Nach seinem weltweit verurteilten jüngsten Atomtest drohte Nordkorea für den Fall neuer Sanktionen mit Gegenmassnahmen. Das Aussenministerium in Pjöngjang unterstellte den USA, eine feindselige Politik und dazu eine «hektische Sanktionskampagne» zu betreiben.
«Wir werden auf die verabscheuungswürdigen Sanktionen und den Druck der USA mit unserer eigenen Art der Gegenoffensive antworten», wurde ein Ministeriumssprecher am Dienstagabend von den Staatsmedien zitiert. Welche Art von Massnahmen ergriffen werden sollen, blieb unklar.
Die USA sollten nicht vergessen, dass Nordkorea eine «voll entwickelte Atommacht ist, die im Besitz von Interkontinentalraketen (ICBM) wie auch einer Atom- und Wasserstoffbombe» sei, hiess es. Der Sprecher habe auf eine Frage mit Blick auf neue Sanktionen geantwortet. Nordkorea hatte am Sonntag eigenen Angaben zufolge eine Wasserstoffbombe getestet, mit der eine ICBM bestückt werden soll.
Die USA werfen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un vor, einen Krieg provozieren zu wollen und dringen im UNO-Sicherheitsrat auf «grösstmögliche Sanktionen». US-Aussenminister Rex Tillerson und Verteidigungsminister James Mattis wollten am Mittwoch den Kongress hinter verschlossenen Türen über die Lage in Nordkorea und Afghanistan informieren.
Im US-Parlament gibt es derweil Widerstand gegen neue Sanktionen gegen Nordkorea. Der einflussreiche republikanische Senator und Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der kleinen Kongress-Kammer, Bob Corker, sagte am Dienstag, die Spannungen hätten inzwischen ein Ausmass erreicht, dass mit einem neuen Gesetz besser zugewartet werden sollte. Die US-Abgeordneten wollten eigentlich nach der Sommerpause Anfang September neue Sanktionen beraten, unter anderem mit Einbezug der Banken.
Auch im UNO-Sicherheitsrat gibt es Vorschläge für weitere Strafmassnahmen. Die US-amerikanische UNO-Botschafterin Nikki Haley hatte einen Katalog mit härteren Massnahmen gegen Nordkorea angekündigt, über den der UNO-Sicherheitsrat am kommenden Montag abstimmen solle.
Den USA geht es besonders um eine Aussetzung der Öllieferungen nach Nordkorea. Auch solle ein Embargo auf Textilexporte aus Nordkorea sowie das Einfrieren des Vermögens von Machthaber Kim Jong Un verhängt werden. Dies geht aus einem Resolutionsentwurf hervor, über den am Montag abgestimmt werden soll.
Unterstützung kommt von Grossbritannien und Frankreich. Ob China und Russland dabei mitziehen, ist ungewiss. Peking befürchtet einen Kollaps des Nachbarlandes mit unkalkulierbaren Folgen.
Russlands Präsident Wladimir Putin warnte bei einem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In davor, Nordkorea «in die Ecke zu drängen» und forderte einen Dialog mit Pjöngjang. Sanktionen hätten den Konflikt nicht gelöst, sagte Putin am Mittwoch in Wladiwostok.
Ein Abschneiden der Ölversorgung könne Menschen in Spitälern und andere normale Bürger schaden, sagte er zur Bitte Moons, eine neue Resolution im UNO-Sicherheitsrat zu unterstützen, die auch eine Unterbrechung der Öllieferungen vorsehen solle. Laut Putin belaufen sich russische Ölexporte nach Nordkorea auf jährlich nur 40'000 Tonnen.
Den grössten Teil des Öls für Nordkorea liefert China, gemäss der Nachrichtenagentur Reuters rund 520'000 Tonnen. Deshalb sagte der britische Verteidigungsminister Michael Fallon, China halte den Schlüssel zur Lösung der Krise in der Hand.
UNO-Generalsekretär António Guterres appellierte am Dienstag in New York an alle Staaten, dass ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel unbedingt verhindert werden müsse. Das Risiko eines Nuklear-Konflikts mit Nordkorea sei derzeit die «gefährlichste Krise» der Welt. (dwi/sda/dpa/reu)