Die italienische Regierung will als Nebenklägerin am Prozess wegen Zeugenbestechung teilnehmen, der am heutigen Mittwoch gegen Ex-Premier Silvio Berlusconi in Mailand begonnen hat. Der Antrag der Regierung wurde am Mittwoch bei der Eröffnung des Verfahrens eingebracht, das kurz nach der Eröffnung sofort auf den 3. Juli vertagt wurde.
Die Mailänder Staatsanwälte gehen davon aus, dass rund 20 Frauen, die sich in den vergangenen Jahren an Partys in Berlusconis Luxusresidenz beteiligt hatten, vor Gericht gelogen hatten, weil sie von dem Grossunternehmer «Monatsgehälter» für ihr Schweigen über ausschweifende Abende in der Mailänder Residenz des Medienunternehmers erhielten. Insgesamt soll Berlusconi zehn Millionen Euro für die Bestechung der Zeuginnen ausgegeben haben.
Nach Ansicht der Ermittler sollen Berlusconi und seine Anwälte damit systematisch die Zeugen im sogenannten «Ruby»-Prozess bestochen haben, bei dem der Medienunternehmer wegen Amtsmissbrauchs und Sex mit der damals minderjährigen Karima El Marough alias «Ruby» angeklagt war.
Berlusconi war von diesem Vorwurf im März 2015 letztinstanzlich freigesprochen worden. Die finanziellen Zahlungen waren laut Medienberichten Anfang 2015 ausgesetzt worden, da Berlusconi Ermittlungen wegen Zeugenbestechung befürchtete.
Berlusconis Rechtsanwälte wiesen die Vorwürfe der Mailänder Staatsanwaltschaft entschieden zurück. Ihr Mandant sei lediglich freigiebig gegenüber Frauen, deren Ruf wegen der Ruby-Affäre schwer geschädigt worden sei.
Um dies zu bezeugen wurden mehrere prominente Verteidigungszeugen vorgeladen, darunter Politiker und TV-Moderatoren. Die Liste der Zeugen, die Berlusconis Verteidigung im Juli vorladen will, umfasst über 80 Namen, berichteten italienische Medien.
Das Verfahren gegen Berlusconi soll im Juli mit einem weiteren Prozess zusammengelegt werden, das gegen «Ruby» läuft. Die Marokkanerin und 22 weitere Personen müssen sich dabei wegen mutmasslicher Falschaussage vor den Richtern im Rahmen eines Verfahrens gegen Berlusconi vor Gericht verantworten.
Zu den Angeklagten in diesem Verfahren zählen unter anderem Rubys Ex-Rechtsanwalt Luca Giuliante sowie die Senatorin der Berlusconi-Partei Forza Italia, Maria Rosaria Rossi. (whr/sda/apa)