In der Nacht zum Samstag habe auch die letzte syrische IS-Gruppe die Stadt geräumt, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur DPA. Die in Grossbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netz von Aktivisten vor Ort.
Die US-geführte Anti-IS-Koalition teilte mit, innert 24 Stunden hätten sich rund hundert IS-Kämpfer ergeben. Dennoch seien in den kommenden Tagen noch weitere Kämpfe zu erwarten.
In den vergangenen Tagen sind die Männer und ihre Familien gemäss der Beobachtungsstelle nach einer Abmachung der kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) mit den Extremisten aus der Stadt gebracht worden. Wohin sie gingen, war nicht bekannt. Die SDF, die von den USA unterstützt werden, gaben zunächst keine Stellungnahme zu den Entwicklungen ab.
Ausländische Mitglieder des IS verharren den Menschenrechtlern zufolge allerdings weiterhin in der Stadt. Es war zunächst unklar, um wie viele Kämpfer es sich handelt. Während die Beobachtungsstelle meldete, dass auch Vorbereitungen für deren Abzug getroffen würden, teilte die Anti-IS-Koalition mit, die ausländischen Kämpfer dürften die Stadt nicht verlassen.
Die Verhandlungen über den Abzug der ausländischen Kämpfer stockten nach Angaben der Beobachtungsstelle, weil angeblich der Drahtzieher des schweren Anschlages in Paris 2015 unter den Verbliebenen sein soll. Er soll sich weigern, aufzugeben.
Bei der koordinierten Anschlagserie in Paris im November 2015 hatten IS-Extremisten 130 Menschen getötet. In der Konzerthalle «Bataclan» richteten sie ein Massaker an, Bars und Restaurants wurden beschossen, am Stade de France sprengten sich während des Fussball-Länderspiels Frankreich-Deutschland drei Selbstmordattentäter in die Luft.
Rakka war von den IS-Kämpfern 2014 erobert worden und galt neben Mossul im Nordirak als wichtigste Stadt in den Händen des IS. Die Terror-Miliz hat Rakka später zur inoffiziellen Hauptstadt ihres selbsternannten «Kalifats» in Syrien gemacht.
Das SDF-Bündnis hatte den Marsch auf Rakka vergangenes Jahr im November begonnen. Nachdem die Stadt eingekreist war, begann Anfang Juni der Sturm auf die Stadt. Die internationale Anti-IS-Koalition unterstützt die Offensive aus der Luft.
Seit dem vergangenen Jahr ist die sunnitische Terror-Miliz jedoch in der Defensive. Im Nordirak verloren sie ihre wichtigsten Städte, darunter die Grossstadt Mossul. Nach der Befreiung von Mossul gilt die endgültige Vertreibung der Extremisten aus Rakka als Meilenstein im Kampf gegen die Islamisten. Auch in Syrien werden die Dschihadisten immer weiter zurückgedrängt.
Das von der Anti-IS-Koalition unterstützte SDF-Bündnis versucht seit Wochen, die Stadt vollständig zurückzuerobern. Nach jüngsten Angaben hat das Bündnis rund 90 Prozent der Stadt vom IS zurückerobert.
Die Vereinten Nationen hatten am Freitag berichtet, dass etwa 8000 Zivilisten weiterhin in Rakka eingeschlossen seien. Wasser, Nahrung und Medikamente seien knapp. Hunderttausende waren in den vergangenen Monaten vor den Kämpfen aus der Region geflüchtet. (viw/sda/afp/dpa/reu)