ja schon für euch darin geblättert und uns ein paar von Ivankas «Passions» vorgenommen.
«Women Who Work» beginnt so: Die blutjunge Ivanka steht irgendwo in Patagonien. Nur mit einem Rucksack. Ist das vorstellbar? Ivanka als Backpacker? Sie muss sich entscheiden: Will sie sich ganz autonom ihrer grossen Liebe, der Immobilien-Maklerei, hingeben, oder ein goldenes Zahnrad im Trump-Imperium werden? Ja? Nein? Sie weiss: «Nur magere 12 Prozent aller Familienunternehmen schaffen es in die dritte Generation.» Die gleiche bange Luxusfrage dürfen sich übrigens auch die Kardashians früher oder später stellen.
In Patagonien fragt sich Ivanka auch: Was hat dies alles mit mir als Frau zu tun? Als «working woman»? Überhaupt: Wieso sagt man «working woman», aber nie «working man»? Da hat sie einen Punkt. Sie fragt sich all dies aus einem bestimmten Grund: Sie hat nämlich eine Mutter, und die war nicht nur Profi-Skifahrerin, sondern selbst schon Immobilien-Maklerin. Ivankas Mutter Ivana hat überdies Stil. Sonst hätte sie sich ja auch nicht so einen stilvollen Mann wie den Donald geangelt. Ihr Stil ist unfassbar gut. Wie auf dem nächsten Bild unschwer zu sehen ist.
Mit 25 denkt die verantwortungsvolle Ivanka unentwegt über den Themenkomplex «Frau und Arbeit» nach. Sie hat dabei ein klares Feindbild: Frauen wie Angela Merkel und Hillary Clinton (okay, die werden so nicht genannt, das wäre diplomatisch ungeschickt, sie sind aber unschwer zu erkennen). Denn die Mode von Frauen wie Angela Merkel und Hillary Clinton geht einfach nicht. Die tragen Hosenanzüge!
Ivanka will, dass alle Frauen bei der Arbeit wie Mama Ivana aussehen, als sie noch eine makellose Maklerin war und Baustellen nur in kurzen Röcken und sehr hohen High Heels besichtigte. Deshalb designt Ivanka Mode. Und Schmuck. Sie hat nämlich einen Mann kennengelernt, der ihr zwar kein Haus abkauft, ihr aber ein Interesse an Juwelen einredet. Was bei den Trumps sicher kein Problem ist (siehe Bild).
Als sie zum ersten Mal eine Frau in ihrer Mode auf der Strasse sieht, hält sie sich für eine echte Revolutionärin und Frauenbefreierin. Sie ermöglicht ihnen «eine Weiblichkeit und ein Modebewusstsein, wie es für arbeitende Frauen vor einem Jahrzehnt noch nicht möglich gewesen wäre».
Im Gegensatz zu ihrem Vater will Ivanka von allen Frauen geliebt werden. Auch von denen, die nicht so reich sind wie sie. Auch von denen, die richtig arm sind. Und erst recht von denen, die sich niemals als Feministin bezeichnen würden. Also denen, die theoretisch von ihrem Vater nach Melania geehelicht werden könnten. Jedenfalls erscheinen die Begriffe «Feminism» und «Feminist» exakt null Mal in «Women Who Work».
Seltsamerweise hebt sie jedoch Ende April 2017 am Frauengipfel die Hand, als gefragt wird, wer sich als Feministin bezeichne. Vielleicht tut sie dies aber auch nur aus Abwehr gegen Merkel (siehe «Mode»), die sich dezidiert nicht Feministin nennen will.
Egal! In «Women Who Work» macht sich Ivanka also so ihre Gedanken, wie sie die Distanz zwischen sich und den minder Privilegierten zum Schmelzen bringen könne. Und sie hat eine Idee! Sie musste «das Narrativ ändern – und sei es nur ganz wenig»:
Und das dann auf Instagram. Wow. Alle Klassenschranken sind überwunden. Jede Frau ist ein bisschen Ivanka.
Leider, so klagt Ivanka, lässt ihr die Monsteraufgabe als Trump-Tochter kaum mehr Zeit für Meditation und Massage. Mit Meditation meint sie etwas Besonderes: Da sie für ihren Mann Jared Kushner zum Judentum konvertierte, feiern die beiden allwöchentlich den Sabbat. Sie nennt dies ihren «Ruhetag». Den sie selbstverständlich dazu nutzt, tief in sich zu gehen und über ihre «Ziele» nachzudenken, besonders über «die grossen beruflichen Ziele» und «Strategiepläne». Dies nennt sie Meditation.
Ach, das Geld! Es ist blöd! Es macht so Sachen! Beziehungsweise verleitet seine Besitzerinnen und Besitzer zu allerlei Unsinn. Ivanka kennt Tonnen superreicher Menschen, die allesamt ihren Schotter nicht im Griff haben. Eigentlich kann man froh sein, nicht so viel davon zu haben. Die armen, armen Reichen!
Andauernd leben Ivankas Freunde «über ihre Verhältnisse» und müssen in Selbsthilfegruppen für Bankrotteure beziehungsweise zur Finanzberatung. Dort lernen sie Basics, etwa, dass sie Privat- und Geschäftsvermögen nicht auf dem gleichen Konto haben sollen. Hm, haben sie sowas nicht während ihres teuren Wirtschaftsstudiums gelernt? Und der Vater einer Frau mit solchen Freunden ist amerikanischer Präsident geworden?
Wer andauernd im goldenen Trump-Tower und in Mar-a-Lago verkehrt, verliert logischerweise jede Realitätshaftung. The bigger the better. Weshalb Ivanka Trump auch Dinge entwickelt hat wie den «extended job title», also die «aufgeblasene Berufsbezeichnung».
Gerade für Frauen, sagt sie, sei das wichtig, schliesslich sei das Privatleben nichts als die Verlängerung des Arbeitslebens, und was sich im einen findet, sei durchaus als Zusatzqualifikation für das andere zu betrachten. Alles fliesst ineinander über. Ihr eigener extended job title lautet so:
Des weiteren steht da, dass sie ihren Kindern den Wert harter Arbeit einbläut, an ihren Kochkünsten arbeitet und danach strebt, eine perfekte Weggefährtin und Mitstreiterin für ihren Jared (und ihren Donald) zu sein.
Eine gesunde Work-Life-Balance heisst für sie, in Ruhe Business-Mails zu beantworten, wenn die Kinder schlafen. Ein Lieblingsmotto lautet: «Wenn du eine Arbeit machst, die du liebst, und dich die Arbeit erfüllt, kommt der Rest.» Ein anderes: «Wenn die Familie zuerst kommt, kommt die Arbeit nicht als zweites. Im Leben kommt alles gleichzeitig.»
Die amtierende Stiefmutter von Ivanka kommt im Gegensatz zu Ivana nur ein einziges Mal im ganzen Buch vor. Ganz hinten. In den Danksagungen: