Bevor wir zu den Ferienzielen kommen, schauen wir, was am Flughafen Zürich erwartet wird. Flugscham scheint längst kein Thema mehr zu sein. Die Flugbewegungen liegen zwar noch leicht unter der Vor-Corona-Zeit, in Sachen Passagiere haben wir aber das Niveau der Rekordjahre vor der Pandemie wieder erreicht.
Ob der Tages- oder Monatsrekord fällt, ist ungewiss. Der Flughafen rechnet auf Anfrage mit Spitzentagen mit über 100'000 Passagieren. Genauere Zahlen zu den Sommerferien gibt es dann am 13. August. Der bisherige Rekordtag war der 28. Juli 2019 mit 114'872 Passagieren. Am 6. Oktober nutzten 114'381 Gäste den Flughafen für eine Reise (der dritthöchste Wert aller Zeiten).
Die Monatsrekorde für den September und Oktober wurden 2024 geknackt. Ob das jetzt auch für den Juli und August der Fall sein wird, ist offen. Der bisherige Allzeitsmonats-Rekord datiert vom Juli 2019 mit 3'151'369 Passagieren. 2024 wurde in den beiden Sommerferienmonaten jeweils die 3-Millionen-Grenze überschritten (was insgesamt erst in sechs Monaten der Fall war).
Geflogen wird also wieder wie vor der Pandemie. Und auch bei den beliebtesten Zielen hat sich nicht viel verändert. So geben die angefragten Schweizer Reisebüros und Fluggesellschaften alle eine sehr ähnliche Auskunft: Spanien und Griechenland sind die absoluten Lieblingsziele der Schweizerinnen und Schweizer im Sommer. Italien, Zypern, Ägypten oder die Türkei werden danach genannt.
Muriel Wolf Landau, Director of Communications Hotelplan Group, schreibt dazu auch den Grund: «Viele Menschen sehnen sich nach dem Meer, möchten den Sand unter den Füssen spüren – und möglichst sonniges und stabiles Wetter geniessen.» Auch Sonja Ptassek, Mediensprecherin bei TUI sagt: «Die Schweizer Kundschaft sehnt sich im Sommer nach Sonne, Strand und Meer, dies bevorzugt im Mittelmeerraum.»
Das Mittelmeer bleibt als Ferienziel also das Mass aller Dinge. Aber hiess es nicht zuletzt immer, dass die Schweizerinnen und Schweizer der Hitze entfliehen wollen und eher in den Norden reisen im Sommer?
Das ist auch so, allerdings noch auf tiefem Niveau. Die Edelweiss berichtet zwar von einem «überproportionalen Wachstum nach Nord- und Westeuropa», aber Südeuropa bleibt klar top. DERTOUR Schweiz schreibt von einer verstärkten Nachfrage in den Norden, wobei besonders das finnische Lappland beliebt sei.
Wer gerne aktivere Sommerferien verbringt, reist eher in den Norden. Hotelplan-Sprecherin Wolf Landau erklärt dies so:
Auch die Kunden von Knecht Reisen haben Finnland, Norwegen oder Schweden entdeckt. Allerdings nicht zwingend nur im Sommer. Mediensprecher Matthias Reimann stellt zudem fest: «Mittlerweile sind Reiseziele wie die Färöer-Inseln, Island, Spitzbergen und Grönland beim Schweizer Reisepublikum auch sehr gut nachgefragt und beliebt.»
Schiffsreisen seien im Sommer im Norden oft angefragt. Allerdings schränkt auch er ein: «Trotzdem verbleibt bei vielen Familien aber ein weiterhin starkes Interesse an Mittelmeer-Badeferien.»
Eine vermehrte Nachfrage nach nördlichen Destinationen stellt man bei einem der grössten Online-Dienstleister für Ferienhäuser und -wohnungen fest. Dieter Rumpel, CEO von e-domizil schreibt: «Wir führen dies auf die zunehmenden Hitzeperioden im Mittelmeerraum, aber auch auf die zeitgemässe Positionierung der Destinationen in den Themen Nachhaltigkeit und Natur zurück».
Die Inseln im Norden wie Svalbard oder Grönland sind also mittlerweile auch bisschen im Trend. Das bestätigt auch Edelweiss-Sprecher Andreas Meier: «Die neuen Sommerverbindungen nach Kittilä (Finnland) oder die verkürzte Reise nach Akureyri (Island) werden vermehrt nachgefragt.»
Bei der Fluggesellschaft wurde auch eine steigende Nachfrage nach Orten wie Tivat (Montenegro) oder Varna (Bulgarien) und die Ponta Delgada (Azoren, Portugal). Gemäss Hotelplan sei 2025 Georgien ein Geheimtipp, der etwas kühlere Temperaturen biete.
Auch Airbnb hat bei Schweizerinnen und Schweizern bei den Top-Destinationen mit Portimão auf Rang 3 ein eher unbekannteres Ziel weit vorne. Was dem Ferienwohnungs-Anbieter auch auffällt: «Buchungsanfragen in ländlichen Gebieten sind im Vergleich zum Sommer 2024 um 25 Prozent angestiegen.»
In den Medien waren zuletzt auch immer wieder die USA als Reiseland – oder nicht mehr Reiseland. Die politische Lage und Berichte von der Grenzkontrolle schreckten wohl einige Ferienreisende ab.
Der Nordamerika-Spezialist Para Tours stellt für den Sommer 2025 keine Veränderung fest, wie Samuel Renggli auf Anfrage schreibt. Er ergänzt aber: «Für 2026 stellen wir eine gewisse Zurückhaltung fest, allerdings ist es aktuell noch zu früh, um da ein umfassendes Bild abgeben zu können, da die meisten Buchungen erst gegen Herbst/Winter getätigt werden.»
Auch bei Edelweiss und Swiss seien die Buchungen für den Sommer gut, bis im Dezember in etwa auf Vorjahresniveau. Die Swiss schränkt allerdings ein: «Bei den Sommerferienreisen in die USA sehen wir aktuell noch gewisse Buchungslücken.»
Deutlicher spürt man die Lage bei DERTOUR. «In den letzten Monaten verzeichneten wir einen Nachfragerückgang für Reisen in die USA von rund 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr», schreibt Mediensprecher Stephan Kurmann. Auch Hotelplan schreibt von einem Rückgang der Nachfrage, wobei die USA aber weiterhin zu den beliebtesten Destinationen zähle.
TUI schreibt von einem «dynamischeren Nachfrageverhalten als im Vorjahr», wie es mit Reisen im Herbst/Winter aussehe, werde noch beobachtet. Bei Knecht Reisen hat sich in den letzten Wochen eine leichte Verschiebung von den USA hin zu Kanada weiter manifestiert.
Dass die immer höheren Temperaturen im Mittelmeerraum eine Verschiebung der Ferien auf den Herbst bedeuten, heisst es auch immer mal wieder. TUI sieht diesen Trend zu «Zweitferien» im Herbst bestätigt. Dieser sei eine attraktive Alternative zum Sommer: «Im Herbst sind die Tagestemperaturen insgesamt angenehmer als im Sommer und das Wasser noch warm.»
Auch Knecht Reisen sieht diesen Trend seit Jahren: «Während für viele Familien die Sommerferien als Reisetermin lange als unverhandelbar galten, sind die Herbstferien zu einer soliden Buchungsperiode für Reisebüros und Reiseveranstalter geworden.»