International
Russland

Ukraine wirft Russland Angriff auf Schiffe vor

Hier stellt sich ein russisches Schiff einem ukrainischen Marineschlepper in den Weg.
Hier stellt sich ein russisches Schiff einem ukrainischen Marineschlepper in den Weg.Bild: screenshot twitter/RebeccaRambar

Krim-Konflikt droht zu eskalieren: Ukraine wirft Russland Angriff auf Schiffe vor

25.11.2018, 23:0025.11.2018, 23:41
Mehr «International»

Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine droht erneut zu eskalieren. Am Sonntagabend meldeten ukrainische Medien, Russland habe Schiffe des Nachbarlandes am Schwarzen Meer beschossen.

Sechs Besatzungsmitglieder sollen den Angaben zufolge dabei verletzt worden sein. Zudem soll der russische Grenzschutz mindestens zwei dieser Boote beschlagnahmt haben.

Russlands Inlandsgeheimdienst FSB, der auch für den Grenzschutz zuständig ist, sprach laut russischen Medien von drei Verletzten. Es seien Waffen eingesetzt worden, um die ukrainischen Schiffe zum Stopp zu zwingen, hiess es. Drei Boote des Nachbarlandes seien beschlagnahmt worden.

Moskau bestätigt gewaltsame Besetzung

In der Nacht auf Montag bestätigte der FSB dann die Informationen in einer Erklärung. Mit Waffeneinsatz seien drei ukrainische Marineschiffe am Sonntag in der Strasse von Kertsch vor der Halbinsel Krim gestoppt worden, erklärte die russische Sicherheitsbehörde. Russische Kräfte seien an Bord gegangen und hätten die Schiffe durchsucht.

Zuvor hatte die ukrainische Marine bereits mitgeteilt, dass ein Schiff des russischen Grenzschutzes einen ihrer Marineschlepper gerammt habe. Ein Motor und der Rumpf des Schiffes seien dabei beschädigt worden. Am Abend tagte in der Ukraine ein Krisenstab. In dem Gremium sitzen neben dem Präsidenten Petro Poroschenko noch der Innenminister, der Verteidigungsminister und der Geheimdienstchef.

A ship under the the Kerch bridge blocks the passage to the Kerch Strait near Kerch, Crimea, Sunday, Nov. 25, 2018. Russia and Ukraine traded accusations over an incident at sea Sunday near the disput ...
Hier blockiert ein Tanker die Meerenge zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer.Bild: AP/AP

Die Lage hatte sich bereits am Morgen zugespitzt, als drei ukrainische Schiffe nach Angaben aus Kiew die Meerenge zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer passieren wollten. Russland stoppte sie und sperrte die Meerenge ab. Kiew schickte daraufhin zwei weitere Schiffe zum Asowschen Meer. Diese kehrten inzwischen wieder um.

Nato und EU fordern Zurückhaltung

Die Nato rief am Abend zur Zurückhaltung und Deeskalation auf. In einer Mitteilung hiess es, man verfolge die Entwicklungen im Asowschen Meer und in der Strasse von Kertsch aufmerksam. «Wir haben Kontakt zu den ukrainischen Behörden.» Die Nato unterstütze uneingeschränkt die Souveränität der Ukraine und ihre territoriale Integrität.

Die Europäische Union forderte Moskau auf, die Strasse von Kertsch wieder freizugeben und so zur Deeskalation beizutragen. «Die Spannungen im Asowschen Meer und in der Strasse von Kertsch haben sich heute gefährlich verstärkt», erklärte EU-Kommissionssprecherin Maja Kocijanic am Sonntagabend in Brüssel. Sie rief überdies alle Beteiligten auf, «mit grösster Zurückhaltung zu agieren, um die Situation sofort zu deeskalieren».

Die Kommissionssprecherin wies in der Erklärung darauf hin, dass es Berichte gebe, wonach Russland sich ukrainischer Schiffe bemächtigt und Schüsse auf diese abgegeben habe.

Die jüngsten Vorfälle zeigten, «wie Instabilität und Spannungen wachsen müssen, wenn die grundlegenden Regeln internationaler Zusammenarbeit missachtet werden». «Die EU erkennt die illegale Annexion der Halbinsel Krim durch Russland nicht an und wird dies auch nicht tun», endete die Erklärung.

Der Ukraine-Konflikt:

1 / 50
Der Ukraine-Konflikt
27. bis 28. Februar 2014:
Prorussische Milizionäre besetzen den Regierungssitz und das Parlament in Simferopol, der Hauptstadt der Halbinsel Krim. Russisch sprechende Bewaffnete ohne Abzeichen übernehmen die Kontrolle über die Krim. Das prorussische Parlament der Krim setzt die Regierung ab.
quelle: x00514 / reuters tv
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Provokation für Russland

Russland hatte das Passieren der ukrainischen Schiffe als Provokation gedeutet. Das Nachbarland wolle eine «Konfliktsituation» schaffen, zitierten Medien aus einer Stellungnahme der russischen Behörden. Es würden alle Schritte unternommen, um eine Provokation zu verhindern. Russland warf demnach der ukrainischen Marine vor, die russische Grenze ohne Erlaubnis passiert zu haben. Kiew dementierte. Die Russen sprachen von «gefährlichen Manövern».

In Kiew hiess es den Angaben zufolge, Moskau verstosse gegen das Uno-Seerechtsübereinkommen und den Vertrag zwischen der Ukraine und Russland zur Nutzung des Asowschen Meers und der Strasse von Kertsch. Die Schiffe waren demnach in der Nacht zum Sonntag auf dem Weg von der ukrainischen Hafenstadt Odessa nach Mariupol am Asowschen Meer.

Das Asowsche Meer nordöstlich der Halbinsel Krim entwickelt sich seit Monaten zu einem weiteren Schauplatz des Konflikts der Nachbarländer. Das Verhältnis ist wegen der 2014 von Russland annektierten Krim und der Ostukraine, wo Moskau aus westlicher Sicht die prorussischen Separatisten militärisch unterstützt, zerrüttet.

Kiew hatte angekündigt, die Präsenz der Marine im Asowschen Meer zu erhöhen. In den vergangenen Monaten hatten beide Seiten Fischkutter in dem Meer festgesetzt und beschlagnahmt. Am Sonntag soll Moskau auch zwei Kampfhelikopter dort eingesetzt haben.

Die Agentur Interfax berichtete, es sollten russische Kampfflugzeuge auf der Krim stationiert werden. Auf Bildern war zu sehen, dass ein grosses Frachtschiff direkt unter der Brücke zur Halbinsel quer im Wasser stand und so die Durchfahrt blockierte. (sda/dpa/afp)

Blackout auf der Krim:

1 / 9
Blackout auf der Krim
Bewaffnete bewachen die gesprengten Strommasten.
quelle: x00514 / reuters tv
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Die Nato startet ihr grösstes Manöver seit dem Kalten Krieg:

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
5
Nato befürchtet neue schwere Sabotageakte und Cyberangriffe

Die Nato befürchtet neue schwere Sabotageakte und Cyberangriffe auf das Bündnisgebiet. «Wir beobachten, dass insbesondere Russlands Bereitschaft zunimmt, in unseren Ländern durch Sabotage physischen Schaden anzurichten und Menschenleben zu gefährden», sagte ein ranghoher Beamter am Rande des derzeitigen Nato-Aussenministertreffens in Brüssel.

Zur Story