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Analyse

Weshalb die positiven Gespräche in Washington einen Haken haben

President Donald Trump speaks as France's President Emmanuel Macron, left, and Italy's Prime Minister Giorgia Meloni, right, listen during a meeting with Ukrainian President Volodymyr Zelens ...
Sämtliche Beteiligten bezeichneten die Gespräche in den USA als positiv – Uneinigkeit herrscht bezüglich der Frage, wie gross der Schritt zum Frieden wirklich ist.Bild: keystone
Analyse

Weshalb die positiven Gespräche in Washington einen Haken haben

Auf den pro-russischen Freitag in Alaska folgt der pro-ukrainische Montag in Washington: Der amerikanische Präsident drängt auf einen Frieden für die Ukraine. Unklar bleibt, ob der Kreml-Herrscher eine konstruktive Rolle spielen wird.
19.08.2025, 06:4719.08.2025, 06:59
Renzo Ruf aus Washington / ch media
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Eine der prägendsten Charaktereigenschaften von Donald Trump ist seine Unberechenbarkeit. Davon scheint für einmal die Ukraine zu profitieren.

Am Montag endete der Sitzungsmarathon, zu dem Trump seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodimir Selenski und eine Gruppe europäischer Verbündeter spontan geladen hatte, überraschend positiv. Der deutsche Kanzler jedenfalls sprach am Ende der Treffen von einer «gelösten Stimmung» und davon, dass seine Erwartungen übertroffen worden seien.

Hier geht es zur Zusammenfassung der Washington-Gespräche:

Auch Trump liess sich von diesem Optimismus anstecken. Er rief noch am Montag den Kreml-Herrscher Wladimir Putin an. Und verkündete anschliessend auf dem Internet-Dienst Truth Social den nächsten Schritt auf dem Weg zum angestrebten Friedensabkommen für die Ukraine. In einigen Tagen bereits sollen Selenski und Wladimir Putin sich zu einem Zweier-Gipfel treffen, um die offenen Fragen zu besprechen. Später solle dann auch Trump selbst dazustossen, wohl für den krönenden Abschluss.

Allein: Noch ist es nicht so weit.

Trump scheint, nach dem Putin-Gipfel in Alaska und dem Sitzungsmarathon in Washington, vergessen zu haben, mit wem er es in Moskau zu tun hat. Der Amerikaner mag vielleicht das Gefühl haben, dass Putin «für mich einen Deal machen will», wie er es am Montag dem französischen Präsidenten zuraunte. Aber es ist schwer vorstellbar, dass Putin wirklich so denkt. Gerade Macron hat seine Bedenken diesbezüglich nach dem Gipfel deutlich ausgedrückt.

Alle aktuellen Entwicklungen im Ticker:

Putin spielt auf Zeit

Vielmehr spielt der Russe auf Zeit. Öffentlich erweckt er den Eindruck, als habe er ein Interesse daran, den von ihm angezettelten Krieg in der Ukraine zu beenden. Hinter den Kulissen aber hintertreibt er ernsthafte Bemühungen, den blutigen Konflikt zu stoppen.

So schafft Putin Verwirrung über die Konzessionen, in die er im Gespräch mit Trump eingewilligt hat. Kann er nun mit den versprochenen westlichen Sicherheitsgarantien für die Ukraine leben oder ist er kategorisch dagegen? Auch stellt Putin Forderungen, von denen er von vorneherein weiss, dass Selenski sie nicht erfüllen kann. Das betrifft vor allem das heikle Thema Gebietsverzichte, das der ukrainische und der amerikanische Präsident am Montag im Weissen Haus anschnitten.

Putin weiss, dass Trump ein schnelles Ende des Töten in der Ukraine anstrebt. Der Amerikaner will damit seinen Ruf als Friedensstifter zementieren. Wer sich Trump entgegenstellt, und wirkt wie ein Bremsklotz, der wird seinen Zorn auf sich ziehen. Putin wird dies zu nutzen wissen.

Trump mag sich derzeit also auf pro-ukrainischem Kurs befinden, nach einem pro-russischen Freitag in Alaska. Entscheidend ist aber, auf welcher Seite er in 7 oder 14 Tagen stehen wird. Die Unberechenbarkeit Trumps verunmöglicht eine klare Prognose. (aargauerzeitung.ch)

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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Donnerherz
19.08.2025 07:22registriert November 2020
Es ist überhaupt nicht unklar, ob Putin eine konstruktive Rolle spielt. Dieses ganze Theater findet einzig und allein für Trumps Ego statt.
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Phrosch
19.08.2025 08:06registriert Dezember 2015
„ Unklar bleibt, ob der Kreml-Herrscher eine konstruktive Rolle spielen wird.“ Nach dreieinhalb Kriegsjahren sollte allen sonnenklar sein, dass Putin NICHT eine konstruktive Rolle spielen wird. Nicht im Sinne des Westens, der Ukraine, nicht einmal im Sinne Trumps. Putin hat seinen eigenen Plan, den er stur cerfolgt. Alles andere ist ihm egal.
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RaWi - Wir sind mehr
19.08.2025 07:55registriert Februar 2014
Das ganze Theater wurde nur inszeniert, da Trump wegen den Epstein Verstrickungen innenpolitisch massiv unter Druck steht. Resultate wird keine geben.
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