Wie wir uns immer weiter von den Klimazielen entfernen
Der Menschheit wird es nicht gelingen, die Erderwärmung auf 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu beschränken. Das sagt James Hansen. Der Klimawissenschaftler warnte bereits in den 80er-Jahren vor dem Treibhauseffekt.
Er offizialisiert damit einen Verdacht, den viele bereits hatten – und auch in der watson-Kommentarspalte immer wieder geäussert wurde: Die aktuellen Klima-Massnahmen greifen zu wenig.
Wie ambitioniert die ursprünglichen Klimaziele waren, und wie rigoros der weltweite CO₂-Ausstoss hätte reduziert werden müssen, demonstriert eine Grafik, die watson 2018 erstellte. Schon damals titelten wir: «Diese Grafik zeigt, dass das Erreichen der Klimaziele bereits fast unmöglich ist». Damals bestand sogar noch ein Hauch von Hoffnung, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
Die watson-Grafik von 2018
Die Daten stammten damals von der IEA (Internationalen Energieagentur). Diese hat seither ihre Daten angepasst – die weltweiten CO₂-Emissionen stiegen ab 1999 stärker, als zuvor angenommen.
Entsprechend haben auch wir die uralt-Grafik ergänzt – und sie veranschaulicht still und grausam, wie wir uns ungebremst in die falsche Richtung bewegen.
Welche Anstrengungen tatsächlich nötig gewesen wären, zeigt das Covid-Jahr 2020. Aufgrund der Pandemie stotterte der Motor der Weltwirtschaft. Viele Fabriken standen vorübergehend still, der Tourismus lahmte und viele Arbeitnehmer wurden ins Homeoffice verbannt. Die Folgen waren frappant. Ohne Covid-Kredite wären (auch hierzulande) viele Geschäfte dem Untergang geweiht gewesen.
Dass die Wirtschaft einen Gang herunterschaltete, zeigte seine Wirkung: Während des Pandemiejahres sank der weltweite CO₂-Ausstoss ziemlich genau um die Menge, die für das 1.5-Grad-Klimaziel nötig gewesen wäre.
Nach den Erfahrungen mit der Pandemie scheint beinahe unvorstellbar, wie dieselben Einsparungen Jahr für Jahr während der nächsten zwei Jahrzehnte hätten fortgesetzt werden können. Die Abkehr von den fossilen Brennstoffen erfolgt dermassen zögerlich, dass dies ohne massivste Einbussen der weltweiten Wirtschaftsleistung nicht gelungen wäre.
Temu ist der grösste Onlinehändler der Schweiz – das sagt ihr dazu
Doch liegt wirklich alles im Argen? Hoffnung macht, dass diverse Nationen ihren CO₂-Ausstoss nicht mehr vergrössern oder gar verringern. Dazu gehören die USA, der Euro-Raum inklusive Schweiz, und auch Japan. Weil China und Indien aber weiterhin enorm zulegen, nimmt global der Ausstoss an CO₂ zu.
Selbstzufrieden mit dem Finger nach Asien zeigen, wäre indes vermessen. Ein Grossteil unserer Konsumgüter wird in China produziert. Ein entsprechend anderes Bild zeigt deshalb eine Karte, in der die importierten CO₂-Emissionen abgebildet werden. Hier sticht die Schweiz als tiefroter Punkt in Europa als grosser Sünder heraus.
CO2-Emissionen unter Berücksichtigung des Handels
Herr und Frau Schweizer müssen sich an der Nase nehmen. Unglaubliche Dreiviertel aller jungen SchweizerInnen bestellen bei chinesischen Billighändlern Müll. Solange China weiterhin massiv auf Kohlekraftwerke setzt, werden Produkte aus dem Land der Mitte entsprechend «dreckig» hergestellt. China setzt zwar immer mehr auf günstigeren Wind- und Solarstrom. Noch überwiegt allerdings Kohlestrom. Von einer echten Trendwende kann noch nicht gesprochen werden.
Chinas Stromproduktion nach Energiequelle
Etwas Anlass zur Hoffnung gibt Chinas Strommix. Dieser neigt sich langsam, aber erkennbar, in Richtung Erneuerbare. Solange weitere Kohlekraftwerke hinzukommen, steigen auch die weltweiten CO₂-Emissionen.
Die Klimaziele von Paris, das muss man an dieser Stelle klar festhalten, sind reine Makulatur.
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