Ein Besuch in der Kosmetikfabrik, ein Erinnerungsbild mit seiner Frau: Nordkoreas Diktator Kim Jong Un hat sich in der letzten Zeit auffällig ruhig verhalten. Doch nun taucht US-Präsident Donald Trump beim Staatsbesuch in Südkorea sozusagen vor seiner Haustüre auf. Die beiden Hauptstädte trennen bloss 195 Kilometer Luftlinie.
«Ihr könnt uns mal, hier gibt niemand klein bei.» Bei Beobachtern ist die Sorge gross, dass Kim während des zweitägigen Besuchs von Trump in Seoul einen weiteren Atombombentest durchführen könnte. Oder zumindest eine Rakete abschiesst. «Kim weiss genau, dass er eigentlich im Zentrum von Trumps Asienreise steht. Da ist die Verlockung sicher gross, sich lautstark bemerkbar zu machen», sagt Korea-Experte John Delury zu CNN.
Trump hingegen hat sich bei seiner Visite in Japan mit seiner Kriegsrhetorik zurückgehalten. Von «Feuer und Zorn» für Pjöngjang oder «totaler Zerstörung» des Landes war an der Seite des engen Verbündeten Shinzo Abe keine Rede, und auch vor Soldaten nicht. Hingegen hat er Japan aufgefordert, künftig Raketen von Nordkorea abzuschiessen.
Abschreckung? Erstschlag? Vollständige Denuklearisierung? Diplomatie? Maximaler Druck? Kürzlich hatte Trump noch ein «Ende der strategischen Geduld» betont. Ausser mit wiederkehrenden Ausfälligkeiten auf Twitter hat Trump in der Korea-Krise bislang keine erkennbare Strategie gezeigt.
Trump lässt jedenfalls nun die Muskeln spielen: Gleichzeitig mit Trumps Ankunft in Seoul wurde bekannt, dass gleich drei US-Flugzeugträger an einem grossangelegten Militärmanöver in der Region teilnehmen.
In Seoul trifft Trump unter anderem Südkoreas Präsident Moon Jae-in, um gemeinsame Stärke gegen Nordkorea zu demonstrieren. Mit viel Spannung erwartet wird zudem Trumps Rede vor dem südkoreanischen Parlament, die der US-Präsident am Mittwoch halten wird.
Trump verzichtet zudem, die demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea zu besuchen. Das hat Symbolkraft. Damit gibt es für den US-Präsidenten keinen direkten Blick in das abgeschottetste Land der Welt.
Längst nicht alle Südkoreaner unterstützen Trumps Politik. Vor der US-Botschaft in Seoul haben sich Gruppen zu Protesten gegen den Besuch in Stellung gebracht. Auf Plakaten wird Trump als «kriegsverrückt» bezeichnet. Auf der anderen Strassenseite erklärt eine Koalition mit dem Namen «Gemeinschaft südkoreanischer Jugend» den Gwanghwamun-Platz in der Innenstadt als «No Trump Zone».
Bei einer Gegendemonstration heisst der Verband koreanischer Patrioten Trump willkommen und fordert eine Stärkung der Allianz mit den USA.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Korea entlang des 38. Breitengrads in zwei Staaten geteilt – ähnlich wie Ost- und Westdeutschland. Die USA richteten im Süden eine Militärregierung ein. Im Norden hingegen begannen unter dem Schutz sowjetischer Truppen die koreanischen Kommunisten mit dem Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft. Am 5. Juni 1950 überquerten Truppen Nordkoreas den 38. Breitengrad. Wenig später nahmen sie die Hauptstadt Seoul ein und besetzten grosse Teile des Landes. Die US-Armee drängte später im dreijährigen Krieg mit Allierten die Kommunisten zurück. Dieser Konflikt schwelt weiter, bis heute wurde kein Friedensvertrag abgeschlossen.
«Wenn die Leute sagen, meine Rhetorik sei zu stark, sollten wir uns ansehen, wohin wir mit schwacher Rhetorik in den vergangenen 25 Jahren gekommen sind»: Der Korea-Konflikt stand im Zentrum von Trumps Besuch im Land der aufgehenden Sonne. Der japanische Ministerpräsident kündigte an, dass Japan und die USA im Konflikt um Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm den Druck auf das Land erhöhen wollten. Dies sei nicht die Zeit für Dialog mit Nordkorea. Dialog um des Dialoges willen mache keinen Sinn, sagte Abe. «Wir wollen durch alle möglichen Mittel den Druck auf Nordkorea bis zum Maximalen erhöhen.»
Und dann fütterte Trump noch ein paar Fische...;-)
(amü/sda)