Saudi-Arabien verwahrt sich gegen die angebliche Einschätzung des US-Auslandsgeheimdiensts CIA, Thronfolger Mohammed bin Salman habe die Ermordung des Regierungskritikers Jamal Khashoggi angeordnet. Dies hatten amerikanische Sicherheitskreise berichtet.
Einen entsprechenden Bericht der «Washington Post» kommentierte Aussenminister Adel al-Dschubair mit den Worten: «Wir im Königreich wissen, dass solche Behauptungen gegen den Kronprinzen völlig falsch sind, und wir weisen sie entschieden zurück.» Es handele sich lediglich um Medienberichte, und es gebe dazu nichts Offizielles vonseiten der USA.
Der Diplomat äusserte sich in einem Interview der vom saudischen Staat finanzierten Zeitung «Al-Sharq al-Awsat», das am Montagabend veröffentlicht wurde. Darin stellte Al-Dschubair klar, dass die Monarchie in Riad keine Anschuldigungen gegen ihre höchsten Würdenträger dulden werde: «Ich möchte betonen, dass die Führung des Königreichs Saudi-Arabien, vertreten durch den König und den Thronfolger, ein rote Linie darstellt. Wir werden keine Versuche zulassen, sie anzutasten, von wem auch immer und unter welchem Vorwand auch immer.»
Die «Washington Post» hatte unter Berufung auf mehrere Quellen berichtet, die CIA sehe Mohammed bin Salman als Drahtzieher hinter dem gewaltsamen Tod des Journalisten Khashoggi im saudischen Generalkonsulat in Istanbul. Das Aussenministerium in Washington stellte am Samstag aber klar, es sei noch keine abschliessende Bewertung in dem Kriminalfall getroffen worden. Bisher hat die US-Regierung Strafen gegen 17 ehemalige saudische Regierungsmitarbeiter verhängt, aber nicht gegen den Thronfolger.
US-Präsident Donald Trump hatte es jüngst zwar als möglich bezeichnet, dass die CIA den Kronprinzen beschuldige. Zugleich sprach er aber von einer «sehr voreiligen» Schlussfolgerung. Der vollständige CIA-Bericht werde ihm erst am heutigen Dienstag vorgelegt.
Khashoggi war Anfang Oktober verschwunden, als er Unterlagen im saudiarabischen Konsulat in Istanbul für seine Hochzeit abholen wollte. Erst nach langem Zögern räumte Saudi-Arabien ein, dass der Journalist getötet wurde. Sein Leichnam bleibt allerdings verschwunden. Die genauen Todesumstände sind weiterhin unklar. Die saudische Staatsanwaltschaft fordert für fünf Beschuldigte die Todesstrafe.
Der Fall sorgt international für Empörung. Aus Kreisen des saudischen Königshauses verlautete, mehrere Mitglieder der Königsfamilie versuchten zu verhindern, dass der Kronprinz nach dem Tod seines 82-jährigen Vaters den Thron besteigt. Stattdessen diskutierten sie die Möglichkeit, dass Prinz Ahmed bin Abdulasis, der 76-jährige Bruder von König Salman, dessen Nachfolger werde. (sda/reu/dpa)