Die beiden von Italien auf albanischem Boden errichteten Flüchtlingslager werden ab dieser Woche die ersten Migranten aufnehmen. Die Regierung um Giorgia Meloni hatte letzten November angekündigt, in Zusammenarbeit mit der albanischen Regierung zwei Asylzentren zu bauen. Diese sollen Asylgesuche direkt nach Aufnahme von Geflüchteten auf dem Meer bearbeiten, ohne dass diese je das italienische Festland betreten. Diese sind nun betriebsbereit.
Das erste davon wurde in der Hafenstadt Shëngjin eingerichtet. Dort sollen auf Schiffen aufgenommene Flüchtende einer ersten medizinischen Kontrolle unterzogen werden.
Von Shëngjin aus werden die Migranten dann im Laufe des Tages in das einige Dutzend Kilometer entfernte Auffanglager in Gjadër gebracht.
«Die Aufnahmezentren ähneln jenen, die sich auf italienischem Gebiet befinden. Es gibt keinen Stacheldraht. Jeder kann einen Antrag auf internationalen Schutz stellen und bekommt ihn innerhalb weniger Tage», sagte der Italienische Innenminister Matteo Piantedosi laut Medienangaben.
Nun, da die Lager fertiggestellt sind, zeigt sich aber doch ein etwas anderes Bild. Das Lager in Gjadër ist klar eingezäunt, auch wenn es sich beim Zaun definitionsgemäss vielleicht nicht um einen Stacheldraht handelt.
Und auch sonst erinnert das Lager eher an ein Gefängnis als an einen Ort, wo Menschen Schutz finden.
Die Zentren wurden von Menschenrechtsgruppen als Externalisierung der Migrationsbearbeitung und Schaffung eines «neuen Guantanamo» kritisiert. Mehrere andere europäische Länder erklärten dagegen, sie würden das Modell gerne nachahmen.
Die Oppositionspartei warnte vor der Gefahr unmenschlicher Haftbedingungen für die Migranten. Die Opposition kritisierte zudem, die Zahl der Migranten werde sich nur wenig reduzieren, dafür sei das Projekt sehr teuer. Sie schätzt die Kosten auf mindestens 650 Millionen Euro. Auch der albanische Premier Edi Rama wurde wegen des Abkommens in Albanien kritisiert. Er hatte das Vorhaben wiederholt als Geste der «Solidarität» gegenüber Europa verteidigt. Albanien strebt so wie weitere Staaten des Westbalkan eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union an.
(msh mit Material der SDA)
Ich denke - Letzteres.
Auffanglager (kein „Guantanamo“!) an den EU-Aussengrenzen machen Sinn. Hohe Kosten? Wenn man eine Gesamtrechnung erstellt - nein, definitiv nicht.
Junge Wirtschaftsmigranten haben eine Aufgabe, aber eher nicht primär in Westeuropa. Brauchen sie Unterstützung? Ok, diese muss realistisch (!) ausgearbeitet werden.
Ein faires Verfahren muss selbstverständlich ebenfalls sein.
Den Ansatz finde ich richtig. An den Details muss sicher noch gefeilt werden.