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Türkei

Erdogan wirft Deniz Yücel Spionage vor

Turkish President Tayyip Erdogan greets the audience during a conference in Istanbul, Turkey, March 3, 2017. Yasin Bulbul/Presidential Palace/Handout via REUTERS ATTENTION EDITORS - THIS PICTURE WAS P ...
Erdogan wirft dem inhaftierten «Welt»-Korrespondent Yücel Spionage vor.Bild: HANDOUT/REUTERS

Erdogan wirft Deniz Yücel Spionage vor

03.03.2017, 19:5204.03.2017, 17:20
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Gegenüber Deutschland hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Ton verschärft: In einer Rede in Istanbul warf er dem inhaftierten «Welt»-Journalisten Deniz Yücel Spionage für Deutschland vor. Dessen Behörden beschuldigte er der Terrorismus-Unterstützung.

Besonders verärgert zeigte sich Erdogan in seiner Rede am Freitagabend über die Absage mehrerer Wahlkampfauftritte seiner Minister in Deutschland. Die türkischen Minister dürften dort nicht sprechen, während Vertreter verbotener Kurdenorganisationen öffentlich das Wort ergreifen dürften, klagte Erdogan.

Kurz vor Erdogans wütendem Redeauftritt hatte es noch Anzeichen für ein Bemühen um diplomatische Beruhigung in der deutsch-türkischen Krise gegeben: Der deutsche Aussenminister Sigmar Gabriel und sein türkischer Amtskollege Mevlüt Cavusoglu telefonierten am Freitagnachmittag und verabredeten nach Angaben aus Ankara ein Treffen für kommenden Mittwoch.

Der deutsche Justizminister Heiko Maas machte klar, für ihn sei angesichts der Verfolgung von Journalisten in der Türkei «die Zeit der leisen Töne vorbei». Dass die Türkei im Fall des Journalisten Yücel so weit gehe, einen deutschen Staatsbürger in Untersuchungshaft zu stecken «wegen einem Vergehen, das wir nicht nachvollziehen können, hat schon eine neue Qualität», sagt Maas der deutsch-türkischen Onlinezeitschrift «Özgürüz».

Auch Bundespräsident Joachim Gauck kritisierte den Umgang mit Yücel als «inakzeptabel». Der Vorgang lasse einen fragen, «ob die Türkei überhaupt noch den Anspruch hat, eine Demokratie und ein Rechtsstaat zu sein», sagte der Bundespräsident dem Magazin «Der Spiegel». (sda/afp)

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MARC AUREL
04.03.2017 09:12registriert Dezember 2014
Der türkische Staat ist schon lange nicht mehr demokratisch. Traurig den Istanbul wäre sehr schön und ein Besuch wert! Aber Heute würde ich nicht mehr dort hin reisen.
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