
Einer der noch ursprünglichsten Schweizer Flüsse. Mehr dazu in unserem Punkt 4.Bild: WWF Schweiz
Rauszeit
Ja, es gibt sie noch: die wilden und (fast) unberührten Gewässer in der Schweiz. Als Gewässerperlen werden solche Flüsse bezeichnet. Wir haben dir hier einige, die du gut erwandern kannst.
28.04.2025, 12:3528.04.2025, 12:40
Einen haben wir noch. Weil Teil 1 und Teil 2 der Gewässerperlen von euch so geliebt wurden, kommt hier noch Teil 3 (und damit das vorläufige Ende der kleinen Serie, versprochen):
«Wilde und lebendige Flüsse und Bäche sind in der Schweiz äusserst selten geworden. Die meisten Fliessgewässer wurden begradigt, kanalisiert oder durch Wehre und Staudämme zerstückelt und fragmentiert. Nur 3,5 % sind noch in einem natürlichen Zustand», schreibt der WWF Schweiz und ergänzt: «Gewässer sind für die Biodiversität in der Schweiz unglaublich wichtig. Sie sind unsere ‹Regenwälder› und damit richtige Biodiversitäts-Hotspots. 80 Prozent der Tier- und Pflanzenarten in der Schweiz kommen in und an Gewässern vor.»
Im Auftrag des Vereins Gewässerperlen und des WWF Schweiz zertifiziert eine unabhängige Jury Gemeinden mit dem Label «Gewässerperlen PLUS» für besonderes Engagement während fünf Jahren. Wir haben hier einige der unberührtesten Flussläufe zusammengestellt, welche du alle auf offiziellen Wegen besuchen kannst:
Alte Aare BE
Distanz: 18 Kilometer
Dauer: 4:30 Stunden
Kondition: mittel
Hier geht es zum Routenvorschlag.
Wir beginnen mit einer flachen Wanderung. Ab Aarberg wandern wir ins Naturschutzgebiet der Alten Aare. Es gibt verschiedene Wege auf beiden Flussseiten, es ist hier überraschend still. Gestört wird die Ruhe nach Kappelen kurz von der Autobahn, bei Studen ist der Lärm wieder weit weg.

Bild: WWF Schweiz
Auf der Wanderung lässt sich noch erahnen, wie viel Kraft das Wasser hier hatte. Die Auenlandschaft hat aber auch mit dem jetzt tieferen Wasserstand einiges zu bieten. Neben dem Biber sind hier auch der Eisvogel und viele Amphibien Zuhause.
Hier gibt es mehr Informationen.

Bild: WWF Schweiz
Aubonne VD
Distanz: 9 Kilometer
Dauer: 2:30 Stunden
Kondition: leicht
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Eigentlich ist die beste Jahreszeit für diese Wanderung der Frühling, wenn viel Wasser den Fluss richtig lebendig macht. Ab Bière erreichst du das Tal der Aubonne schnell, wo du erst dem Fluss Toleure folgst, der dann in die Aubonne fliesst. Hier gibt's einen Stausee, bevor wir für das letzte Stück wieder am natürlichen Flusslauf bis zum Schloss Aubonne entlangwandern.

Bild: WWF Schweiz
Die Aubonne und die Toleure entspringen im gleichen Gebiet. Aus 15 Quellen im Karstgestein kommt ihr Wasser. Durch die unterirdischen Verbindungen sind die beiden Flüsse «unsichtbar» verbunden.
Hier gibt es mehr Informationen.

Bild: WWF Schweiz
Was für Ausflugstipps willst du?
Wöchentlich präsentieren wir bei «Rauszeit» Ausflugstipps in der Schweiz. Das Spektrum ist fast endlos. Gerne möchte ich auch wissen, was für ein Thema dich interessieren würde. Darum:
Schreib mir auf Instagram oder auf reto.fehr@watson.ch, was du an dieser Stelle gerne einmal lesen möchtest.
Beverin GR
Distanz: 25 Kilometer
Dauer: 7:30 Stunden
Kondition: hoch
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Der Oberlauf des Beverin ist der erste Fluss der Schweiz, der als Gewässerperle Plus ausgezeichnet wurde. Die ganze Wanderung absolvierst du am besten während zwei Tagen mit einer Übernachtung in der Chamanna Jenatsch (2652 m), der höchstgelegenen SAC-Hütte Graubündens. Das zeigt dir aber auch: Vermutlich eher eine Tour für den Sommer. Startpunkt ist der Bahnhof Spinas, erst mäandert der Fluss noch sanft, aber bald folgt er tiefen Schluchten.

Bild: WWF Schweiz
Entlang des Flusses bieten sich artenreiche Lebensräume. Du kannst im Herbst darum vielleicht auch einfach von Spinas bis zur Mündung in den Inn wandern. So kommst du durch ein Auengebiet von nationaler Bedeutung.
Hier gibt es mehr Informationen.

Bild: WWF Schweiz
Grandiose Täler im Herbst:
Chamuera GR
Distanz: 14,5 Kilometer
Dauer: 4:30 Stunden
Kondition: hoch
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Wir bleiben in der Nähe von Bever. Hast du schon mal vom Tal der Bartgeier gehört? Das Val Chamuera ist eines der letzten noch ursprünglich erhaltenen Oberengadiner Seitentäler. Du wanderst hier durch tiefe Schluchten und unter hohen Bergen. Du kannst bei der Alp Serlas auch den gleichen Weg dem Fluss entlang zurück – oder im Sommer auch über den Fuorcla Muragl auf den Muottas Muragl.

Bild: WWF Schweiz
Der Ova Chamuera prägt dieses ursprüngliche Tal. Neben den tiefen Schluchten im unteren Bereich ist das Tal auch für seine Pflanzenvielfalt mit vielen Orchideen und seinen Wildreichtum bekannt. Ein Bartgeierweibchen prägte die Gegend hier ab 2006 mit mehreren Jungen, die es über die Jahre hier aufzog.
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Bild: WWF Schweiz
Magliasina TI
Distanz: 6 Kilometer
Dauer: 2 Stunden
Kondition: leicht
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Vorbei an alten Mühlen, Burgen und Kastanienhainen fliesst die Magliasina als Wildbach ins Tal. Wir starten in Novaggio und wandern westlich des Flusses bis Maglio. Hier hat es auch eine Feuerstelle – ein super Ort für eine Rast. Erst ab jetzt sind wir auf einem Teilstück wirklich am Fluss, bevor wir diesen im Anstieg Richtung Aranno wieder verlassen und nach dem Abstieg zurück ins Tal ein letztes Mal queren.

Bei Maglio hat es beim Wasserfall eine schöne Feuerstelle.Bild: WWF Schweiz
Auch bei der Magliasina gilt: Im Frühling ist's mit dem Schmelzwasser spektakulär. Allerdings führt die Wanderung selten direkt am Fluss entlang, deshalb lohnt sich der Ausflug auch zu anderen Jahreszeiten. Und ja: Weit unten zwischen Caslano und Magliaso mündet der Fluss in den Lago di Lugano. Hier entstand eines der letzten Binnendeltas der Schweiz – und es ist einfach erreichbar.
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Bild: WWF Schweiz
Rèche VS
Distanz: 12 Kilometer
Dauer: 4 Stunden
Kondition: mittel
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Diese Wanderung startet mit einer Seilbahnfahrt auf die Crêt du Midi (Achtung: nur bis 27. Oktober in Betrieb). Danach geht es auf dem Höhenweg bis Le Pichioc. Ab hier folgen wir dem Fluss talwärts bis Itravers (oder zurück nach Vercorin, wenn der Weg wieder offen ist). Ein Teil dieses Weges stellten wir auch kürzlich in unseren Herbsttälern vor.

Bild: WWF Schweiz
Als einer der letzten ungenutzten Seitenarme der Rohne bietet die Rèche vielen Tieren gute Lebensbedingungen. Eindrücklich ist vor allem die Hochebene l'Ar du Tsan, ein sumpfig-mooriger Wiesengrund mitten in den Bergen. Übrigens: Der Fluss wird geschützt, indem der Bund der Gemeinde den Gewinn, der durch Wasserkraftnutzung entstehen würde, erstattet.
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Bei Le Pichioc endet die Hochebene der Rèche bei lAr du Tsan.Bild: WWF Schweiz
So geht es den Gletschern:
Töss ZH
Distanz: 11 Kilometer
Dauer: 3 Stunden
Kondition: mittel
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Ein unberührter Fluss im dicht besiedelten Mittelland – das ist selten. Die Töss bietet dies auf ihren letzten Metern vor der Mündung in den Rhein. Von Embrach bis zur Tössegg bist du rund 90 Minuten unterwegs. Du kannst dann noch verlängern und dem Rhein entlang bis Eglisau. Die Fähre über den Rhein fährt aber nur von April bis Mitte September an schönen Wochenendtagen (oder auf Voranmeldung).

Bild: WWF Schweiz
Die Töss ist für die «Kieslaicher» ein wichtiger Fluss. Dazu zählen die Äsche oder die Barbe. Auch der Biber fühlt sich hier wohl. Bei der Tössegg gibt's auf dem entsprechenden Lehrpfad Informationen.
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Bild: WWF Schweiz
Weissbach AI
Distanz: 10,5 Kilometer
Dauer: 3 Stunden
Kondition: mittel
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Den Startpunkt erreichen wir mit dem Rufbus PubliCar Appenzell. Das erste Highlight ist dann der Leuenfall (der höchste im Kanton). Dieser gehört allerdings noch zum Berndlibach, einem Zufluss des Weissbachs. Zum Weissbach selbst kommen wir nie nahe ran. Aber wir überqueren den Fallbach, der auch zur Gewässerperle zählt. Jetzt geht es steil bergauf zur Potersalp, das Moorgebiet, in welchem die Weissbachquelle liegt. Wir beenden die Wanderung auf der Schwägalp.

Bild: WWF Schweiz
Weil der Weissbach durch dichte Wälder und unwegsame Schluchten eigentlich nirgends zugänglich ist, bietet er viele Lebenräume für eine Vielzahl von Tieren. Das Auengebiet am Weissbach gehört seit 2017 zum Bundesinventar von nationaler Bedeutung.
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Bild: WWF Schweiz
Reto Fehr
Man muss die Schweiz verdammt gut kennen, wenn man sie besser kennen will als Reto Fehr. Mit seiner Tour dur d'Schwiiz radelte er 2015 alle damals 2324 Gemeinden ab. Entstanden ist daraus das preisgekrönte Buch Tour dur d'Schwiiz. Als einer von wenigen besuchte er somit schon jede Gemeinde der Schweiz. In der Folge absolvierte Reto die Ausbildung zum Wanderleiter des Schweizer Bergführerverbandes SBV und ist in seiner Freizeit meist in der Natur unterwegs, wozu er dich auf seinem Instagram-Account immer mal wieder mitnimmt. Als Mitglied des Rätsel-Kollektivs geoblog.ch lässt er die User zudem mehrmals wöchentlich die Schweiz in Bildern entdecken.
Wie wär's mit einer Lama-Wanderung?
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