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Warum die Diskussion um Farid Bang und Kollegah (wieder) zu nichts führen wird

12.04.2018, Berlin: Kollegah (r) und Farid Bang erhalten den Echo Hip-Hop/Urban National bei der 27. Verleihung des Deutschen Musikpreises Echo. Die Rapper halten eine Karrikatur von Sänger Campino mi ...
Farid Bang und Kollegah auf der Echo-Bühne am Donnerstag.Bild: dpa
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Warum die Diskussion um Farid Bang und Kollegah (wieder) zu nichts führen wird

Die Echo-Auszeichnung von Kollegah und Farid Bang am vergangenen Donnerstag für ihr Album «Jung, Brutal, Gutaussehend 3» sorgt momentan für helle Empörung. Doch wirklich verändern wird sich auch dieses Mal nichts.
16.04.2018, 20:0217.04.2018, 08:43
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Alle schreien sie im Chor: Antisemitismus. Grund dafür ist die Echo-Auszeichnung von Kollegah und Farid Bang. Eigentlich begrenzt sich die Empörung sogar nur auf einen einzigen Satz: «Mein Körper ist definierter als von Auschwitz-Insassen.»

Wer den Sound der Beiden kennt, dem kämen dabei noch ganz andere problematische Passagen in den Sinn. Wenn Kollegah in seinem Song «Cohibas, blauer Dunst» zum Beispiel sagt, er habe keine Angst vor Rechtsverfolgung, weil er «einen jüdischen Rechtsverdreher» habe, ist der Verdacht eines antisemitischen Einschlages schon sehr viel naheliegender. Doch darum geht es nicht.

Es geht auch nicht darum, dass die Echo-Verleihung ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag stattfand. Dafür können die beiden Rapper nun mal tatsächlich nichts. Das Problem hier ist die opportunistische Empörung, die nun von allen Seiten auf die Beiden einprasselt.

Nun schaffen es schliesslich auch die Geissens wieder in die Schlagzeilen, wenn sie Farid Bang (mit unterschwelligem Rassismus) öffentlich über Facebook angreifen. Auch an der Echo-Veranstaltung selbst werden die beiden von A- bis C-Promis ausgepfiffen, denen es vermutlich letztendlich einfach darum geht, selber noch ein wenig mehr im Rampenlicht zu stehen.

Mit einem Buh-Ruf oder einem kritischen Facebook-Post hat man dann das Seinige gegen Antisemitismus auch getan und kann sich wieder dem Alltag zuwenden. Das Problem ist, dass der Aufschrei damit wieder im Nichts verpufft. Ähnliches ist auch bei der Sexismus-Debatte zu beobachten.

Anstatt sich also darüber aufzuregen, dass Kollegah und Farid Bang einen deutschen Musikpreis gewonnen haben, wäre es angebrachter sich anzuschauen, warum das Album in Deutschland 200'000 Mal verkauft wurde und auch in der Schweiz zehn Wochen lang auf Platz 1 der Album-Charts verharrte.

Die Jugendlichen scheinen das Album zu mögen. Genau deshalb sollte man sich auch näher mit der Frage auseinandersetzen, warum Antisemitismus wieder vermehrt zum Problem wird und welchen Einfluss solche Texte darauf haben.

Aber dann müsste man sich etwas mehr Zeit nehmen als für einen kritischen Facebook-Post oder einen bissigen Tweet. Im Zweifelsfall wählt man dann doch eher den Weg des geringsten Widerstandes. Mit der Belagerung der beiden Rappern schiebt man damit aber weiterhin alle Schuld von sich und macht die Beiden zu alleinigen Auslöser eines sehr viel komplexeren Problems. 

Mimiks rappt Kollegah:

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86 Kommentare
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elmono
16.04.2018 20:35registriert April 2014
Bin immer mehr verwirrt. Bereits der heutige 6 Gründe irgendwas Artikel über Kollegah hatte kein richtiges Ende bzw. eine Zusammenfassung. Was muss denn bitte schön passieren, dass sich an der ganzen Diskussion etwas ändert? Vermisse irgendwie die Quintessenz.
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KarlWeber
16.04.2018 20:59registriert März 2017
Leider sehe ich die antisemitische Aussage in diesem Satz nicht und wäre froh über Aufklärung.

Der Satz sagt doch aus, dass sein Körper besser trainiert/definiert ist als der eines Auschwitz-Insassens. Also eines bis auf die Knochen abgemagerten, hageren Körpers.

Ein höchst geschmackloser Vergleich. Aber eben auch "nur" ein Vergleich. Bezüglich des Judentums allerdings neutral ?
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MrJS
16.04.2018 21:27registriert November 2015
Ach wir könnten uns doch auch fragen, wieso das Spiel GTA V ein derart grosser Kassenschlager war? Die Hörer sind sicherlich nicht alle frauenfeindliche, gewaltätige Antisemiten, sondern mögen die Musik vielleicht so, wie Gamer die virtuellen Killerspiele.
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