Italien muss 15 Globalisierungsgegnern aus acht verschiedenen Ländern, die bei schweren Krawallen am Rande des G-8-Gipfels im Juli 2001 in Genua von der Polizei gefoltert worden waren, eine Entschädigung zahlen. Dies beschloss der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) am Donnerstag in Strassburg.
Die Ermittlungen um die Vorfälle in Genua seien unzureichend gewesen, begründete der EGMR, der gleichzeitig die Gewalttätigkeit der italienischen Polizei verurteilte. Wegen «moralischer Schäden» muss der italienische Staat den Globalisierungsgegnern zwischen 10'000 und 85'000 Euro pro Kopf zahlen.
Am Randes des Gipfels waren vom 20. bis zum 22. Juli 2001 in der Kaserne von Bolzaneto rund 250 Demonstranten festgehalten worden. In der Krankenstation wurden Dutzende von ihnen verprügelt. Festgenommene Frauen wurden gezwungen, sich vor männlichen Bediensteten auszuziehen. Die Ermittlungen hatten sich über Jahre hingezogen.
Bei den Krawallen am Rande des G-8-Gipfels war die ligurische Hauptstadt verwüstet worden. Ein Globalisierungsgegner, Carlo Giuliani, war beim Angriff auf einen Polizeijeep von einem Carabiniere erschossen worden. Der Carabiniere Mario Placanica wurde vom Vorwurf des Mordes an Giuliani freigesprochen. Er habe in Notwehr gehandelt. (whr/sda/apa)