In Tokio ist ein 21-Jähriger in der Silvesternacht mit einem Auto gezielt in eine Menschenmenge gefahren. Bei dem Vorfall auf einer beliebten Einkaufsmeile der japanischen Hauptstadt wurden laut Polizei und Medien neun Menschen verletzt, einer von ihnen schwer.
Der mutmassliche Täter wurde festgenommen. Er sei mit der «Absicht zu morden» in die Menschenmenge gefahren, sagte ein Polizeisprecher.
Wie die Zeitung «Sankei Shimbun» berichtete, steuerte der Mann zehn Minuten nach Mitternacht das Fahrzeug in die vor allem bei Jugendlichen beliebte Einkaufsstrasse Takeshita und fuhr 30 Meter später sein erstes Opfer an. Auf den folgenden 100 Metern riss er sieben weitere Menschen nieder.
Medienberichten zufolge flüchtete er anschliessend zu Fuss und verletzte dabei einen weiteren Menschen. In einem nahegelegenen Park sei er festgenommen worden.
Dem japanische Sender NHK zufolge sagte der 21-Jährige gegenüber der Polizei, er habe «Vergeltung für die Todesstrafe» üben wollen. Genauere Angaben zu seinem Motiv machte der Mann demnach nicht.
Unklar war zunächst, ob sich die angebliche Wut des Mannes gegen eine einzelne Hinrichtung oder gegen das System der Todesstrafe an sich richtete. Als drittgrösste Wirtschaftsnation der Welt gehört Japan zu den wenigen Industrieländern, die an der Todesstrafe festhalten. Laut dem Sender TV Asahi soll nun geklärt werden, ob der Verdächtige prozessfähig sei.
Erst vergangene Woche liess die rechtskonservative Regierung zwei zum Tode verurteilte Mörder hinrichten, im Juli endeten mehrere Mitglieder der Endzeitsekte Aum Shinrikyo am Strang, die vor 23 Jahren mit einem tödlichen Giftgasanschlag in Tokios U-Bahn das Land geschockt hatten.
Internationale Kritik an der Todesstrafe lässt die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe an sich abprallen. Menschenrechtsaktivisten prangern seit Jahren den Umgang mit Hinrichtungen sowie die Haftbedingungen in Japan an - so wird den Todeskandidaten der Zeitpunkt ihrer Hinrichtung nicht mitgeteilt. Die zum Tode Verurteilten leben oft jahrelang in Einzelhaft. Seit Abes Amtsantritt im Dezember 2012 sind 36 Menschen hingerichtet worden.
NHK zeigte Bilder eines kleinen Autos mit zertrümmerter Frontscheibe und Sanitätern, die Verletzte in Krankenwagen tragen. Berichten zufolge handelte es sich bei dem Fahrzeug um ein Mietauto. Im Innern soll sich ein Behälter mit Kerosin befunden haben. Der Angreifer habe gegenüber der Polizei ausgesagt, er habe das Fahrzeug in Brand setzen wollen, berichtete Fuji TV.
Einer der neun Verletzten musste nach Angaben der Polizei operiert werden. Berichten zufolge lag er im Koma. Zunächst gab es keine Hinweise auf ausländische Touristen unter den Opfern.
Die Takeshita-Strasse in Tokio ist voll von kleinen Läden und gilt als das Zentrum der Jugendkultur in Japan. Jeden Tag schlendern zehntausende Touristen die Strasse entlang.
Anders als in anderen Grossstädten ist Silvester in Tokio aber eine ruhige Angelegenheit. Es gibt keine grösseren Feuerwerke und keinen zentralen Platz, an dem sich Feierlustige treffen. Japaner feiern den Jahreswechsel lieber in der Familie und besuchen einen Schrein, um für Glück im neuen Jahr zu beten. (aeg/sda/afp/dpa)