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Syrien

Die drei aufgerichteten Busse von Aleppo

epaselect epa05767555 Three damaged buses placed vertically, used as a barricade at a checkpoint during the conflicts, in the Bustan Alqasr neighborhood, one of the eastern neighborhoods in the city o ...
Bild: YOUSSEF BADAWI/EPA/KEYSTONE

Was diese drei aufgerichteten Busse in Aleppo bedeuten und warum Pegida vor Wut schäumt

09.02.2017, 12:1109.02.2017, 13:46
Kian Ramezani
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Es ist ein Anblick, den man so schnell nicht mehr vergisst: Drei ausgebrannte Busse blockieren eine Strasse im weitgehend zerstörten Osten Aleppos – vertikal aufgerichtet. 

epaselect epa05767555 Three damaged buses placed vertically, used as a barricade at a checkpoint during the conflicts, in the Bustan Alqasr neighborhood, one of the eastern neighborhoods in the city o ...
Stadtteil Bustan al-Qasr, Aleppo (02.02.2017).Bild: YOUSSEF BADAWI/EPA/KEYSTONE

Anwohner sollen die Barrikade während der Schlacht um die syrische Metropole (2012-2016) errichtet haben, um ihre Strasse vor den Scharfschützen des Assad-Regimes zu schützen. 

epaselect epa05767560 Children pass next to three damaged buses placed vertically, used as a barricade at a checkpoint during the conflicts, in the Bustan Alqasr neighborhood, one of the eastern neigh ...
(02.02.2017)Bild: YOUSSEF BADAWI/EPA/KEYSTONE

Seit Ende Dezember 2016 schweigen die Waffen in der ehemaligen Rebellenhochburg, doch die Busse sind geblieben. Ein Mahnmal für die Grausamkeit und die Absurdität des Krieges.

epa05767606 A side view of one of three damaged buses placed vertically and used as a barricade at a checkpoint during the conflicts, in the Bustan Alqasr neighborhood, one of the eastern neighborhood ...
(02.02.2017)Bild: YOUSSEF BADAWI/EPA/KEYSTONE

Den deutsch-syrischen Künstler Manaf Halbouni hat die Szene zu einer gewagten Aktion inspiriert: Seit Montag stehen auch vor der Dresdner Frauenkirche drei aufgerichtete Busse.

People walk next to the art instalation "Monument" by Syrian artist Manaf Halbouni, made from three passenger busses in Dresden, Germany February 8, 2017. REUTERS/Matthias Schumann
(08.02.2017).Bild: MATTHIAS SCHUMANN/REUTERS

«Ich habe keine weitere politische Message. Das Ganze soll ein Friedensmahnmal werden, eine moderne Freiheitsstatue», sagt der 32-Jährige gegenüber «Dresdner Neueste Nachrichten». Halbouni, dessen Mutter aus Dresden stammt, denkt dabei auch an die leidvolle Geschichte der Stadt im 2. Weltkrieg: «Es soll daran erinnern, dass Dresden den Schmerz überwunden und die Stadt wiederaufgebaut hat. Es soll ein Zeichen sein, dass es weitergeht – trotz aller Zerstörung.»

Syrian artist Manaf Halbouni stands next to his art instalation "Monument" made from three passenger busses near to the 'Frauenkirche' church in Dresden, Germany February 8, 2017.  ...
Manaf Halbouni vor seiner Installation «Monument» vor der Dresdner Frauenkirche, die im 2. Weltkrieg vollständig zerstört und nach der Wiedervereinigung neu aufgebaut wurde (08.02.2017).Bild: MATTHIAS SCHUMANN/REUTERS

Seine Kunst kommt nicht bei allen gut an, bei der Einweihung am Dienstag gab es Pfeifkonzerte. Die in der sächsischen Hauptstadt stark vertretenen AFD und Pegida toben: «Offenbar will man ganz bewusst die Dresdner düpieren, um damit die Pegida-Bewegung auf die Barrikaden zu bringen», sagt Karin Wilke, kulturpolitische Sprecherin der AfD in Sachsen.

People walk next to the art instalation "Monument" by Syrian artist Manaf Halbouni, made from three passenger busses in Dresden, Germany February 8, 2017. REUTERS/Matthias Schumann
Bild: MATTHIAS SCHUMANN/REUTERS

Dass die Rechten in der AFD-Hochburg das Projekt nicht goutieren würden, wusste Halbouni. Eine andere Kontroverse hingegen traf ihn unvorbereitet.

Civilians walk near upright buses barricading a street, which serve as protection from snipers loyal to Syria's President Bashar al-Assad, in Aleppo's rebel-controlled Bustan al-Qasr neighbo ...
(21.03.2015).Bild: AMMAR ABDULLAH/REUTERS

In einer Aufnahme vom März 2015, als in Aleppo noch Krieg herrschte, weht die Fahne der islamistischen Rebellengruppe Ahrar al-Sham auf den Bussen (siehe oben). Dies wirft die Frage auf, ob die Barrikade wirklich von Zivilisten zum Selbstschutz errichtet wurde. Ahrar al-Sham geniesst einen zweifelhaften Ruf, weil sie früher mit dem «IS» paktierte und heute mit Ablegern von Al-Kaida kooperiert.

Buses barricading a street, which serve as protection from snipers loyal to Syria's President Bashar al-Assad, are pictured in Aleppo's rebel-controlled Bustan al-Qasr neighbourhood March 21 ...
(21.03.2015).Bild: AMMAR ABDULLAH/REUTERS

Künstler Halbouni verteidigt die Aktion: «Das jetzt in den sozialen Medien von der Agentur Reuters stammende Motiv mit der Fahne der Organisation Ahrar al-Sham sehe ich zum ersten Mal», sagt er gegenüber tag24.de. Es sei nicht auszuschliessen, dass die Barrikade im Kriegsverlauf von verschiedenen Parteien in Anspruch genommen wurde.

Three busses are positioned close to the 'Frauenkirche' church in the center of the east German city of Dresden, Germany, Monday, Feb. 6, 2017. Syrian artist Manaf Halbouni placed the three  ...
Bild: Michael Sohn/AP/KEYSTONE

Rückendeckung erhält er vom Kunsthaus Dresden, das für die Aktion verantwortlich ist: «Der zentrale Punkt ist, dass es ein Mahnmal gegen den Krieg und Gewalt in jeglicher Form, auch gegen die Gewalt von Terroristen ist», sagt dessen Leiterin Christiane Mennecke-Schwarz. Es sei nicht die Aufgabe des Kunstwerkes, auf die komplexe Situation der unterschiedlichen Parteien dieses Krieges Bezug zu nehmen.

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Trümmerfeld Aleppo

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Aleppo ist ein Trümmerfeld (Update 13.12.16)
Die Rückeroberung der Stadt Aleppo ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Die Zerstörung der Stadt – ja des ganzen Landes ist enorm.
quelle: ap/ap / hassan ammar
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102 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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m:k:
09.02.2017 12:25registriert Mai 2014
Wenn man wegen einem Friedensmal so wütend ist, dass man auf die Barrikaden geht, liegt der Fehler wohl kaum beim Kunstwerk sondern eher beim eigenen Hass, der so gross ist, dass man nicht einmal den Menschen in der Fremde den Frieden gönnt.
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Conker
09.02.2017 12:27registriert September 2015
Oh, PEGIDA. Die gibts noch? War das nicht der Verein für "Wutbürger" mit schiefer Weltanschauung und unbegründetem Fremdenhass?

P löde
E ngstirnige
G eistesschwache
I dioten
D es
A bendlandes
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c_meier
09.02.2017 12:44registriert März 2015
man könnte bei den Bussen noch einige Vorher/Nachher-Bilder aus Syrien anfügen und wie Dresden damals nach dem Krieg ausgesehen hat...
Regt einem schon zum nachdenken an was in den letzten Jahren in Syrien (aber auch Ostukraine, Afganistan usw) alles zerstört wurde... :(
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«Wenn Israel Territorium einnimmt, gibt es dieses meistens nicht zurück»
Eine Woche nach Assads Sturz bleibt offen, wie es mit Syrien weitergeht. Nahost-Experte Andreas Krieg über den zunehmenden Hass auf Israel, den Einfluss des Westens und die Rolle der syrischen Rebellen als revolutionäres Vorbild.

Nach dem Sturz des Assad-Regimes hat Israel diese Woche massiv Infrastruktur in Syrien zerstört. Waffenlager, Armeeeinrichtungen, Flughäfen, die Marine. Wie beurteilen Sie das Vorgehen Israels?
Andreas Krieg:
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